Im Ganzen eingelegte und anschließend gebratene Feldmäuse

Andere Länder, andere Fritten
Was man alles braten kann…

In jüngster Zeit berichten Medien vermehrt über Insekten und andere eiweißreiche Alternativen aus dem Tierreich, die im Sinne des Klimaschutzes dazu beitragen könnten, auf traditionelle Fleischprodukte zu verzichten.

In Asien beispielsweise spielen für Westeuropäer undenkbare Ernährungsbestandteile eine bedeutende Rolle auf dem Speiseplan: Im Ganzen eingelegte und anschließend gebratene Feldmäuse sind nur ein Beispiel für eine westliche Tabuzone, aber auch für eine gängige ostasiatische Hausmannskost. Wenn beispielsweise die endlosen Reisfelder im Mekongdelta Vietnams geflutet werden, können die Nager zu Hunderten auf einfachste Weise gefangen werden, da sie aus ihren Höhlen an die Oberfläche kommen. Eine Eiweißquelle, die angesichts der Bevölkerungszahl und -dichte Asiens kaum links liegen gelassen werden kann – aber auch nur dann, wenn man Fragen des Tierschutzes beim Fang, Transport und Zubereitung außer Acht lässt.

Noch offensichtlicher wird dieser Konflikt bei Ernährungsgewohnheiten, die geschützte und seltene Tierarten betreffen. Königskobras lebendig in großen Gläsern in Reisschnaps einzulegen bewirkt beispielsweise, dass deren Gift langsam in den Schnaps abgegeben wird. Ihm wird stärkende und gesundheitsfördernde Wirkung zugesprochen, wie etwa Linderung bei Rückenschmerzen. Verboten ist zwar der Wildfang, aber umso höher ist der Wert auf dem Schwarzmarkt.

Die lokalen Märkte sind ein Spiegel für die gängigsten „Produkte“ als Eiweißlieferanten – und auch dafür, wie mit diesen umgegangen wird: Fertig gehäutete Frösche, die aber noch zucken, Kröten, deren Beine am Körper festgebunden werden, damit sie nicht aus dem Marktkorb springen oder Schildkröten, die an einem Bein gefesselt am ständigen Fluchtimpuls gehindert werden. Ein Spiegel ist das alles aber auch für unseren eigenen Umgang mit Tieren, innerhalb der Produktionsprozesse. Sind Küken auf Fließbändern, Schalentiere, die lebendig in kochendes Wasser gesetzt werden, oder nutzloser Beifang in der Fischerei nur weniger schockierend, weil wir uns daran schon gewöhnt haben? Ob Hund, Katze, Maus, Schwein oder Huhn – am Ende kommt es darauf an wie wir damit umgehen.

Das „Was“ ist aber besonders wichtig im Hinblick auf den Artenschutz. Solange Produkte aus Tigerknochen oder Nashorn-Hörnern im Ruf stehen, besondere Wunder beim Menschen zu bewirken, wird es weitergehen, bis der letzte Tiger geschossen ist. Das letzte Java-Nashorn wurde in Vietnam bereits 2010 von Wilderern erlegt.
Friederike Heidenhof, www.aid.de, aus Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) / Vietnam

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