Neue Kennzeichnung in Großbritannien in der Kritik

Zu viel Fett = rot, zu viel Zucker = rot, zu viel Salz auch rot.
Die neue, noch freiwillige Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln bringt in Großbritannien mehr Farbe in den Supermarkt und spaltet gleichzeitig alle Fachleute in flammende Befürworter und erbitterte Gegner.

Unumstritten ist aber, dass die Briten in der EU die unangefochtene Nummer 1 der Fettleibigen und Übergewichtigen sind, mit einer wachsenden Zahl an dicken Kindern und Jugendlichen. Von der Regierung unterstützte Programme wie eine ausgewogenere Schulverpflegung nach Rezepten von Starkoch Jamie Oliver sind Beispiele, wie sich die Gesundheit der Bürger eines ganzen Staates verbessern soll. Eine weitere Maßnahme richtet sich nun an alle Verbraucherinnen und Verbraucher:

Die britische Lebensmittelbehörde Food Standard Agency (FSA), arbeitet seit 2004 an einer Methode, die jedem Verbraucher zeigen soll, welches Lebensmittel gut und welches schlecht für ihn ist. Das Kennzeichnungssystem ist ganz einfach einer Ampel angeglichen. Rote, gelbe oder grüne Punkte weisen auf einen hohen, mittleren oder niedrigen Gehalt an Fett (gesamt), gesättigte Fettsäuren, Zucker oder Salz in den gekennzeichneten Lebensmitteln hin.

Die FSA bewirbt diese Idee mit der Begründung, dem Verbraucher die Kaufentscheidung erleichtern zu wollen. Das im Januar 2007 eingeführte Ampelsystem ist zunächst freiwillig. In der Entstehungsphase wurden auch Lebensmittelunternehmen und der Handel (in Großbritannien eine übersichtliche Anzahl) einbezogen. Nicht überraschend wehren sich aber vor allem die Hersteller gegen diese Kennzeichnung.
Als Gegenreaktion droht die Regierung mit einer gesetzlichen Regelung, falls nicht alle mitspielen werden.

Da nationale Alleingänge in einer globalisierten Welt der Warenströme nicht unbeachtet bleiben, hat sich auch die deutsche Lebensmittelwirtschaft klar geäußert. “Wir wenden uns strikt gegen die Kennzeichnung von Lebensmitteln mit roten, gelben und grünen Punkten, die den Verbrauchern im Sinne einer ‚Verzehrsampel’ die Entscheidung bei der Lebensmittelauswahl abnehmen soll”, so Prof. Matthias Horst vom Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft (BLL).

In der Tat ist eine Pauschalbewertung einzelner Lebensmittel auch bei unabhängigen Ernährungsexperten umstritten. So betont Dr. Margret Büning-Fesel, Geschäftsführender Vorstand des aid infodienst, die Schwierigkeit einer eindimensionalen Darstellung:
“Wenn man sich einen Schokoriegel gönnt, ernährt man sich ja nicht gleich schlecht. Es sollte vielmehr darum gehen, die Gesamternährung eines Tages möglichst ausgewogen zu gestalten”.

Eine gute Orientierung bietet hierbei die aid-Ernährungspyramide, die auf einem gut nachvollziehbaren Portionenmodell basiert.
“Sicher kann aber eine solche Nährwert-Ampel hilfreich sein, wenn man vor der Auswahl verschiedener Fertiggerichte oder verarbeiteter Lebensmittel steht und dann auf die Schnelle die fett- oder zuckerärmere Variante erkennen möchte” , so Büning-Fesel.
(aid, Harald Seitz)

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