Rapsöl

Rapsöl verbessert im Vergleich zu Olivenöl die Cholesterin- und
Leberwerte übergewichtiger Männer

Wie eine Pilotstudie unter Leitung des Deutschen
Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) nun zeigt, verbessert der
tägliche Konsum von 50 g Rapsöl im Vergleich zu Olivenöl in einem
Untersuchungszeitraum von vier Wochen den Cholesterinspiegel sowie die
Leberwerte übergewichtiger Männer. Zudem fand das Team um die Mediziner
Michael Kruse und Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE Hinweise darauf, dass
die Aufnahme von Rapsöl zwar kurzfristig die Produktion von
entzündungsfördernden Botenstoffen im Unterhautfettgewebe
stimuliert, jedoch langfristig chronischen Entzündungsreaktionen
entgegenwirkt.

Das Wissenschaftlerteam veröffentlichte seine Ergebnisse nun in der
Fachzeitschrift Molecular Nutrition and Food Research (M. Kruse et al.:
2014; DOI 10.1002/mnfr.201400446). An der Pilotstudie waren auch
Forscher der Universität Hamburg sowie der
Friedrich-Schiller-Universität Jena beteiligt.

Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass Übergewicht
(Adipositas) mit chronischen Entzündungen einhergeht, die das Risiko für
einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Ebenso leiden
übergewichtige Menschen häufig unter Fettstoffwechselstörungen,
Bluthochdruck und einer Leberverfettung, die zum Beispiel einem
Typ-2-Diabetes oder einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung vorangehen.
Verschiedene Studien lassen dabei annehmen, dass ein hoher Verzehr von
Olivenöl, wie er im Rahmen einer mediterranen Ernährung üblich ist,
diesen Krankheiten vorbeugen kann.

„Da Nordeuropäer Olivenöl nicht in dem hohen Maße verwenden wie
Südeuropäer, wollten wir untersuchen, ob sich heimisches Rapsöl als
Alternative anbietet, da es besonders reich an einfach- aber auch
mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist. Bisher fehlen Ernährungsstudien,
welche die Wirkung beider Öle direkt miteinander vergleichen“, sagt
Erstautor Michael Kruse.

An der Pilotstudie nahmen 18 übergewichtige Männer* im Alter zwischen
39 und 63 Jahren teil, welche die Mediziner nach dem Zufallsprinzip in
zwei gleichgroße Gruppen aufteilten. Die Studienteilnehmer erhielten für
vier Wochen zu einer ausgewogenen Kost entweder täglich 50 g
raffiniertes Rapsöl oder kaltgepresstes Olivenöl (extra virgin), wobei
beide Öle in etwa den gleichen Gehalt an Vitamin E und Polyphenolen**
aufwiesen. Die Teilnehmer sollten die Öle zum Beispiel in Form von
Salatsaucen oder Pesto verzehren.

Nach der vierwöchigen Diätphase hatten die Teilnehmer wie beabsichtigt
weder ab- noch zugenommen. Im Vergleich zur Olivenölgruppe senkte sich
der LDL-Cholesterinspiegel der Männer, die Rapsöl verzehrten, um etwa
0,45 mmol/L. Ebenso verbesserten sich ihre Leberwerte. Zum Beispiel
verminderte sich der Wert für das Enzym Aspartat-Aminotransferase*** um
18 Prozent. Im Nüchternzustand produzierte das Unterhautfettgewebe
dieser Männer zudem deutlich weniger entzündungsförderndes
Interleukin-6, wobei allerdings der Verzehr einer Testmahlzeit
vorübergehend die Synthese dieses Botenstoffs stimulierte.

„Dauerhaft erhöhte Interleukin-6-Spiegel, die oft bei Übergewicht zu
beobachten sind, stehen im Verdacht, eine Insulinunempfindlichkeit der
Körperzellen und Typ-2-Diabetes zu fördern“, erklärt Kruse.
„Deshalb ist es gut, wenn das Fettgewebe nach der vierwöchigen
Diätphase deutlich weniger dieses Botenstoffs synthetisierte als
vorher.“

„Aus anderen Studien wissen wir zudem, dass durch Muskelaktivität, zum
Beispiel durch Sport, der Interleukin-6-Spiegel im Blut vorübergehend
bis um das 100-fache ansteigen kann. Gleichzeitig ist bekannt, dass
körperliche Aktivität Stoffwechselkrankheiten vorbeugt. Daher
vermuten wir, dass der von uns beobachtete akute, aber kurzzeitige
Anstieg der Interleukin-6-Synthese eher eine positive, hormetische****
Wirkung hat“, so Pfeiffer, der die Abteilung Klinische Ernährung am
DIfE leitet. „Zusammenfassend weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass
der tägliche Verzehr von 50 g Rapsöl dazu beitragen kann, bei
übergewichtigen Männern die Leber- und Cholesterinwerte zu
verbessern. Weitere Studien mit weitaus größeren Probandenzahlen sind
jedoch notwendig, um die von uns beobachteten Effekte genauer zu
untersuchen.“

Hintergrundinformation:
* Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine Maßzahl für die Bewertung des
Körpergewichts eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Er
berechnet sich, indem man das Körpergewicht (gemessen in Kilogramm)
durch das Quadrat der Körperlänge (gemessen in Meter) teilt [kg/m2]. Die
Teilnehmer der Pilotstudie wiesen einen BMI zwischen 27 und 35 auf. Eine
Person mit einem BMI über 25 gilt als übergewichtig, eine mit einem BMI
über 30 als adipös (fettsüchtig).

** Polyphenole sind aromatische Verbindungen, die zu den sekundären
Pflanzenstoffen gezählt werden. Viele Polyphenole gelten als
gesundheitsfördernd.

*** In der Labordiagnostik wird die Aktivität des Enzyms
Aspartat-Aminotransferase aus dem Plasma oder dem Serum bestimmt, um
abzuklären, ob eine Leber- oder Gallenwegserkrankung vorliegt. Erhöhte
Enzym-Werte im Blut sind in der Regel Folge einer Leber- oder
Skelettmuskelerkrankung bzw. eines Herzinfarktes. Starke Erhöhungen
findet man bei allen entzündlichen Lebererkrankungen sowie bei toxischen
Leberschädigungen (z. B. durch Pilzgifte). Unter einer
Antibiotika-Therapie sind oft auch bei sonst Gesunden die
Aspartat-Aminotransferase-Werte erhöht. Nach Therapieende sinken die
Spiegel wieder auf Normalwerte (Quelle: Wikipedia).

**** Hormesis (griech.: „Anregung, Anstoß“, engl.: adaptive response)
ist die schon von Paracelsus formulierte Hypothese, dass geringe Dosen
schädlicher oder giftiger Substanzen eine positive Wirkung auf den
Organismus haben können. Sie wird heute in der Definition weiter
gefasst. Bei medizinisch wirksamen Substanzen ist ein solcher
dosisabhängiger Umkehreffekt (hormetischer Effekt) gut nachweisbar
(Quelle: Wikipedia).

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