Die Frühreifen: der rote Mantet und Pristine

Wenn der rote Mantet kommt, dann ist auch Pristine nicht weit. Was sich für Außenstehende nach Hollywood-Stars mit aufregenden Künstlernamen anhört, ist für Rolf Clostermann „business as usual“.

In der letzten Juli-Woche sind die frühen Sorten dran. Allen voran der rote Mantet. Er ist der „early bird“ der Apfelernte, die regulär erst im September beginnt. Im Jahre 1929 aus dem fernen Kanada kommend wird der Mantet heute in Holland, Belgien, Nordfrankreich und auch in einigen Gebieten Deutschlands angebaut. Auf dem Neuhollandshof in Wesel am Niederrhein gehört er zum Sommer wie die Rosen, die die Apfelplantage der Clostermanns schmücken. Nur 2 Wochen ist der sonnenseitig orangerot geflammte, schwach duftende und sehr druckempfindliche Apfel haltbar. Daher trifft man ihn meistens nur direkt beim Erzeuger an.

Länger Freude hat man da schon an Pristine. Sie ist Rolf Clostermanns ganzer Stolz. Seine Liebesbeziehung zu ihr dauert nun schon über 5 Jahre. So lange ist es her, dass sich der Obstbauer vom Niederrhein von Pristine-Züchter Prof. Jules Jannick, Perdue University West Lafayette, Indiana, USA, die Genehmigung geholt hat, einige hundert Bäume auf seiner Bio-Plantage zu vermehren.

Bis zum heutigen Tag ist Pristine eine Rarität in Deutschland. Wer von weitem in die Baumkronen schaut, könnte die delikaten Früchtchen glatt für Zitronen halten. Doch das ist eine optische Täuschung, denn Pristine ist ein echter Paradies-Apfel.
„Festfleischig, saftig, feine Säure und sehr aromatisch“, schwärmt Rolf Clostermann. Rund 6 Wochen dauert es, dann ist’s mit Pristine vorbei. Einst knackig und zum Anbeißen schön, bekommt ihre Haut schon nach rund 50 Tagen Altersflecken und wird welk. Doch Clostermann hat keine Zeit, ihre vergängliche Schönheit zu beweinen. Stehen doch schon Delbar, Jersey Mac und Summerred in den Startlöchern. Im Spätsommer sind dann Alkmene und Elstar dran.

Wenn es langsam Herbst wird, hängen noch Melrose, Jona Gold und Topaz in den Bäumen. Das absolute Schlusslicht bildet Braeburn. Er wird frühestens Ende Oktober geerntet. Doch das Warten lohnt sich. Mit ca. 35 mg Vitamin C pro 100 Gramm führt Braeburn die Liste der vitaminreichsten Sorten an. Will man etwas Gutes für seine Gesundheit tun, ist man daher mit der Vitamin-Bombe Braeburn bestens beraten. Boskop und Jona Gold eigenen sich von ihrer Konsistenz auch sehr gut als Winter-Äpfel. Ihr Vitamin C Gehalt liegt jedoch lediglich bei 15 bis 20 mg pro 100 Gramm.

Äpfel entgiften den Organismus, mindern das Herzinfarktrisiko und wirken Arteriosklerose und möglichen Krebserkrankungen entgegen. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse haben ergeben, dass der Verzehr von Äpfeln sogar dazu beiträgt, die Gefahr an Alzheimer zu erkranken, zu reduzieren. Neben dem lebenswichtigen Vitamin C stecken viele weitere gute Eigenschaften in der paradiesischen Frucht. Pektin senkt den Cholesterinspiegel, Cellulose fördert die Darmtätigkeit, Traubenzucker und Fruchtzucker liefern Energie und Vitamin B ist gut für die Haut und für die Nerven.

Auf dem Neuhollandshof stehen ca. 35.000 Apfelbäume. Rund 30 verschiedene Apfelsorten werden angebaut. Alte und neue, heimische und auch Sorten, die aus fremden Ländern kommen. Besonders die ausgefallenen Sorten haben es Rolf Clostermann angetan. Seinem Entdeckergeist ist es zu verdanken, dass Santana mittlerweile im Hofladen den Ton angibt. „Ich wusste gleich, da steckt Musik drin“, so der umtriebige Weselaner. Internationale Verbindungen ermöglichten es ihm, Santana aus Holland zu sich auf die Plantage zu holen. Seit 1993 haben sich die Clostermanns dem biologisch-dynamischen Obstanbau verschrieben. Somit ist sicher gestellt, dass Böden, Bäume und Früchte frei von Giftstoffen sind.

Jüngstes „Kind“ im Hause Clostermann ist ein Bio Apfel Secco, der gerne im Rahmen einer Plantagen-Führung verkostet werden kann. Zu beziehen sind die Seccos (es gibt 3 Varianten) ab Hof unter Tel. 02859 325, über den Biofachhandel oder übers Internet unter www.bio-obst-clostermann.de Unter der angegebenen Telefon-Nummer gibt’s auch Infos über Besuchs-Termine auf dem Neuhollandshof. Denn einfach reinschneien kann man nur in den Hofladen. Wer sich für eine Führung interessiert, muss sich anmelden.

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