Umweltfreundlicher Reiniger für die Lebensmittelbranche

Ozon, das Gas in der Erdatmosphäre schützt die
Lebewesen vor schädlichen Strahlen der Sonne.
Ozon kann aber noch mehr: Das Gas besitzt auch
nützliche Eigenschaften zur Reinigung und
Desinfektion von Maschinen und Anlagen. Das
Umweltinstitut des ttz Bremerhaven entwickelt
gemeinsam mit der Bremer Brauerei Beck & Co
und vier weiteren Partnern eine neuartige
Technologie zur Reinigung von Maschinen und
Anlagen in der Lebensmittel- und
Getränkeindustrie. Im Dezember 2005 trafen sich
die Partner des EU-Projektes OZONECIP zum
Startmeeting in Spanien.

Die Produktionsprozesse
der Lebensmittel- und Getränkeindustrie werden
vielfach von einem sehr hohen Wasserbedarf
begleitet. Das Wasser wird in erster Linie zur
Reinigung und Desinfektion der Maschinen und
Anlagen verwendet (sog. Clean in Place – CIP). Der
Wasserverbrauch ist enorm: In einer Brauerei werden
zum Beispiel pro Hektoliter Bier rund 4-8 Hektoliter
Wasser eingesetzt. Um die in der Lebensmittelbranche
notwenigen Hygienebedingungen sicherstellen zu
können, müssen dem Waschwasser erhebliche
Mengen an Chemikalien (z. B. Chlorprodukte)
zugesetzt werden. Diese Produkte sind nicht nur sehr
teuer, sondern auch stark umweltbelastend. „Der
Einsatz kann auch zu Lasten der Produktqualität
gehen: Zum Beispiel können Chlorprodukte, die zur
Reinigung bei der Weinproduktion eingesetzt werden,
einen ‚korkigen’ Geschmack verursachen,“ erklärt
Miguel Ángel Prieto Arranz, Projektleiter im
Umweltinstitut. „Um solche Nachteile in der Getränkeund
Lebensmittelproduktion zu vermeiden, muss mit
erheblichen Mengen an Klarwasser ‚nachgespült’
werden. Die Alternative hierzu wäre die thermische
Desinfektion verbunden mit einem extrem hohen
Energieeinsatz“, erläutert Dr. Gerhard Schories,
Technischer Leiter des Umweltinstitutes.

Im Mittelpunkt des Projektes OZONECIP stehen die
Entwicklung und Demonstration einer innovativen CIP
Technologie, die auf der Anwendung von Ozon basiert
und gänzlich auf den Einsatz gefährlicher und
umweltschädlicher Chemikalien verzichtet. Ozon ist
eine besondere Erscheinungsform von Sauerstoff. In
Wasser gelöst besitzt es eine starke
Desinfektionswirkung. Ozon ist ein aktiver Sauerstoff
(O3) und wird aus „normalem“ Sauerstoff (O2) erzeugt.
Das im Reinigungswasser gelöste Ozon reagiert sehr
schnell mit den Verschmutzungen, nach verrichteter
Arbeit zerfällt das Ozon wieder zu Sauerstoff. Vorteile
der neuen Ozon-Technologie liegen insbesondere in
einem geringem Wasserverbrauch, der Möglichkeit der
Wasserkreislaufführung und Wiedernutzung sowie in
einem reduzierten Energiebedarf. Außerdem entfallen
gefährliche Chemikalienreste und
Reaktionsnebenprodukte, die bei herkömmlichen
chemischen Reinigungsverfahren im Abwasser
enthalten sein können. „Gerade in Zeiten steigender
Energiepreise ist es unumgänglich, alte
Reinigungsmethoden zu überprüfen und neue,
umweltschonendere Verfahren zur Desinfektion zu
entwickeln und einzusetzen“, beurteilt Werner
Mlodzianowski, Geschäftsführer des ttz, das neue
Projekt.

In dem dreijährigen Vorhaben wird eine
Demonstrationsanlage zur Anwendung von Ozon im
CIP am Beispiel von Brauereien, Weingütern und
Molkereien entwickelt und unter praktischen
Bedingungen erprobt. „Bei erfolgreichem
Projektabschluss bietet OZONECIP eine gute
Desinfektion, wobei das Desinfektionsmittel sich selber
abbaut. Auf diese Weise wird das
Gefährdungspotenzial hinsichtlich der Food Safety in
unseren Produkten durch Rückstände von Reinigungsund
Desinfektionsmittel vermieden“, erklärt Dr. Carsten
Eger von der Brauerei Beck & Co. Die Ergebnisse
sollen in den derzeitigen Stand der Technik sowie in
zukünftige europäische technische Direktiven
einfließen. Anschließend ist eine Übertragung auf
weitere Sektoren der Lebensmittel- und
Getränkeindustrie denkbar. Das Projekt OZONECIP
wird im Rahmen des Life-Programmes mit einer
Gesamtfördersumme der Europäischen Kommission
von rund 395.000 Euro unterstützt. Folgende Partner
aus Industrie und Forschung arbeiten mit dem ttz
Bremerhaven (Forschungspartner) in dem EU-Projekt
zusammen: Instituto Tecnológico Agroalimentario
(Spanien) als Projektkoordinator, Gdansk University of
Technology (Polen), Brauerei Beck GmbH & Co. KG
(Bremen) und die Meierei Genossenschaft e.G.
Langenhorn.

Dem ttz Bremerhaven sind sechs Forschungsinstitute
zugehörig, die sich der Entwicklung moderner
marktfähiger Produkte und Prozesse verschrieben
haben. Dies sind jeweils das Umweltinstitut; das
Bremerhavener Institut für Lebensmitteltechnologie
und Bioverfahrenstechnik (BILB); das Institut für
Energie- und Verfahrenstechnik (IEV); das
Bremerhavener Institut für Gesundheitstechnologien
(BIGT); das Bremerhavener Institut für Biologische
Informationssysteme (BIBIS) sowie das
Bremerhavener Institut für Organisation und Software
(BIOS).

www.ttz-bremerhaven.de

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