Sterneköche wählen Joachim Wissler

68 der besten Köche Deutschlands haben abgestimmt: Wissler gewinnt knapp vor Wohlfahrt – Aufsteiger wurde Michael Kempf vom Berliner Facil

Es gibt eine Wachablösung an der Spitze der deutschen Kochlandschaft: Während sich in allen nationalen Guides Harald Wohlfahrt und Joachim Wissler seit zwei Jahren ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen geben, ist für die Top Einhundert der besten Köche Deutschlands Joachim Wissler vom Schlosshotel Bensberg bei Köln der Favorit.

Die besten Köche Deutschlands haben abgestimmt. Die Spitzenköche, die sich aus den Top Einhundert des Volkenborn-Rankings ergeben, haben auf dem Gourmet-Portal die-besten-koeche.com einen Monat lang ihre Stimmen abgegeben. In den Kategorien „Der beste Koch Deutschlands“, „Der Avantgardist“, „Frischfleisch – jung und aufstrebend“, „World’s Best“ und „Lebenswerk – beeindruckende Leistungen und Vita“ wählten sie jeweils die besten drei Vertreter.

Der Jüngere hat die Nase vorn bei den Kollegen

Zum Koch der Köche wurde Joachim Wissler gewählt. Nach der Volkenborn-Liste, die seit 21 Jahren anhand eines ausgeklügelten Systems analysiert, welcher Koch an welchem Platz im nationalen Ranking steht, haben Joachim Wissler und Harald Wohlfahrt mit jeweils 101,20 Punkten Gleichstand. Auch Guide Michelin und Gault Millau bewerten beide Köche mit drei Sternen sowie 19,5 Punkten und vier Hauben gleich. Für die besten deutschen Köche ist jedoch der Drei-Sterne-Koch aus Bensberg die Nummer eins im Lande. Der 52-jährige Wohlfahrt, der 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde und zahlreiche höchst erfolgreiche Köche ausbildete, rangiert direkt auf dem zweiten Platz. Auf dem dritten Platz landete Wohlfahrt-Schüler Klaus Erfort, der erst vor wenigen Monaten mit drei Sternen und 19 Punkten in den deutschen Kocholymp aufgestiegen ist. Der Koch der Köche Joachim Wissler empfindet seine Spitzenposition als große Ehre.
„Natürlich haben mir öfters andere deutsche Köche gesagt, dass sie mich sehr schätzen, aber von den Kollegen in einem geheimen Voting so stark bestätigt zu werden, ist nochmal etwas ganz Besonderes.“

Mit Erkenntnissen aus der Forschung zum Avantgardisten des Jahres

Das Rennen um den wichtigsten deutschen Avantgardisten machte Drei-Sterne-Koch Juan Amador aus Langen bei Frankfurt. Schon seit vielen Jahren nutzt Amador die Erkenntnisse der modernen kulinarischen Forschung für eine zeitgemäße internationale Küche. Dicht hinter ihm folgt Sven Elverfeld vom Aqua aus Wolfsburg, den der Guide Michelin zuletzt zum Hoffnungsträger für einen dritten Stern ernannt hatte. Dritter wurde Michael Hoffmann, Inhaber des Berliner Sterne-Restaurants Margaux. Die innovative Kräuterküche des ehemaligen Witzigmann-Schülers überzeugt somit Kritiker und Kollegen gleichermaßen.

Der Aufsteiger kocht in Berlin

Besonders spannend war das Rennen um die Aufsteiger – das „Frischfleisch“ der deutschen Kochelite. Wer wird in Zukunft den Ton in der Topliga angeben? Mit großem Vorsprung wurde Michael Kempf aus dem Berliner Facil zum größten Talent gevoted. Der Gault Millau hatte den 31-jährigen Sternekoch in diesem Jahr bereits zum Aufsteiger des Jahres gewählt. Auf den zweiten Platz kam Mario Lohninger vom Bed-Restaurant Silk in Frankfurt, dem schon von vielen Seiten großes Talent bescheinigt wurde, unter anderem in Amerika von der New York Times, die ihn seinerzeit mit drei Sternen bedachte. Auf Platz drei wählten die deutschen Köche ihren Kollegen Patrick Bittner aus dem Frankfurter Francais. Seit Jahren versucht sich der ehemalige Dieter-Müller-Schüler glücklos daran, einen Stern zu erkochen, dem Gault Millau ist seine Küchenleistung jedoch konstant 17 Punkte wert. Und die Kollegen scheinen ihn ebenfalls höher einzuordnen.

World’s Best ist ein Franzose

Bei der Wahl der internationalen Köche landete Großmeister Alain Ducasse, Herr über ein inzwischen schier unübersehbares Netz aus internationalen Ein- bis Drei-Sterne-Restaurants, auf dem ersten Platz. Gemeinsam mit dem Meister der Moderne aus Holland: Sergio Herman. Erst auf dem dritten Platz sehen die deutschen Köche den allgegenwärtigen Ferran Adrià aus Spanien.

Winklers Lebenswerk beeindruckt deutsche Köche am meisten

Mit großer Mehrheit fiel die Entscheidung für den Preis „Lebenswerk“: Altmeister Heinz Winkler, einer der Pioniere des deutschen Küchenwunders, wurde vom Guide Michelin über 20 mal mit drei Sternen ausgezeichnet, die Wahl durch seine Kollegen für beeindruckende Leistungen und Vita kommt also nicht von ungefähr. Winkler freut sich über diese Ehrung ganz besonders. „Ich hab so viel in meinem Leben gemacht. Erst das Tantris in München, dann das Tristan auf Mallorca, danach die Residenz in Aschau und nun noch das Restaurant in Moskau – es ist schön, dass die Kollegen zu schätzen wissen, dass man sich auch was traut.“

Einen Monat lang hatten die Köche Zeit, um ihre Favoriten unter den Top Einhundert der deutschen Spitzenköche zu benennen, wobei sich niemand selbst wählen konnte. 68% der Spitzenköche beteiligten sich an der Wahl, nur wenige verzichteten auf die Möglichkeit, selbst ein Wörtchen mitzusprechen, wer die Besten der Besten ihrer Zunft sind. Die Idee zu dieser in Deutschland einmaligen Aktion hatten Christian Stromann und Hannes Buchner, die Betreiber des Online-Portals. Sie wollen mit diesem kollektiven Köche-Urteil eine Ergänzung zu den klassischen Kritiker-Institutionen schaffen.

Die Preisträger sowie die Zweit- und Drittplatzierten jeder Kategorie wurden im Qui in The Mandala Hotel ausgezeichnet.

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