Studie: Schokolade gut gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Langzeitstudie bestätigt: Schokolade kann das Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken

Der tägliche Verzehr von einem kleinen Stück
Schokolade kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken,
insbesondere für Schlaganfall. Dabei ist der Effekt zum Teil auf eine
blutdrucksenkende Wirkung der Schokolade zurückzuführen. Zu diesem
Ergebnis kam ein Forscherteam vom Deutschen Institut für
Ernährungsforschung (DIfE), nachdem es die Daten einer großen
Langzeitstudie* mit circa 20.000 Teilnehmern ausgewertet hatte. Die
Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift
European Heart Journal (Buijsse et al., 2010; Chocolate consumption in
relation to blood pressure and risk of cardiovascular disease in German
adults, DOI 10.1093/eurheartj/ehq068).

Der in dunkler Schokolade enthaltene Kakao enthält viele Flavanole, die
sich günstig auf die Elastizität der Blutgefäße und den Blutdruck
auswirken. Dies haben in den letzten Jahren verschiedene klinische
Kurzzeitstudien belegen können. Ergebnisse aus Langzeitstudien gab es
aber kaum. Ein Grund für die DIfE-Forscher, den Sachverhalt mit Hilfe
der Potsdamer EPIC*-Studiendaten zu überprüfen und mit dem Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung zu bringen.

In der aktuellen Studie erlitten während der durchschnittlichen
Nachbeobachtungszeit von etwa acht Jahren 166 Studienteilnehmer einen
Herzinfarkt – 136 Personen erkrankten an einem Schlaganfall. Aus den
in den Jahren 1994 bis 1998 erhobenen EPIC-Basisdaten ermittelten die
Forscher die Zusammenhänge zwischen dem Schokoladenverzehr, dem
Blutdruck und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wie die Studie zeigt, haben Personen, die im Schnitt etwa sieben Gramm
kakaohaltiger Schokolade pro Tag verzehren, im Vergleich zu Personen,
die nur wenig Schokolade essen, ein um fast 40 Prozent verringertes
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei sank das
Schlaganfallrisiko um fast die Hälfte – das Herzinfarktrisiko
verminderte sich um 27 Prozent.

„Schokolade ist für ihren blutdrucksenkenden Effekt bekannt. Da ein
hoher Blutdruck für Schlaganfälle ein stärkerer Risikofaktor ist als für
Herzinfarkte, haben wir erwartetet, dass der Schokoladenverzehr auch
stärker mit einem verminderten Schlaganfallrisiko verbunden ist.
Genau dies haben wir in den Studiendaten gesehen“, sagt Brian Buijsse,
Erstautor der Studie.

In der aktuellen Studie hatten die Personen mit dem höchsten
Schokoladenverzehr einen geringeren Blutdruck als die Personen mit dem
geringsten Schokoladenverzehr. Allerdings war der Blutdruckunterschied
weniger stark ausgeprägt als in anderen Studien. Ein Grund für die
relativ geringe Blutdrucksenkung könne die Vorliebe der meisten
Studienteilnehmer für Vollmilchschokolade sein, mutmaßt Buijsse. Denn
Vollmilchschokolade hat einen geringeren Kakaoanteil als
Bitterschokolade und somit auch einen geringeren Anteil an
blutdrucksenkenden Flavanolen.

Heiner Boeing, Studienleiter der Potsdamer EPIC-Studie, merkt an, dass
die neuen Studienergebnisse keinen Freibrief für einen ungehemmten
Schokoladenverzehr erteilen. Schokolade in großen Mengen konsumiert
macht dick und ist damit ungesund. Geringe Mengen Schokolade können
dagegen die kardiovaskuläre Gesundheit verbessern. Dabei sind
insbesondere Schokoladen mit einem hohen Kakaoanteil zu empfehlen, der
eigentlichen Wirksubstanz.

Hintergrundinformation:
Die *Potsdamer EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and
Nutrition)-Studie ist Teil der Gesamt-EPIC-Studie. Die EPIC-Studie ist
eine prospektive Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und
anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der
EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern
mit insgesamt 519.000 Studienteilnehmern beteiligt.

Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die
Teilnehmer/innen zu Beginn der Studie noch nicht an der zu
untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte
Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine
Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert
werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven
Studien.

Erstautor Brian Buijsse hatte bereits vor vier Jahren durch die
Auswertung einer niederländischen Bevölkerungsstudie gezeigt, dass
Personen, die im Durchschnitt täglich vier Gramm Kakao verzehren, nicht
nur einen niedrigeren Blutdruck, sondern auch ein vermindertes Risiko
haben, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Vier Gramm Kakao ist
eine Menge, die mit zehn Gramm Bitterschokolade vergleichbar ist. In der
niederländischen Studie wertete Buijsse zusammen mit seinen Kollegen die
medizinischen Daten von 470 Männern aus, die in einem
Beobachtungszeitraum von 15 Jahren erhoben worden waren. Lit.: Arch
Intern Med. 2006 Feb 27;166(4):411-7. Cocoa intake, blood pressure, and
cardiovascular mortality: the Zutphen Elderly Study. Buijsse B, Feskens
EJ, Kok FJ, Kromhout D.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen
ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention,
Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln.
Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes und
Krebs.

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