Lothar Eiermann

Lothar Eiermann Ohne Filter

Eben noch Revoluzzer, jetzt ein alter Dinosaurier. Das Leben ist ein Furz“, sagt Lothar Eiermann schmunzelnd, nachdem er von seinem Werdegang erzählt hat. Der Patron sitzt an einem Tisch im eleganten Kaminzimmer des Wald- und Schlosshotels Friedrichsruhe bei Öhringen mit Blick in den Schlosspark. Der Aschenbecher hat sich mit Zigarettenstummeln gefüllt. Daneben liegt ein schwarzes Plastikfeuerzeug, wie es sie im Zweierpack an der Supermarktkasse gibt, und eine Packung Reval ohne Filter. Mit 14 fing er an. Seitdem ist er der Marke treu geblieben. „Die hat schon mein Vater geraucht“, sagt der 61-jährige Küchenchef und Hoteldirektor.

Markentreue hat er auch in Friedrichsruhe bewiesen. Als sie das Anwesen im November 1973 erstmals besichtigten, hätte seine Frau am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht. So düster und unheimlich schien ihr das herrschaftliche Haus auf dem Land zwischen Zweiflingen und Öhringen. Die Gegend zählte damals zu den ärmsten Landstrichen Baden-Württembergs. Lothar Eiermann fühlte sich wie in der Visconti-Verfilmung von Thomas Manns Novelle „Tod in Venedig“. Draußen sagten sich Fuchs und Hase gute Nacht. Drinnen war das gediegene Ambiente mit sehr stillen befrackten Kellnern dekoriert. Die Sammlung von Whiskey-Flaschen und Aschenbechern im Serviceoffice sprach Bände. Ansonsten tat sich nicht viel.

Der richtige Mann

Diese Kulisse dekadenter Noblesse muss – zur Verzweiflung seiner Frau – inspirierend auf den jungen Koch gewirkt haben. Sein Bauch sagte ihm: „Hier bin ich richtig. Daraus lässt sich etwas machen.“ Damals stand noch Bärentatzensuppe auf der Speisekarte. Bei dem Gedanken daran verzieht Eiermann noch heute das Gesicht. Am 8. Dezember 1973 fing er an. Allerdings schloss ein Interimsdirektor das Haus vor Weihnachten für zehn Tage. Da saß das junge Paar nun in einem leeren Hotel mitten in einem 30.000 Quadratmeter großen Park und lauschte nachts, wie Haus und Bäume gespenstisch knarzten.

„Kein Mensch brauchte hier ein Bett“, sagt Eiermann. Inzwischen zählt der Gault Millau das charmante Anwesen mit Gourmetrestaurant zu den schönsten Landhotels Deutschlands. Und er ist sehr stolz darauf, die dazu notwendigen Millioneninvestitionen regelrecht erwirtschaftet zu haben. Die herrschaftliche Sommerresidenz mit Jagdschloss aus dem 18. Jahrhundert gehörte zuletzt Kraft Fürst zu Hohenlohe-Öhringen, der das Ensemble aus mehreren, überwiegend historischen Gebäuden samt Park, 2005 an den „Schraubenkönig“ Würth aus Künzelsau verkauft hat. Bis 1953 war das Schmuckstück ein landwirtschaftliches Gut mit Jägerstube, in der es zu Essen und zu Trinken gab.

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www.ahgz.de/vermischtes/Lothar-Eiermann-OhneFilter,482006,612228213.html

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