Witzigmann’s Familien-Kochbuch

Der Geschmack der Kindheit ist etwas, was man nie wieder vergisst. Eine dampfende Suppe, ein Festtagsbraten, ein duftender Gugelhupf auf dem gedeckten Tisch, das sind lebendige Erinnerungen, die man in sich trägt, ein Leben lang. Ich hatte Glück: Meine Mutter kochte jeden Tag für die Familie, abwechslungsreich, genussvoll und mit Freude. Es war völlig selbstverständlich, dass sich die Familie für die Mahlzeiten um den Tisch versammelte. Kochen und Essen waren ein fester Bestandteil des Familienlebens, etwas, was uns verband.
Die meisten Kinder heute haben nicht so viel Glück.

Zum Frühstück bekommen sie gezuckerte Cornflakes, als Pausenbrot einen Schokoriegel, mittags ein Stück Kuchen vom Bäcker, und zwischendurch wird alles genascht, was in Griffweite steht. Abends vor dem Fernseher gibt es dann noch eine Tiefkühlpizza. Ein Horrorszenario? Nein, leider ist das die beschämende Realität. Genau so sieht heute der kulinarische Tagesablauf vieler Kinder aus. Zu vieler Kinder.
Zum ersten Mal stutzig geworden bin ich, als ich zu Gast in einer Schule war, um Kindern zu zeigen, welch ein Abenteuer das Schmecken sein kann.

Auf einem Tisch lagen Löffel – einer mit Schokolade, einer mit Zitrone, dazu Artischocke, Pepperoni, Salzstangen, zehn Löffel waren es insgesamt. Die Kinder kicherten erwartungsvoll. Dann wurde probiert. Ich musste fassungslos feststellen, dass unsere Kinder nicht mehr schmecken können! Sauer, salzig, bitter, süß oder scharf, es fiel ihnen schwer, das genau auseinander zu halten. Im Windschatten von Burgern und Convenience Food, im kulinarischen Störfeuer aus Aromastoffen und Geschmacksverstärkern haben sie das verloren, was die Basis allen genussvollen Essens ist ­ den Sin nfür Unterschiede, die Wahrnehmung von Nuancen.

Halb so schlimm? Nein! Wir können diesen dramatischen Verfall der Esskultur nicht einfach hinnehmen. Geschmack kommt von Schmecken, das wird oft vergessen. Und weil die Kinder gar nicht mehr richtig schmecken können, stopfen sie alles achtlos in sich hinein, was sie im Supermarktregal finden. Was also tun?
Sie halten ein Buch in den Händen, das nicht einfach ein Kinderkochbuch ist.

Es ist ein Familienkochbuch, und das meine ich ganz wörtlich. Die ganze Familie kann mitmachen, kann das Erlebnis Kochen teilen. Ich weiß, dass sich das Familienleben heute verändert hat. Viele Familien zerbrechen, die Zeit ist knapp, der Alltag ist eine Herausforderung geworden. Doch in Wahrheit ist richtiges Essen vor allem eine Frage des Bewusstseins. Ganz egal, ob eine allein erziehende Mutter mit ihrem Kind einen Risotto kocht, der Großvater mit seinem Enkel Plätzchen backt oder der Vater die Freunde seines Kindes zum Tortilla-Essen einlädt ­ immer steht das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund.

Sie finden in diesem Buch für jeden Monat des Jahres Anregungen, Informationen und Tipps. Wie kaufe ich sinnvoll ein? Woran erkenne ich gutes Fleisch? Wie hängen Ernährung und Gesundheit zusammen? Eine Fülle von speziell ausgesuchten Rezepten in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden lässt Ihnen die Wahl, ob Sie „auf die Schnelle etwas auf den Tisch stellen wollen, oder ob Sie sich Zeit nehmen möchten. Im Rhythmus der Jahreszeiten können Sie sich kulinarisch inspirieren lassen, vom Familienbrunch über ein Sommerpicknick bis zu Halloween. Dass es dabei gesünder zugeht als beim unbedachten Griff zu Fertigprodukten, versteht sich von selbst. Aber das ist eher eine positive Nebenwirkung. Niemand möchte mit erhobenem Zeigefinger und mit einer Vitamintabelle neben dem Herd kochen. Lustvoll geht es deshalb in diesem Buch zu, sinnlich und fantasievoll. Es ist ein Mitmachbuch im besten Sinne. Deshalb gibt es auch in jedem Kapitel einfache Geschmackstests, die Sie mit Ihren Kindern ausprobieren können. Denn Schmecken kann wirklich ein Abenteuer sein.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Entdecken dieses Buchs,
Ihr Eckart Witzigmann

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