Gault Millau Brandenburg – Oliver Heilmeyer ist der Beste

Typisch für deutsche Küche: Allerweltsaromen – Der neue Gault Millau beklagt Fantasielosigkeit am Herd und Wucher beim Wein

903 Restaurants ausgezeichnet, darunter 9 in Brandenburg

Insgesamt bewertet der alljährlich wegen seiner strengen Urteile und deren zuweilen sarkastischer Begründung von den Köchen gefürchtete, von den Feinschmeckern mit Spannung erwartete Gault Millau in seiner neuen Ausgabe 1115 Restaurants, darunter 14 in Brandenburg. Die 30 Tester, die stets anonym auftreten und dieses Jahr 287 600 € Spesen machten, verliehen 903 Luxuslokalen und Landgasthöfen, Bistros und Hotelrestaurants die begehrten Kochmützen. Dazu mussten die Köche mindestens 13 von 20 Punkten erreichen, was einem Michelin-Stern nahe kommt. Das schafften auch 9 in Brandenburg.

Spitzenreiter des Landes blieb mit 17 Punkten Oliver Heilmeyer vom „17fuffzig“ in Burg/Spreewald mit Gerichten wie der „anspruchsvollen Jacobsmuschel-Roulade im Pistazienplins mit gelber Linsensauce oder Filet und Rücken vom Charolais-Kalb, dem Sternanis etwas Verwegenes gibt“). Ihm folgt mit 16 Punkten Carmen Krüger von „Carmens Restaurant“ in Eichwalde bei Berlin, von der die Kritiker schwärmen: „Wäre sie in Italien zur Welt gekommen, dann würde sie heute zweifellos eine stilechte, über alle Maßen gerühmte Trattoria führen und kulinarische Pilger aus aller Welt willkommen heißen. So was ist in Brandenburg undenkbar.“ Auf 15 Punkte und damit auf den 3. Platz in Brandenburg verbesserten sich Dirk Güttes vom „Juliette“ in Potsdam („die barocke Fülle der Gerichte entfaltet auf dem Teller eine genau austarierte Harmonie, weil hier einer wirklich würzen kann“), Frank Schreiber vom „Goldenen Hahn“ in Finsterwalde („großstädtischer Kurs mit gewitzten Zugeständnissen ans Landläufige“) und Gottfried Specker von „Speckers Gaststätte zur Ratswaage“ in Potsdam („die neue Leichtigkeit und Würze der Küche bot eine wunderbare Kombination aus Stockfischmousse in Spinatblättern mit Mandeln und Tomaten in sanftem Knoblauchschaum“).

Mindestens eine Kochmütze erkochten sich 90 Küchenchefs in den anderen neuen Bundesländern. An ihrer Spitze stehen mit der Note 17/20 – neben Heilmeyer und dem Newcomer Schnurr – wie bisher Marcello Fabbri vom Restaurant „Anna Amalia“ in Weimar und Stefan Hermann vom „Caroussel“ in Dresden. Ihnen folgen mit je 16/20 neben Carmen Krüger Thomas Abel vom „La Cheminée“ in Ilmenau und Detlef Schlegel vom „Stadtpfeiffer“ in Leipzig, die diese Note erstmals erhielten, sowie Claus Alboth von „Alboth’s Restaurant im Kaisersaal“ in Erfurt, Rene Bobzin von den „Rothen Forellen“ in Ilsenburg am Harz, Peter Knobloch vom „Meeresblick“ in Göhren auf Rügen und Mario Pattis vom „Pattis“ in Dresden.

Da auch die Welt der Gourmandise im ständigen Wandel ist und die Plätze im Gourmetparadies immer wieder neu gerührt und erkocht werden, servierte der Gault Millau im Vergleich zur Vorjahrsausgabe 151 langweilig gewordene Restaurants ab und nahm 101 inspirierte Küchen neu auf. 180 Köche wurden höher als im letzten Guide bewertet, 128 niedriger. 45 Küchenchefs verloren die Kochmütze. In Brandenburg kamen 6 raus und 3 rein, 4 wurden höher und 2 niedriger bewertet.

Außer dem Koch, dem Aufsteiger und der Entdeckung des Jahres kürte der Guide noch sechs weitere Würdenträger: als „Oberkellner des Jahres“ Gerhard Retter vom „Lorenz Adlon“ in Berlin, als „Sommelier des Jahres“ Stefan Weise vom „Vendôme“ in Bergisch Gladbach-Bensberg, als „Restaurateur des Jahres“ Karin Kaiser von der „Klostermühle“ in Ehrenkirchen bei Freiburg, als „Kochschule des Jahres“ die „Gusto Geschmackswerkstatt“ des außerordentlich kreativen Frank Buchholz vom „Buchholz“ in Mainz, als „Barkeeper des Jahres“ Ewald Stromer vom „Raffael’s“ im Kempinski Hotel Falkenstein in Königstein/Taunus sowie als „Hotelier des Jahres“ Christine und Michael Clausing vom „Zur Bleiche“ in Burg/Spreewald, weil Wellness in ihrem Haus „keine Mode, sondern Gesamtkunstwerk“ ist.

Außerdem testete der im Münchner Christian Verlag erscheinende Reiseführer für Genießer (892 Seiten, 30 €) wieder Kreuzfahrtschiffe, die für ihre gute Küche werben: die deutsche Luxusyacht „MS Europa“, die alle Küchenstile der Welt bietende „MS Westerdam“ der Holland-America-Linie und die vom Hollywood- Starkoch Wolfgang Puck beehrte japanische „MS Crystal Symphony“. Ferner beschreibt und klassifiziert er 420 Hotels.

Die besten Restaurants des Gault Millau in Brandenburg

1. Restaurant 1750 in Burg/Spreewald (17 Punkte),
2. Carmens Restaurant in Eichwalde (16 Punkte),
3. Zum goldenen Hahn* in Finsterwalde,
Juliette* und Speckers Gaststätte zur Ratswaage* in Potsdam (alle 15 Punkte),
6. Lenné in Neuhardenberg,
Alte Schule in Reichenwalde (beide 14 Punkte),
8. Die Orangerie in Gr. Ziethen,
Landhotel Theodore F.** in Ludwigsfelde,
Friedrich-Wilhelm* in Potsdam,
A-roma und Villa Contessa** in Bad Saarow,
Seeschlösschen in Wustrau** (alle 13 Punkte)

* Aufsteiger

** Newcomer

www.gault-millau.de

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