TV Köche im Einsatz

Deutschland kocht – TV Köche im Einsatz – Top 50
Köche diskutierten über kulinarische TV-Formate

Am 21.04.2008 traf sich bereits zum fünfen Mal die deutsche Kochelite zum
„Busche Branchentreff Schlemmer Atlas Top 50 Köche 2008“ in Frankfurt.
Auf Initiative des „Schlemmer Atlas“ stand der Koch-Gipfel in diesem Jahr unter
dem Motto „Deutschland kocht – TV Köche im Einsatz“.
Die fünf Podiumsteilnehmer Prof. Dr. Jo Groebel (Direktor Deutsches Digital
Institut), Axel Kühn (RTL2-Programmdirektor), Knut Günther (Vorstand des Vereins
zur Förderung der Tafelkultur e.V.), Patrick Müller (3sat Fernsehserie „Silent
Cooking“) und Jörg Schütte (Geschäftsführender Gesellschafter tv.gusto)
diskutierten über den Bildungs- und Unterhaltungswert kulinarischer Sendeformate.

Das „Diskussions-Büffet“ war reich gedeckt und über das Genre „Kochen“, das
aktuell mit rund 90 Koch-Shows und über 50 Programmstunden pro Woche in
den deutschen Wohnzimmer flimmert, wurde viel geredet.
Zwar war man sich einig, dass die Sender die Koch-Shows mit reichlich Prominenz,
Singles, Reiseerlebnissen oder Duellen aller Art anreichern, der so entstandene
Koch-Boom grundsätzlich aber zu begrüßen ist.

Das Kochen im TV auch mal ganz ohne Worte auskommt, stellte der Österreicher
Patrick Müller klar. Mit seinen 72-Folgen, die selbst zur Sendezeit von 0.55 Uhr
noch die 2%-Quote übersprangen, vertrat er ein Konzept, für das ihn der Sender
zwar als redegewandten Koch gesucht hatte, er dieses dann aber ohne Worte
zum Erfolg brachte. Der österreichische „Tim Mälzer“ ist anders als Andere und
das „über Kochen schon alles gesagt ist“, seine These. Als „Typ“ mit Ecken und
Kanten kochte er sich schweigend in die Herzen seiner Fans. Zu denen zählt
auch Spitzenkoch Lothar Eiermann. Er verriet, dass sich seine Küchenmannschaft
und er zu den regelmäßigen Zuschauern zählen und das Konzept „Silent
Cooking“ durchaus eine beachtenswerte Leistung sei.

Der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Groebel begründete den Boom der Koch-
Shows mit dem Verlangen der Zuschauer nach „Heile-Welt-Themen“ im Fernsehen.
Neben Krimis, Gerichtsshows & Co sei kochen im TV eines der Refugien, in
denen der Zuschauer einfach mal so zwischen Mandarinenschauen und Gänsebraten
abschalten kann. „Leichte Kost“, keine Gewalt, unterhaltende Kommunikation
und die Fröhlichkeit der Menschen lassen eine romantische Atmosphäre
entstehen, die von der Gesellschaft gerne konsumiert wird. Nebenbei merkte
Groebel auch an, dass Mälzer & Co nicht unerheblichen Anteil daran haben, dass
auch das Berufsbild „Koch“ in einem neuen Licht steht. Dadurch, dass die
Shows den Koch als „Star“ zeigen, wird dieser plötzlich zum Vorbild einer ganzen
Generation. Die Koch-Stars schaffen mit Ihrem Wirken Perspektiven und
Leitbilder für junge Berufsanfänger. Das Kochhandwerk ist „salonfähig“ geworden.

RTL2, die den klassischen Bildungsauftrag des Fernsehens eher bei den öffentlich-
rechtlichen Sendeanstalten sehen, rückt die Unterhaltung der Zuschauer in
den Fokus. Programmdirektor Axel Kühn provezeit „Kochen & Essen“ im TV
noch ein langes Leben. Ein Übermaß an Sendungen kann er noch nicht feststellen.
Zu unterschiedlich seien die Konzepte. Kühn stellte heraus, dass neben den
RTL2-Formaten genügend weitere Sendeangebote für die kulinarischen Zielgruppen
im Markt vorhanden sind. Profis, Laien, Doku-Typen – alle kommen auf
Ihre Kosten und Langeweile oder Überdruss haben sich noch lange nicht bei
dem Zuschauer eingestellt.

Der Spartensender „tv.gusto“, der zu 100% von kulinarischen Themen lebt, wurde
vertreten durch Jörg Schütte. Schütte vertrat die Ansicht, das kochen nicht
immer nur ernst sein muss. Spaß und der unterhaltende Transport von Wissen
über Lebensmittel, Küchenutensilien etc. müssen zwar respektvoll der Sache an
sich gegenüber geschehen, bieder und steif dürfe es im TV aber nicht zugehen.
„tv.gusto“ ist es wichtig, sich mit seiner „Community“ ganzheitlich zu
beschäftigen.

Knut Günther mahnte den generellen Werteverfall der Gesellschaft an. Längst
vergessene Rezepte wie „eingelegte Wallnüsse“ oder auch Tischmanieren müssen
verstärkt von den Medien aufgegriffen und thematisiert werden. Günther
stellte kritisch fest, dass zwar kochen im TV en vogue ist, alte Traditionen dabei
aber vernachlässigt werden.
Mit einer von Christian Scharrer ausgerichtete Küchenparty und den sensationellen
Desserts von Gastkoch Marc Fosh (Read’s Hotel Mallorca) ging der Branchentreff
noch bis weit in die Nacht hinein.

Der „Busche Branchentreff” hat sich als jährlich wiederkehrender Branchen-
Event positioniert und ist ein fester Termin in den Kalendern der deutschen Spitzengastronomie.
Der Busche Verlag, ein seit über 30 Jahren im Bereich der Hotellerie und Gastronomie
tätiges Unternehmen und Herausgeber des „Schlemmer Atlas“, setzt sich
als Förderer der kulinarischen Esskultur und für das Ansehen der deutschen
Spitzengastronomie ein.

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