Zu viel Eiweiß und zu wenig Getreidefasern lassen Übergewichtige schlechter auf Insulin reagieren

Wie eine aktuelle klinische Studie* unter Führung
des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) nun zeigt,
verschlechtert eine hohe Eiweißaufnahme zumindest vorübergehend die
Insulinwirkung übergewichtiger Menschen. Unlösliche Ballaststoffe aus
Getreide** verbesserten dagegen die Insulinempfindlichkeit der
Studienteilnehmer. Die Studie zeigt zudem erstmals Wirkmechanismen auf,
über welche die Eiweiß- und Ballaststoffaufnahme die Insulinwirkung
und damit auch das Diabetes-Risiko beeinflussen könnten.

Das Wissenschaftlerteam unter Leitung der Wissenschaftler Martin O.
Weickert und Andreas F. H. Pfeiffer publizierte jetzt erste Daten der
Studie in der Fachzeitschrift American Journal of Clinical Nutrition
(Weickert et al., 2011; 94:1-13; DOI: 10.3945/ajcn.110.004374). Martin
O. Weickert ist derzeit assoziierter Professor an der Universitaet
Warwick in Großbritannien. Professor Andreas F. H. Pfeiffer leitet die
Abteilung Klinische Ernährung am DIfE.

Große Beobachtungsstudien weisen seit längerem darauf hin, dass ein
hoher Eiweißverzehr und eine hohe Aufnahme unlöslicher Ballaststoffe aus
Getreide sich gegensätzlich auf die Insulinwirkung und damit auch auf
das Diabetes-Risiko auswirken. Die ursächlichen Zusammenhänge sind aber
nur wenig erforscht, denn die Zahl klinischer Studien, in denen
Probanden gezielt mit einer bestimmten Diät ernährt und unter
kontrollierten Bedingungen untersucht werden, ist klein. Es gab auch
bisher keine Studie, die eine eiweißreiche und eine ballaststoffreiche
Diät direkt miteinander verglichen hätte. Die vorliegende Studie sollte
daher dazu beitragen, die zu Grunde liegenden Wirkmechanismen
aufzuklären.

Neu an der Studie ist unter anderem, dass sie nicht nur die
Einzeleffekte einer hohen Ballaststoff- beziehungsweise Eiweißaufnahme
auf molekularer und Stoffwechsel-Ebene analysiert hat, sondern auch
deren synergistischen Effekte. „Wie unsere Daten zeigen, könnte ein
hoher Eiweißverzehr direkt die zelluläre Weiterleitung des
Insulinsignals beeinflussen, da er zu einem Konzentrationsanstieg des
Signalproteins S6K1 im Fettgewebe führt. Steigt der S6K1-Spiegel, so
verschlechtert sich die Insulinwirkung“, erklärt Martin O. Weickert,
Erstautor der Studie. „Die Befunde sind im Einklang mit Studien, bei
denen die Probanden Aminosäure-Infusionen erhielten, und könnten
erklären, wie eine eiweißreiche Kost trotz ihrer günstigen Effekte
auf das Körpergewicht und die Blutfettwerte das Diabetes-Risiko erhöhen
kann.“

„Die Studienergebnisse geben zudem erstmals eine plausible Erklärung
für die schützende Wirkung unlöslicher Ballaststoffe aus Getreide“,
ergänzt Weickert, „Mithilfe verschiedener Untersuchungen stellten wir
fest, dass unter einer Diät, die gleichzeitig viel unlösliche
Ballaststoffe und viel Eiweiß enthält, weniger Eiweiß aus dem Darm
aufgenommen wird. Die ungünstige Wirkung des Eiweiß könnte so durch die
Ballaststoffe nachhaltig kompensiert werden.“ „Die Resultate
unterstützen damit die Annahme, dass eine erhöhte Zufuhr von
unlöslichen Ballaststoffen aus Getreide einen wertvollen Beitrag zur
Diabetes-Prävention leisten“, so Pfeiffer.

An der vorliegenden Studie nahmen 111 übergewichtige,
Typ-2-Diabetes-gefährdete Erwachsene teil, wobei 84 Probanden bis zum
Ende der Studie durchhielten. Die zweiphasige Intervention dauerte 18
Wochen. In dieser Zeit wurden die Probanden gezielt mit vier
verschiedenen Diäten ernährt***. Parallel führten die Forscher und
Mediziner umfangreiche Stoffwechsel-Untersuchungen durch.

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