Fast-Food Mutterland Frankreich

Normalerweise spricht man in den Ländern des good old europe gerne von der McDonaldisierung der Esskultur durch die amerikanischen Burgerketten. Nicht nur die Kultur des Essens steht seitdem, so scheint es auf dem Spiel, unser gesamtes Leben werde sich grundlegend verändern. Umso erstaunlicher, dass nun eine Historikerin gerade im Mutterland der haut-cuisine die Wiege des Fast-Food sieht.

Madeleine Ferrieres hat in ihrer gerade erschienen Geschichte der „Nourritures Canailles“ – des Gesindelfraßes – eine fulminante Rekonstruktion der Ernährungsgewohnheiten der Unterschichten vorgenommen. Ein umso spannenderes Unternehmen, als es eben um die Schichten geht, die sich jenseits von Kochbüchern ernährten, ihre Gerichte und das Wissen darum entweder in praktischer Anschauung oder Erzählung weitergaben. Hier also gibt es eine Koch- und Esskultur, die sich nicht über die Verbürgerlichung der ehemaligen Adelsköche herleiten lässt, zugleich aber die französische Küche, wie man sie heute kennt beeinflusst und entscheidend geprägt hat. Nicht zuletzt kann man hier historische Formen von Fast-Food erkennen: Der damalige Arbeitstag war häufig von Pausen unterbrochen, die zum Essen genutzt wurden. Mittlerweile aber war die städtisch arbeitende Bevölkerung nicht mehr nur in Häusern der Gewerke wie eine Familie organisiert. Die sich verzweigende Arbeitsteilung setzte zunehmend auf die Kenntnisse des Einzelnen. Für die Arbeiter in den Städten wurde es so zunehmend notwendig, sich aus einem Angebot von Fertiggerichten zu bedienen. Die öffentlichen Küchen erlebten hier ihre Blütezeit. Die ersten modernen Gaststätten, in denen man entweder schnell essen, oder aber seine Mahlzeit mitnehmen konnte entstanden in dieser Zeit. So gab es nicht nur Kutteln als take away, sondern Schmorgerichte, Ragouts und die Gerichte der Weinküche. (mer / Gastrosophie)

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