Lebensart á la Provençe – eine Liebeserklärung

Ute Meyer
Küche des Midi / Geschichten und Rezepte aus der Provence
Edition Bernd Reimer, Frankfurt am Main
192 Seiten, 21 Euro
ISBN 3-978-86638-909-0
http://www.brdruck.de/brverlag/index2.htm
http://www.dielmann-verlag.de/die_autoren/frame/die_autoren.htm

Für ein Koch-Buch ist es ein verhältnismäßig schmaler Band. Aber er stellt
dabei ein kleines Wunder dar, vereint es doch cleveren Einkaufszettel mit
einem feinen Rezepte-Fundus zur Küche Südfrankreichs.

Die Autorin heißt Ute Mayer, ist 1955 geboren und arbeitet als
Kiminalkommissarin in Frankfurt am Main. Offenbar jedoch zieht es sie seit
vielen Jahren immer wieder in die Provence, wo sie nicht nur in die Töpfe
schaut und nachkocht, was sich ihrer Nase und ihrem Gaumen bietet – sondern
sie hat sich mit viel Liebe in dem südlichen Landstrich umgetan.

Ihre »Rezepte und Geschichten aus der Provence«, wie es im Untertitel heißt,
beginnt Ute Meyer mit einer pfiffigen Einführung in das »Midi«, wie die
Provence auch genannt wird. Und schon geht es zu den berühmten und gerühmten
Produkten der provencalischen Tafel über: zu Kapiteln über die Kräuter und
die Süßigkeiten, die kräftigen Öle und herrlichen Käsesorten der Provence,
wo sie vor allem die eigenwilligen Ziegenkäsesorten ausgiebig beschreibt.
Ein eigenes Kapitel ist dem Brot der Region gegönnt, bevor auf über 40
Seiten kenntnisreich die Weine der Gegend vorgestellt werden.
Immer ist Ute Meyer dabei um das Besondere, das Abgelegene bemüht, ohne die
Standards, die man kennt zu vernachlässigen – wodurch ihr Buch sowohl für
den »Crack« wie auch für den Einsteiger in das provencalische Kochen höchst
nützlich wird.

Dann der Hauptteil mit den Rezepten des Bandes, also Vorspeisen und Salate,
Suppen, Geflügel-, Wild- und Fleisch-Gerichte, dann ein riesiges Kapitel
über die Gemüse zahlreiche Zubereitungsweisen für Auberginen, Kichererbsen,
Zucchinis und was da sonst gedeiht in der hinreißenden Landschaft – und am
Ende darf man in Desserts, Kuchen und Sorbets schwelgen.

Das Buch besticht aber auch dadurch, daß der kluge Aufbau der Rezepte und
machender Entdeckungen und Gaumenexperimente in einem freundlichen, aber
stets versierten Plauderton etliche Anreicherungen liefert. Die Autorin hat
viele Episoden versammelt, man erfährt Legenden und Anekdoten,
beispielsweise über den legendären Résistance-Kämpfer Jean Moulin, so daß
einem die Regioin Provence auch aus dieser historischen und kulturellen
Sicht heraus vertraut wird. Entsprechend werden auch die Weingüter und
Ölpressen nicht nur durch eine kenntnisreiche Schilderung von Produkten und
im Sinne einer regelrechten Einkaufstour vermittelt – sondern oft auch in
kurzen, aber eindrücklichen Porträts ihrer Inhaber. Das schafft Hintergrund
zu den außergewöhnlichen und hochwertigen Produkten, die man sonst oft genug
vermissen muß. Obendrein gibt einem Ute Meyer noch die französischen Namen,
die Bezeichungen der Waren und die nötigen Wendungen zum Einkaufen mit auf
den Weg. – Ganz günstig ist das Buch mit seinen 21 Euro Ladenpreis nicht
gerade, aber es scheint doch jeden Cent wert, wenn man sich die Genüsse vor
Augen hält, die es verspricht – und sicher einzulösen hilft.

Wenn man sich also entlang der Cote d?Azur aufhalten will, dürfte dieses
Buch unersetzliche Dienste leisten. Kaum ist je der Süd-Osten Frankreichs so
liebevoll und kenntnisreich vermittelt worden, und am Ende ist Ute
Meyers »Küche des Midi« ebenso sehr eine schwärmerische Liebeserklärung wie
ein umfangreich brauchbares Handbuch. Kurzum, ein höchst empfehlenswertes
Buch zum Schmökern und Nachkochen!

(D.K. Egner, Liederbach)

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