Süßstoff

Das Gesundheitsportal imedo.de räumt auf mit dem Mythos Süßstoff

Süßstoffe helfen beim Abnehmen, sind aber keine Schlankheitsmittel

Über keinen Lebensmittelzusatzstoff gibt es so
viele haltlose Behauptungen wie über Süßstoff. Jeden Tag verwenden mehr als
eine Milliarde Menschen Süßstoff. Süßstoffe gehören zur Gruppe der
Süßungsmittel und der Zusatzstoffe. Sie schmecken „süßstoffsüß“ und nicht
„zuckersüß“ und haben in der Regel auch keine weiteren Zuckereigenschaften,
wie Medizinjournalist Sven-David Müller vom Internet-Gesundheitsportal
www.imedo.de berichtet. Die in Deutschland zugelassenen Süßstoffe sind
zwischen 30 und 3.000 mal so süß wie Zucker (Saccharose). Außerdem fördern
sie im Gegensatz zu Zucker nicht die Entstehung von Karies.

Über keinen anderen Zusatzstoff gibt es so viele Mythen wie über Süßstoff.
Insbesondere paradoxe Behauptungen wie Süßstoff wäre für die Entstehung von
Hunger oder Appetit oder gar die Entstehung von Übergewicht verantwortlich,
halten sich beständig, auch wenn eine Vielzahl von Studien das Gegenteil
beweist. Bei Süßstoffen versagt scheinbar die Macht der Wissenschaft.
Lobbyisten und ausgewiesene Nichtexperten können mit ihrem Halbwissen in
Büchern, im Fernsehen, in Online-Foren sowie Zeitungen und Zeitschriften
landen. Aber andererseits gibt es auch Behauptungen, dass Süßstoffe schlank
machen.

Paradoxe Behauptungen halten sich besonders lange in den Köpfen und so ist
es nicht verwunderlich, dass noch heute viele Verbraucher und leider sogar
Mediziner und Ernährungsfachleute die Behauptung, dass Süßstoffe Hunger
auslösen oder den Appetit anregen, tatsächlich glauben. Es gibt keine
Studie, die diese Aussage belegt. Demgegenüber gibt es aber viele Studien,
die beweisen, dass der Konsum von Süßstoff keinen Hunger auslöst und auch
den Appetit nicht anregt. Der in diesem Zusammenhang postulierte cephalische
Insulinreflex ist in wissenschaftlichen Studien niemals belegt aber vielfach
widerlegt worden: Studien beweisen, dass der Geschmack süß nicht zur
Insulinfreisetzung führt – das Gegenteil konnte übrigens niemals bewiesen
werden.

Süßstoff – entdeckt und verboten
Der Deutsche Chemiker Prof. Dr. Constantin Fahlberg entdeckte in den Jahren
1878 und 1879 zusammen mit dem US-amerikanischen Chemiker Prof. Dr. Ira
Remsen an der Johns Hopkins University in Baltimore den Süßstoff Saccharin.
Das Wort Saccharin leitet sich vom griechischen Wort für Zucker (sakcharon)
ab. 1886 eröffnete Fahlberg in Salbke bei Magdeburg die erste
Saccharinfabrik der Welt. Bereits 1898 kam es durch Proteste der
Landwirtschaft und der Zuckerindustrie zum ersten Süßstoffgesetz
(Süßstoff-Prohibition), das die Produktion, den Import und die gewerbliche
Verwendung von Saccharin unter Strafe stellte. Der Lobbyismus hat also schon
sehr früh gegen Süßstoff agiert. Seit dieser Zeit blüht die Gerüchteküche
und trotzdem verwenden jeden Tag eine Milliarde Menschen Süßstoff und setzen
auf die süßende Kraft der Substanzen, die zwar schmecken, aber keine Energie
liefern. In der Europäischen Union sind momentan acht Süßstoffe zugelassen:

1. Acesulfam-Kalium (E-950), 130 – 200 x süßer als Zucker, endeckt von
Karl Clauß (1967)
2. Aspartam (E-951), 200 x süßer als Zucker, entdeckt von James M.
Schlatter (1965)
3. Aspartam-Acesulfam-Salz (E-962), 350 x süßer als Zucker
4. Cyclamat (E-952), 30 – 50 x süßer als Zucker
5. Saccharin (E-954), 300 – 500 x süßer als Zucker, entdeckt von
Constantin Fahlberg / Ira Remsen (1878)
6. Sucralose (E-955), 600 x süßer als Zucker, entdeckt von Shashikant
Phadnis (1975)
7. Thaumatin (E-957), 2.000 – 3.000 x süßer als Zucker, Erstbeschreibung
1855
8. Neohesperidin-Dihydrochalcon (E-95, 400 – 600 x süßer als Zucker,
entdeckt von Horowitz und Gentili (1963)

Durch Mischung werden Süßstoffe noch süßer
Durch die Mischung von verschiedenen Süßstoffen verbessert sich die
Geschmackswirkung und es kommt zu einer Synergie: Eine Süßstoffmischung ist
süßer als die addierte Süßkraft der Einzelsüßstoffe in der Mischung.
Süßstoff ist als Tablette, in flüssiger Form und als Streusüße im Handel
erhältlich. Flüssige Süßstoffe eignen sich hervorragend zum süßen von kalten
und warmen Getränken, Milchprodukten oder Obstspeisen.
Süßstofftabletten
sind praktisch zum Süßen von warmen Getränken und Streusüße kann Zucker bei
vielen Speisen ersetzen. Da Süßstoff im Vergleich zu Zucker keine
konservierende Eigenschaft hat, sind süßstoffgesüßte Konfitüren nicht so gut
haltbar. Außerdem gibt Süßstoff im Vergleich zu Zucker bei Teigen kaum Masse
und hat keine guten Backeigenschaften. Daher sollte bei Kuchenteigen maximal
die Hälfte der angegebenen Zuckermenge durch Süßstoff ersetzt werden. Die
Süßkraft einer Süßstoff-Tablette entspricht einem Stück Würfelzucker oder
einem Teelöffel Zucker. Ein Löffel Streusüße süßt so stark wie ein Teelöffel
Zucker. Die Süßkraft von Flüssigsüßstoffen entspricht durchschnittlich einem
Teelöffel Zucker pro Tropfen – die Dosierungsangaben auf der Verpackung
sollten beachtet werden.

Süßstoffe sind Zusatzstoffe und diese unterliegen der
Süßungsmittelrichtlinie der Europäischen Union. Bei
Lebensmittelzusatzstoffen ist die Aufnahme durch den ADI-Wert geregelt. Der
ADI-Wert gibt an, wie viel des Zusatzstoffes der Mensch jeden Tag gefahrlos
aufnehmen kann. Die Abkürzung ADI steht für Accetable Dialy Intake. Die
Süßstoffe Thaumatin und Aspartam-Acesulfam-Salz werden als völlig
unbedenklich eingestuft und tragen die ADI-Bewertung: „Keine Beschränkung“.
Eine Überschreitung der ADI-Werte ist bei normaler Ernährungsweise dauerhaft
praktisch nicht möglich.

Aspartam ist ungefährlich
In den letzten Jahren ist immer wieder der Süßstoff Aspartam in der
Diskussion. Die immer wieder von Nichtwissenschaftlern postulierten
Nebenwirkungen konnte jedoch niemals wissenschaftlich bestätigt werden.
Aktuelle Studien beweisen, dass Aspartam sicher ist und alle anderen
Aussagen wissenschaftlich unbegründet sind. Der Süßstoff Aspartam ist nicht
so hitzestabil und sollte daher eher kalten oder warmen – aber nicht
heißen – Speisen und Getränken zugefügt werden. Beim Kochen oder Backen
verliert Aspartam einen Teil seiner Süßkraft. Der Hinweis „enthält eine
Phenylalaninquelle“, der bei Produkten, die Aspartam enthalten, angegeben
sein muss, ist nur für Verbraucher wichtig, die unter der
Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie leiden.
Der Süßstoff Saccharin ist nach wissenschaftlicher Einschätzung wie alle
anderen Süßstoffe nicht krebserregend oder in irgendeiner anderen Weise
gesundheitsschädigend. Die unter Maximaldosis bei der Ratte in den siebziger
Jahren erhobenen Befunde sind nachweislich nicht auf den Menschen
übertragbar. Aber gesundheitsförderlich sind Süßstoffe damit noch lange
nicht: Wer gesund leben möchte, sollte auch den Geschmack Süß nicht
übertreiben.

Blähungen und Durchfall durch Süßstoff
Die Behauptung, dass Süßstoffe Blähungen und Durchfall auslösen ist
ebenfalls falsch. Dafür sind vielmehr Zuckeraustauschstoffe und nicht
Süßstoffe verantwortlich. Zu den Zuckeraustauschstoffen, die
Verdauungsprobleme auslösen, gehören insbesondere Isomalt, Sorbit, Xylit und Mannit. Laktoseintolerante Menschen müssen beachten, dass Süßstoff-Tabletten
Milchzucker (Laktose) als Trägersubstanz haben. Flüssige Süßstoffe sind frei
von Laktose.

Süßstoffe sind nicht in Mastmitteln
Falsch ist auch die Aussage, dass Süßstoffe Mastmittel sind. Der
Agrarexperte Prof. Dr. Edgar Schulz von der Bundesforschungsanstalt für
Landwirtschaft in Braunschweig betont, dass Süßstoffe zum Süßen und
Aromatisieren von Kälber- und Ferkelfutter eingesetzt wird, um es nach dem
Absetzen von Kuh- oder Sauenmilch für die Jungtiere akzeptabler zu machen.
In der Mastphase ist das Futter frei von Süßstoff.

Süßstoff ist kein Fatburner
Durch Süßstoffe erhöht sich nachweislich auch nicht das Verlangen nach süßen
Speisen. Übergewichtige, die zur Buttercremetorte Kaffee mit Süßstoff
bestellen, können nicht erwarten, dass sie abnehmen. Süßstoffe haben keine
pharmakologische Wirkung, die das Körpergewicht senkt. Vielmehr sind
Süßstoffe kalorienfrei. Wer grundsätzlich Zucker durch Süßstoff ersetzt,
führt dem Körper dadurch weniger Kalorien zu. Dieses Kaloriendefizit kann im
Rahmen einer Ernährungsumstellung, Bewegungsintensivierung und Umstellung
des Verhaltens zu einer Gewichtsreduktion führen. Verschiedene Studien
belegen, dass der Ersatz von zuckerhaltigen Softdrinks durch süßstoffgesüßte
Alternativen zur Reduktion des Körpergewichts führt. Dieser Effekt scheint
insbesondere bei Kindern und Jugendlichen deutlich zu sein und negative
Wirkungen sind bisher nicht aufgetaucht. Süßstoff kann demzufolge ein
sinnvoller aber nicht notwendiger Bestandteil einer Reduktionskost sein.

Mit Süßstoff abnehmen
Durch den konsequenten Ersatz von Zucker durch Süßstoff ließen sich bei der
Durchschnittsernährung täglich rund 400 Kilokalorien einsparen. Das
entspricht einer jährlichen Einsparung von fast 150.000 Kilokalorien.
Theoretisch ließe sich durch eine solche Kalorieneinsparung das
Körpergewicht um 20 Kilogramm senken. Wer Süßstoff als Alibi für die
Kalorienvergiftung durch eine Überernährung missbraucht, muss sich nicht
wundern, dass sein Körpergewicht ansteigt. Dafür ist dann allerdings nicht
der Süßstoff verantwortlich.

Natürliche Bestandteile entgegen dem Mythos
Wer glaubt, dass alle Süßstoffe synthetisch sind und grundsätzlich der
chemischen oder pharmazeutischen Industrie entstammen, irrt, denn der
Süßstoff Thaumatin wird aus der Katemfe-Frucht und
Neohesperidin-Dihydrochalcon aus den Schalen von Bitterorangen gewonnen. Es
muss also niemand mehr auf die Zulassung von Stevia als Süßstoff warten.
Süßstoffe natürlichen Ursprungs gibt es bereits. Und der Süßstoff Aspartam
wird aus zwei natürlichen Eiweißbausteinen hergestellt. Aber auch die
Natürlichkeit einiger Süßstoffe lässt die Kritiker nicht verstummen.

Der Süßstoff Stevia
An den Haaren herbeigeholt ist auch, dass sich die Süßstofflobby und die
Süßstoffproduzenten gegen die Zulassung von Stevia in Europa richten. Gerade
die Süßstoffindustrie sucht nach neuen Süßungsmitteln und wäre glücklich,
wenn Stevia endlich zugelassen würde.

Studien zeigen, dass Stevia eine krebserregende Wirkung haben könnte und
auch nicht ungiftig ist. Allein dadurch, dass Stevia in asiatischen Ländern
beliebt ist, lässt sich keine Unbedenklichkeit ableiten. Das beweist auch
der Geschmacksverstärker Natrium-Glutamat, der in diesen Ländern sozusagen
zu den Grundnahrungsmitteln gehört. Zudem scheint Stevia die
Zeugungsfähigkeit des Mannes zu beeinflussen und wird in Südamerika sogar
als Empfängnisverhütungsmittel von Männern verwendet. Auch eine
fruchtschädigende Wirkung kann im Tierversuch durch Stevia nachgewiesen
werden. Die negativen Wirkungen betreffen aber nicht Stevia selbst, sondern
das Abbauprodukt Steviosid. Die von internationalen Organisationen wie der
FAO sowie WHO festgelegten Höchstaufnahmemengen weisen deutlich darauf hin,
dass Stevia keinesfalls vollständig unbedenklich ist. Andernfalls hätte
Stevia den GRAS-Status erhalten und würde als gänzlich sicher bezeichnet.
Die Abkürzung GRAS steht für Generally Recognized As Safe. Diesen Status
vergibt die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) für
Substanzen wie beispielsweise Lebensmittelzusatzstoffe, die allgemein als
sicher angesehen werden. Die Stevia Befürworter sollten im Sinne ihrer
eigenen Gesundheit abwarten, was die Wissenschaft ergibt und auf andere
Süßstoffe natürlicher Quelle zurückgreifen.

Viel hilft nicht
Grundsätzlich gilt, dass es aus ernährungsphysiologischer Sicht sinnvoll
ist, Zusatzstoffe maßvoll einzusetzen. Das trifft auch für Süßstoffe zu.
Übermäßigen Zuckerkonsum durch Süßstoff zu ersetzen ist wenig sinnvoll.
Demgegenüber ist es zweckmäßig, den süßen Geschmack nicht zu übertreiben.
Übergewichtige Menschen können zur Gewichtsreduktion und in der
nachfolgenden Phase der Gewichtsstabilisierung auf Süßstoffe zurückgreifen,
wenn sie den süßen Geschmack kalorienfrei genießen möchten. Diabetiker und
Menschen die unter Fettleber sowie erhöhten Blutfettwerten
(Hypertriglyzeridämie) leiden, profitieren ebenfalls von Süßstoffen.

Die 17 wichtigsten Süßstoffmythen

1.Süßstoff ist krebserregend: Falsch
2.Süßstoffe sind gesundheitsschädlich: Falsch – bei Einhaltung der täglichen
Höchstaufnahmemenge
3.Süßstoffe beeinflussen die Insulinproduktion: Falsch
4.Süßstoffe nehmen Einfluss auf die Hunger-Sättigungs-Regulation und lösen
Hunger oder Appetit aus: Falsch
5.Süßstoffe machen schlank: Falsch – Übergewichtige werden nicht durch aber
gegebenenfalls mit Süßstoffen schlanker
6.Süßstoffe sind chemische Kunstprodukte: Falsch – die Süßstoffe Aspartam,
Thaumatin und Neohesperidin-Dihydrochalcon haben einen natürlichen Ursprung
(Pflanzenteile) oder werden aus Eiweißbausteinen (Aminosäuren) hergestellt
7.Süßstoffe sind Mastmittel für Tiere oder in solchen enthalten: Falsch
8.Süßstoffe lösen den cephalischen Insulinreflex aus: Falsch
9.Süßstoffe erhöhen das Verlangen nach Süßem und Süßigkeiten: Falsch
10.Süßstoff ist teuer: Im Vergleich zu Zucker ist Süßstoff unglaublich
preiswert und wird daher reichlich von der Industrie eingesetzt
11.Süßstoff eignet sich nicht zum Backen – Falsch, aber im Gegensatz zu
Zucker liefern Süßstoffe keine Masse und unterstützen nicht die
Backeigenschaften von Teigen
12.Saccharin löst Blasenkrebs beim Menschen aus: Falsch – aber
möglicherweise in Maximaldosis bei der Ratte
13.Stevia ist ungefährlich und sicher: Wahrscheinlich nicht
14.Süßstoffe sind gesund: Süßstoffe sind bei Einhaltung der ADI-Werte sicher
unschädlich, aber gesundheitsförderlich eher nicht – auch wenn sie beim
Abnehmen helfen und die Diabetestherapie erleichtern können
15.Süßstoffe lösen Blähungen und Durchfall aus: Falsch – dafür sind
Zuckeraustauschstoffe wie Isomalt, Sorbit, Xylit oder Mannit verantwortlich
16.Die Süßstoffindustrie ist gegen Stevia: Falsch – sie würde Stevia gerne
als Süßstoff einsetzen
17.Der Hinweis „enthält eine Phenylalaninquelle“ bedeutet eine Gefahr:
Falsch – der Süßstoff Aspartam enthält den natürlichen Eiweißbaustein (die
Aminosäure) Phenylalanin – der Hinweis ist nur für Patienten, die unter der
Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie leiden, relevant

Wie Sie mit Hilfe von Süßstoffen oder auf andere Art und Weise abnehmen
können, erfahren Sie von den Mitgliedern der imedo-Gesundheitscommunity in
der Gruppe „Abnehmen“
http://www.imedo.de/group/overview/index/16-abnehmen

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