Süßwarenindustrie 2010

Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie e.V.(BDSI) war das Inlandsangebot von Süßwaren im Jahr 2010 rückläufig. Der
Inlandsumsatz sank um 0,9 % auf knapp 9 Mrd. €, die Absatzmenge ging um
etwa 0,6 % auf gut 2,5 Mio. t zurück. Diese Verbandsschätzung auf Basis der
Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen auch die aktuellen Trends der
einschlägigen Marktforschungsinstitute. Zahlreiche Preissenkungsrunden des
Lebensmitteleinzelhandels bei gleichzeitig erheblichen
Rohstoffpreissteigerungen belasteten die Ertragslage der mittelständisch
geprägten deutschen Süßwarenindustrie, da vielfach die höheren
Rohstoffkosten nicht oder nicht in vollem Umfang weitergegeben werden
konnten. Im Export kam es zu einer spürbaren Erholung.

Besonders dramatisch ist die Rohstoffpreisentwicklung bei Kakao und Weizen,
auch getrieben durch spekulativ orientierte Fonds. Doch auch die Preise für
Zucker, Butter sowie pflanzliche Öle und Fette haben stark angezogen. Im
Zuge der Finanzkrise haben Geldinstitute das Geschäft mit Rohstoffen für sich
entdeckt und beeinflussen spekulativ die Entwicklungen an den
Warenterminbörsen. Dies führte zu stärkeren Preisschwankungen an den
Agrarmärkten und insgesamt zu höheren Preisen.
„Ein Lichtblick ist der Export. Deutschland konnte hier 2010 wieder deutlich
zulegen und bleibt Süßwarenexportweltmeister“, konstatiert Tobias
Bachmüller, Stellvertretender Vorsitzender des BDSI und Vorsitzender des
Arbeitskreises Internationale Süßwarenmesse (AISM).

Das gute Exportgeschäft konnte den rückläufigen Inlandsabsatz der deutschen
Süßwarenhersteller etwas ausgleichen. Insbesondere der Handel mit
Drittstaaten wie den USA und Russland belebte sich wieder aufgrund
günstiger Wechselkursverhältnisse. Insgesamt schätzt der BDSI auf Basis der
Zahlen des Statistischen Bundesamtes einen Anstieg der Exportmenge um
7,4 % auf 1,67 Mio. t. Im Wert erholten sich die Exporte um etwa 9,5 % und
stiegen auf knapp 5,3 Mrd. €. Mit einer Exportquote von fast 45 % ging nahezu
jede zweite in Deutschland produzierte Tonne Süßwaren in den Export.
Die Produktion von Süßwaren entwickelte sich im Jahr 2010 aufgrund des
anziehenden Exportgeschäfts mit einem Mengenplus von ca. 1,8 % gegenüber
dem Vorjahr insgesamt noch positiv. Es wurden rund 3,69 Mio. t Süßwaren
produziert. Im Wert legte die Produktion um etwa 1,4 % auf rund 12,3 Mrd. €
zu und erreichte damit wieder das Niveau von 2008.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Süßwaren sank 2010 um rund 0,6 % auf 30,57 kg.
Die Ausgaben je Bundesbürger fielen um etwa 0,9 % auf 109,73 €. Auch die
offiziellen Verbraucherpreise für Süßwaren des Statistischen Bundesamtes
lagen im Jahr 2010 mit durchschnittlich 1 % durchweg niedriger als im
Vorjahr.

Unterschiedliche Entwicklung bei den einzelnen Produktgruppen
Aufgrund der Erholung bei den Ausfuhren stieg die Produktion von
Schokoladewaren 2010 in der Menge um 3,3 % an. Der wertmäßige Anstieg lag
dagegen lediglich bei etwa 1 %. Eine ähnliche Entwicklung war auch im Bereich
Feine Backwaren festzustellen. Auch hier konnte der Export die Rückgänge am
Inlandsmarkt ausgleichen, so dass die Produktion von Feinen Backwaren
insgesamt noch um 1,3 % in der Menge zulegen konnte. Der Produktionswert
steigerte sich dagegen nur um 0,7 %. Sowohl bei Schokoladewaren als auch bei
Feinen Backwaren machen sich in der Wertentwicklung Preisreduzierungen und
Sonderangebote des Einzelhandels besonders bemerkbar.

Erheblich belastete die Firmen das auch spekulativ getriebene hohe
Preisniveau beim Rohkakao. Der Kakaopreis erreichte im Juni 2010 mit über
3.000 € pro Tonne ein neues 30-Jahres-Hoch und liegt noch immer weit über
dem Niveau der Vorjahre. Jedoch konnten die Hersteller von Schokoladewaren,
aber auch die Kakaoverwender aus dem Bereich der Feinen Backwaren die
gestiegenen Kakaopreise kaum an den Handel weitergeben, wie die schwache
Wertentwicklung der Produktion zeigt. Durch wetterbedingte Ernteausfälle im
vergangenen Jahr und Spekulationen waren die Hersteller von Feinen
Backwaren im zweiten Halbjahr 2010 zusätzlich einem enormen Preissprung
bei Weizen ausgesetzt.

Die kältere Witterung ab Oktober 2010 bescherte den Herstellern von
Schokoladen- und Feinen Backwaren allerdings noch ein gutes Saisongeschäft.
Lebkuchen, Spekulatius und Schokoladenweihnachtsmänner erfreuten sich
zum Jahresende großer Beliebtheit bei den Verbrauchern.
Die Produktion von Zuckerwaren ging in der Menge um 2,3 % und im Wert um
2,1 % zurück. Die steigenden Ausfuhren in wichtige Abnehmerländer wie
Großbritannien, Frankreich oder Österreich konnten die Rückgänge in der
Produktion allerdings nicht auffangen.

Wie schon im Jahr 2009 waren die Hersteller von Knabberartikeln die Gewinner
der Branche. 2010 hat die Fußballweltmeisterschaft einen zusätzlichen starken
Impuls setzen können. Getragen durch eine steigende Inlandsnachfrage wuchs
die Produktion von Knabberartikeln um 2,4 % in der Menge und 3,9 % im Wert
spürbar an. Daneben wirkt sich die Innovationsvielfalt der Hersteller positiv auf
den Verzehr von Knabberartikeln aus.

Auch der Kaugummimarkt in Deutschland entwickelte sich positiv. Nach
Verbandsschätzung konnte ein Umsatzzuwachs von etwa 1,8 % gegenüber
dem Vorjahr erreicht werden. Das Umsatzvolumen liegt damit bei insgesamt
662 Mio. € (zu Endverbraucherpreisen).

Süßwarenhersteller stellen sich auf ein schwieriges Jahr 2011 ein
Die deutschen Süßwarenhersteller erwarten 2011 ein schwieriges Jahr. Am
deutschen Inlandsmarkt ist mit einem unverändert harten Wettbewerb zu
rechnen, der die Ertragslage belastet. Die Erholung der Weltwirtschaft ist von
starken Wechselkursschwankungen begleitet, weshalb der Export von
Süßwaren weiterhin mit Unsicherheiten behaftet ist. Eine Entspannung der
Situation an den internationalen Agrarmärkten ist nicht in Sicht.
Die Sicherung eines nachhaltigen Angebotes qualitativ hochwertiger
Agrarrohstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen hat für die deutsche
Süßwarenindustrie als drittgrößte Branche der deutschen Ernährungsindustrie
und Süßwarenexportweltmeister eine hohe Priorität.

Angesichts der teils drastischen Preiserhöhungen von Lebensmittelrohstoffen
fordert der BDSI von der Bundesregierung eine Rückführung der
Bioenergieförderung, damit Agrarrohstoffe vorrangig für die
Lebensmittelproduktion zur Verfügung stehen. Die Förderung von Bioenergie
führt zu einer übersteigerten Flächenkonkurrenz und bietet Anlass für
überzogene Spekulationen auf Lebensmittelrohstoffe. Mindestbeimischungs-
Quoten für Biodiesel und Einspeisevergütungen für Biogasanlagen verzerren
den Wettbewerb zu Lasten der Lebensmittelhersteller und der Verbraucher.
Börsenspekulanten, die an den Agrarrohstoffen selbst kein Interesse haben,
muss durch verschärfte Börsenregeln und Transparenz hinsichtlich größerer
Transaktionen eine Preistreiberei bei Lebensmittelrohstoffen wie Kakao oder
Weizen erschwert werden.

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