Sex ist der Motor des Internets

Wie die Ware Sex die digitale Welt vorantreibt Erotik-Branche setzt voll aufs Web

Jede vierte Suchmaschinen-
Anfrage dreht sich um das Thema Porno. 43 Prozent aller Websurfer
treiben sich gern mal auf Sex-Sites herum. Jeder fünfte Mann surft
während der Arbeitszeit auf Porno-Seiten. Die Zahlen legen nahe,
dass die Online-Geschäfte der Pornobranche bestens laufen. Die Sex-
Industrie unternimmt auch einiges für diese wirtschaftlichen Erfolge:
Wie ein Report im Technikmagazin CHIP zeigt, verstehen sich die
Sex-Produzenten seit jeher als technologische Trendsetter, die mit
Kreativität und Offenheit das Feld für andere Branchen bereiten. Das
begann in den siebziger Jahren mit der Entscheidung für das Video-
System VHS, das sich daraufhin am Markt durchsetzte, und findet beim
interaktiven Web 2.0 einen vorläufigen Höhepunkt.

Nach einer Statistik des Online-Dienstes Alexa.com surfen weit
mehr Menschen in Deutschland zum Videoportal Youporn als zum
Internet-Riesen T-Online. Youporn ist so etwas wie ein schmuddeliger
Verwandter des Web-2.0-Klassikers Youtube: User laden selbstgedrehte
oder kopierte Sexfilmchen hoch, jeder kann sie sich ansehen. Kosten-
los, ohne Registrierung, ohne Alterskontrolle. Hält der Trend an,
wird Youporn in Deutschland bald Google überholen. Trotz der offen-
sichtlichen Popularität taucht der Sex-Konsum in Statistiken von
Behörden oder Unternehmen nicht auf. CHIP zitiert dazu Jakob Berndt,
der als strategischer Planer für die Werbeagentur Jung von Matt
arbeitet: “Kein Mensch redet über das Thema. Dabei würde es das
Internet in seiner heutigen Form ohne Pornos wahrscheinlich
gar nicht geben.”

Die Erotik-Branche machte im Internet bereits Milliarden-Umsätze,
als die braven Buchhändler noch nicht einmal online waren. Ein
Erfolgsgeheimnis war der offensive Umgang mit dem Thema e-Commerce
in den Gründertagen des Web, wie CHIP-Redakteur Andreas Hentschel
erklärt: “Die Erotik-Portale verfügten seinerzeit über die
leistungsfähigsten Server, sie setzten die besten Codecs zur
Video-Komprimierung ein und sie bauten bereits kundenfreundliche
Shopsysteme und Datenbanken auf, als manche Großunternehmen noch
nicht einmal eine Domain reserviert hatten.”

Kein Wunder, dass die Hollywood-Studios derzeit auf die
Porno-Branche schielen: Sie erwarten sich im Dauerstreit um den
hochauflösenden DVD-Nachfolger eine Entscheidung des Trendsetters.
Doch die Sex-Industrie scheint sich bereits von beiden konkurrie-
renden Formaten verabschiedet zu haben. CHIP zitiert Jan Otzen,
Director Online-Entertainment & Online-Shopping der Beate Uhse AG:
“Ob Blu-ray oder HD-DVD spielt für uns keine Rolle. Die DVD als
Filmmedium stirbt und wird abgelöst vom Video im Web.”

In fünf Jahren, so mutmaßt Otzen in CHIP, werde “das Internet
direkt mit dem Fernseher verbunden sein und die Kunden können über
die Fernbedienung auf unser Angebot zugreifen.” Hochauflösende Bilder
seien dann Standard. Das Handy werde aber keine Rolle spielen: “Nicht
bei den Bewegtbildern. Die Displays sind zu klein, außerdem nutzt man
Handys vor allem im öffentlichen Raum.”

Der komplette Report erscheint in der aktuellen CHIP 10/2007, die
am 7. September in den Handel kommt.

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