Höhere Spritkosten senken Fettsucht

US-Forscher rechnet Vorteile von teureren Treibstoffen vor

Die Anhebung der
Treibstoffpreise um nur einen Dollar pro Gallone (rund vier Liter) kann
die Fettleibigkeit der US-Bevölkerung in nur drei Jahren um 15 Prozent
senken. Zu diesem Schluss kommt der Wirtschafts-Wissenschaftler Charles
Courtemanche von der Washington University in St. Louis
http://www.wustl.edu . Der Grund für diese Annahme: Wenn der Treibstoff
teurer wird, dann fahren Menschen weniger mit dem Auto und laufen mehr.

Courtemanche stützt seine Theorie auf Vergleiche über einen Zeitraum von
zwei Jahrzehnten. Für die Untersuchung zog der Forscher statistische
Daten über gesundheitliche Verhaltensweisen heran, die in staatlichen
Untersuchungen in der Periode von 1979 bis 2004 durchgeführt wurden, und
verglich sie mit den durchschnittlichen Benzinkosten. “Während dieses
Zeitraumes stieg die Fettleibigkeit in den USA um 13 Prozent. Genau
während dieser Periode fielen auch die Kosten für Treibstoffe”,
subsumiert der Forscher. Das sei logisch, denn bei höheren Benzinkosten,
steigen auch die Fahrtkosten und diese betreffen das Körpergewicht
gleich in zweifacher Hinsicht. “Einerseits nehmen die Menschen andere
Verkehrsmittel, wenn das Fahren mit dem eigenen Auto zu teuer wird. Sie
gehen entweder zu Fuß, fahren mit dem Rad oder nutzen öffentliche
Verkehrsmittel”, erklärt der Wissenschaftler. Auch für den Fall, dass
ein öffentliches Verkehrsmittel verwendet wird, bewege sich jeder Nutzer
mehr, denn von und zur Haltestelle müsse er zu Fuß gehen.

“Andererseits gehen Menschen, wenn die Fahrtkosten höher sind, nicht
mehr so oft in Restaurants, sondern kochen lieber zu Hause”, meint
Courtemanche. Das sei wesentlich gesünder. “Wenn dann doch auswärts
gegessen wird, dann tendieren die Menschen eher dazu zu sparen und
weniger zu bestellen.” Auch das wirke sich positiv auf die
Ernährungsgewohnheiten und damit auf die Fettleibigkeit aus. Die
Untersuchungen von Courtemanche, die als Studie publiziert wurden, haben
unter Forschern zu heftigen Debatten geführt. Kritiker warfen dem
Forscher vor, dass die Betrachtung der Treibstoffpreise lediglich unter
dem Aspekt der Fettleibigkeit politisch inkorrekt wäre. Höhere
Treibstoffkosten hätten große soziale Auswirkungen, so die Kritiker.
Courtemanche argumentiert, dass seine Arbeit mißinterpretiert wurde.
“Ich habe nicht behauptet, dass höhere Benzinkosten vorteilhaft für die
Gesellschaft sind. Ich habe lediglich festgestellt, dass höhere Preise
die Fettleibigkeit reduzieren würden.” Eine Analyse, ob steigende
Benzinkosten das Gemeinwohl generell positiv oder negativ beeinflusse,
habe er nicht gemacht. Dazu müssten nämlich auch andere Folgen der
höheren Lebenserhaltungskosten miteinbezogen werden.

Andere Studien haben jedoch gezeigt, dass besonders in ärmeren
Gesellschaftsschichten die Zahl der Fettleibigen besonders hoch sei.
Courtemanche bleibt aber bei seiner Theorie und seinen Berechnungen.
Demnach könnte der Anstieg der Benzinkosten um einen Dollar pro Gallone
16.000 Menschenleben retten und dadurch der Gesellschaft 17 Mrd. Dollar
an Kosten ersparen. Ob der Einfluss der Benzinkosten tatsächlich so groß
ist, bezweifelt die Ernährungswissenschaftlerin Alexa Meyer vom Institut
für Ernährungswissenschaften der Universität Wien
http://www.univie.ac.at/nutrition “Das Ergebnis
kann zudem sicher nicht eins zu eins auf Europa übertragen werden”,
erklärt die Expertin. Dass die Menschen in den USA wie auch in Europa zu
wenig Bewegung machen, wiege sicher schwer. “Ein vernünftiger Abnehmplan
beinhaltet immer auch ein Bewegungsprogramm. Mangelnde körperliche
Bewegung ist auch sicher ein Grund dafür, dass vor allem bei Kindern die
Zahl der Fettleibigkeit derart ansteigt”, erklärt die Forscherin. Wolfgang Weitlaner

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