RGF goes “Rampensau”

Ein Bericht zur Feuerprobe der Veranstaltungsreihe “Schmatzen, Schmecken, Schmoeckern” der Roten Gourmet Fraktion am 20. und 21. Mai 07 – Von Anna Schunck

Rock-Beats und ein Publikum in Action: Wer im Hamburger Mandarin Kasino ein
Dessert ergattern wollte, musste vollen Einsatz zeigen ­ und zwar
hauptsaechlich mit den Haenden. In der spontan als “Eimerkette”
betitelten Menschenschlange wurde Glas um Glas voll leckerem
Erdbeer-Walnussragout mit Whiskeyhaube auf Joghurtmousse weitergereicht, von
Mann zu Mann, von der Buehne aus in Richtung Publikum. Und das liess es sich
schmecken. Denn gekocht, zubereitet und angerichtet hatte niemand geringeres
als die “Rote Gourmet Fraktion”, Deutschlands bekannteste Tournee-Koch-Crew
unter der Leitung von Joerg und Ole, den Koepfen der RGF.

Damit nicht genug: Unterstuetzung nicht nur in der rekordverdaechtigen
“Eimerkette” sondern auch auf der Buehne bekamen die Jungs vom sympathischen
Drei-Fragezeichen-Star Oliver Rohrbeck, der das Gourmet-Menue der
Promi-Caterer mit seiner beruehmten Stimme und vier amuesanten
Lese-Geschichten anreicherte.

Auch im Publikum traf man Stars wie Simon Triebel (Musiker von Juli),
Fernseh- und Buehnen-Starkoch Tim Maelzer, sowie Hollow Skai, der Autor, der
mit den Jungs ihr in 2001 erschienenes Buch “Kochen fuer Rockstars”
geschrieben hat. Sie liessen es sich nicht nehmen, sich das Buehnendebuet
der Backstage-Althasen und OnStage-Neulingen anzusehen.

“Schmatzen, Schmecken, Schmoekern” heisst das rasante Show-Programm für alle
Sinne, mit dem die RGF, präsentiert von BosFood, kochmesser.de, Eastpak,
Famous Grouse und anderen, nach der gelungenen Feuerprobe im Herbst/Winter
dieses Jahres auf Deutschland-Tour gehen will. Unterstuetzt durch namhafte
Literaten und lesebegabte Promis trauen sich die Rockstar-Gourmets aus den
Tiefen des Backstage-Bereichs mit samt ihrer Tour-Kueche ins Rampenlicht.
Und genau da ­ das haben die ersten beiden Shows in der heimischen
Hansestadt bewiesen ­ gehoeren Joerg Raufeisen und Ole Plogstedt auch hin.
Schon allein, damit auch weniger beruehmte Hungrige einmal in den Genuss der
eigenwilligen und leckeren Gerichte kommen, die sonst nur Groessen wie
“Rosenstolz”, “Juli”, den “Toten Hosen” oder “The Rasmus” vorbehalten sind.

In Mitten einer Deko aus roten Sternen, ueberdimensionalem
Plastik-Ungeziefer und Totenkoepfen erklaerten die Promi-Koeche, wie gewohnt
uneitel in Band-T-Shirt und Muetze, ihrem Publikum den Hauptgang “Ratte in
Rollsplitt” (Perlhuhn in Mohn) samt Entstehungsgeschichte des Titels ebenso
plausibel und amuesant wie die Zubereitung der dazugehoerigen genialen
Ingwer-Chili-Moehren. Servieren mussten sich die Gaeste ihren Teller selbst,
wozu sie auf die Buehne gebeten wurden und beim Anrichten zuschauen konnten.

Anschliessend lauschten auch die RGF-Gourmets zusammen mit ihren Gaesten
wieder der Stimme, mit der viele Erwachsengewordene – auch wenn sie es nicht
offen zugeben – bis heute noch taeglich einschlafen. Und auch im Kino, zum
Beispiel als Ben Stiller, hat das Publikum Oliver Rohrbeck, der ausserdem
Regisseur zahlreicher Synchron-Produktionen ist und ein eigenes Studio in
Berlin betreibt, laengst lieb gewonnen.

Zur Belohnung fuer Lesekunst und Drei-Gaenge-Spitzenmenue gab’s am Ende
reichlich Applaus und letzte Anregungen für die grosse Tournee. Weitere
Unterstuetzer, Praesentatoren und Sponsoren dafuer werden noch gesucht und
koennen sich bei Interesse an info@rote-gourmet-fraktion.de wenden.

Interview

Schunck: Wie kamt Ihr auf die Idee, eine Veranstaltungsreihe wie “Schmatzen,
Schmecken, Schmoekern” auf die Beine zu stellen?

RGF: Letztes Jahr wurden wir vom Autoren und Russendisko-Erfinder, Wladimir
Kaminer angefragt, zu einer Lesung seines damals frisch erschienenen Buches
“Kueche Totalitaer”, in dem er sich, gespickt mit regionalen Rezepten, ueber
die russische Kueche auslaesst, zu kochen. Wir suchten uns drei Rezepte aus,
bauten unsere Tourkueche auf der Buehne des Mandarin Kasinos auf und
kochten, im Wechsel mit Lesedarbietungen von Wladimir und seiner Frau Olga,
los. Alle waren begeistert, wir auch. So entstand die Idee, nach aehnlichem
Konzept zu touren.

Schunck: Seid Ihr zufrieden mit den beiden ersten Probeveranstaltungen?

RGF: Fuer¹s erste schon. Wir haben ungeheuer viel gelernt, viel Lob, aber
auch viel konstruktive Kritik einstecken muessen, fuer die wir sehr dankbar
sind.

Schunck: Zum Beispiel…?

Wir sollten unbedingt mehr von uns zeigen und erzaehlen.
Eigentlich wollten wir dem Publikum “nur” einen netten Abend mit einem
netten Menue und netten Leseeinlagen und einem kleinen bisschen Moderation
durch uns bieten und keine Kochshow oder Selbstdarstellung zeigen. Die
Resonanzen gingen aber tendenziell dahin, dass man durchaus mehr Kocherei
und mehr von unserem, in unseren Augen eigentlich gar nicht so
spektakulaeren, wildem Berufsleben auf Tour und Backstage wissen wollte. Das
ist gar nicht so einfach, den Leuten fuer uns alltaegliche Dinge, spannend
und amuesant nahe zu bringen. Mick Jagger, geht es wohl aehnlich, wie wir
neulich in der Zeitung gelesen haben, der mitten beim Schreiben seiner
Biographie entschied, das Projekt zu stoppen, da ihm aus seiner Sicht
auffiel, dass er ein sehr langweiliges und unspannendes Leben hatte, dass
das sicher niemand lesen wolle.

Schunck: Wie wollt ihr bei Eurer Tour vorgehen?

RGF: Darueber denken wir gerade nach. Es wird wohl eine Leinwand geben, auf
der wir Showkochaktionen, die bei den beiden Showcases eher weniger
prominent vorkamen, für alle gut sichtbar machen koennen und per Diashow von
unserem Tourleben berichten koennen.

Schunck: Darf man sich dann auf Fotos von Rockstars, ganz privat bekleidet
nur mit Unterhosen in ihren Garderobe freuen?

RGF: Lach… Ganz sicher nicht. Es geht ja nicht darum, Spaesse auf Kosten
anderer zu machen – das machen wir schon selbst gegenseitig – oder
Backstage-Geheimnisse Preis zu geben, sondern um uns, unsere Kueche und die
kleinen lustigen Dinge die uns so widerfahren. Unsere Kundschaft aus dem
Musikbusiness braucht keine Angst zu haben, vorgefuehrt oder verraten zu
werden. Ehrensache.

Schunck: Ihr beide habt, wie Ihr beweisen konntet, einen grossen
Unterhaltungswert. Zum Beispiel zickt ihr Euch auch gern mal auf charmante
Weise gegenseitig an um euch gleich darauf wieder ganz locker zu versoehnen.
Kann man sich so den Tournee-Kuechen-Alltag vorstellen oder woher nehmt ihr
das?

RGF: Ist es so? Keine Ahnung. Wir sind halt seit mittlerweile über 18 Jahren
eng befreundet, fast wie verheiratet. Da kann man sich gegenseitig, ohne den
anderen zu verletzen, einiges an Frechheiten an den Kopf werfen, was, wie
wir im Alltag auch feststellen, bei denen, die es mitbekommen, gut ankommt.
Aber auf der Buehne genauso ruppig zu sein, wie im “Echten Leben” erfordert,
wie wir gemerkt haben, noch etwas Uebung. Wir koennen noch doller!

Schunck: Ich wuensche Euch viel Erfolg und, meine Meinung, aendert nicht
zuviel an Eurem Showkonzept.

www.rote-gourmet-fraktion.de

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