Kim Chi, Berlin

Noch 24 Stufen, noch neun, wir sind da! Das Entree des „Kim Chi“ ist nicht gerade besonders einladend. Dafür ist der kahle Treppenaufgang am Kurfürstendamm schon zu alt, seit 1979 zieht es die Gäste in das älteste koreanische Restaurant der Stadt, da ist so manches inzwischen abgeblättert. Alteingesessene Berliner werden sich noch erinnern, dass dort einst die Schweizer Lokalität des „Churfirsten“ residierte, später zusammen mit dem alten Restaurant „Kim Chi“.

Vor einigen Wochen hat eine neue koreanische Generation das Restaurant übernommen, alles Rustikale rausgeschmissen und ein modernes Ambiente mit Loungebereich und schwarzen Ledersesseln geschaffen. Es läuft Club-%Musik, das einfache, aber entspannte Design ist einladend, auf den Tischen stehen Sets aus Holz und formschönes Porzellan. Geblieben ist ein Teil des Stammpublikums – gemessen daran, wie viele Koreaner hier zum Essen kommen, muss es einfach gut sein.

Die Regel erweist sich als immer noch richtig. Als perfekte Einstimmung kommen verschiedene Tees aus Zitronen- und Ingwerfrüchten (2 Euro) an den Tisch. Die Meeresfrüchte mit Gemüse sind richtig scharf, sehr gut abgestimmt, allerdings schmecken manche Tinten-%fische gummiartig, anders wäre %es schlecht zu beschreiben. Ein Teller kostet 13,50 Euro, eine ganze Platte 22,50 Euro. Der gedäm-%pfte schwarze Heilbutt (22,50 Euro) ist ausgezeichnet. Das zarte und feine Fleisch zerfällt im Mund und ist äußerst aromatisch.

Die Teigtaschen mit Hühnchen und Gemüse aus dem Bulgogi-Menü (26,50 Euro) sind wunderbar würzig, ebenso die Rind- und Schweinestreifen, die am Tisch auf dem Holzkohlengrill zubereitet werden. Dazu werden Reis und zahlreiche Varianten von Kim Chi (scharfes eingelegtes Gemüse) gereicht, Kohl, Rettich, Gurken, Wurzeln, viel Knoblauch und Chili. Das gegrillte Fleisch mit dem Gemüse ist ein Gang, der ernährungsphysiologisch extrem gesund ist und schlank hält. Das dünne Fleisch ist so stark mariniert, dass es sich fast von allein am Gaumen auflöst.

Das Einzige, was uns etwas störte, war der Service, der zwar %charmant, aber noch etwas unbeholfen daherkam und bei dem sprachliche Verständigungsprobleme zu überwinden waren. Derzeit wird ein deutschsprachiger Koreaner in die Geheimnisse seiner Landesküche eingeführt, die Gäste werden das in den kommenden Wochen sicher zu schätzen wissen.

Kim Chi
Kurfürstendamm 165 am
Adenauerplatz, Telefon: 881.21.21,

www.berlinkimchi.de
Öffnungszeiten: tägl. 12–24 Uhr
Karten: Mastercard Plätze: 80

Fazit: Das Einzige, was aus dem alten Lokal geblieben ist, sind die Abzugshauben für die Holzkohlengrills. Sie funktionieren auch heute nicht – das Restaurant riecht nach gebratenem Fleisch, sobald der erste Grill an den Tisch gebracht wird. Genauso roch es schon vor 20 Jahren im „Kim Chi“– ein proustscher Madeleine-Effekt aus der „Suche nach der verlorenen Zeit“.

Niko Rechenberg schreibt auch den Blog “Nikos Weinwelten”: http://weblogs.welt.de/blog.php/nikos_weinwelten

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