Die Ratatouille Rezepte

Das Erfolgsrezept: wie die köstlichen, feinen Gerichte in RATATOUILLE kreiert wurden

Nachdem er Gusteaus Restaurant betreten hat, bekommt Remy die Chance, auf die er ein Leben lang gewartet hat: Er kann – wenn auch nur in Verkleidung – die Menüs des Restaurants mit seiner eigenen kreativen Kraft aufpeppen. Für die Filmemacher bedeutete das, die kulinarische Welt, die Remy so viel bedeutet, so akkurat und aufregend wie nur möglich zum Leben zu erwecken – denn dies war der Schlüssel zu der kompletten Story. Dafür tauchten sie natürlich gleich zu Beginn tief ins Universum der Sterneküchen ein. „Die Geschichte handelt von mehr als dem Kochen, aber ich wusste, dass die Atmosphäre in einer realistischen Küche und lebensecht aussehende Gerichte unserer Fantasie eine Glaubwürdigkeit verleiht, die man anders nicht hätte erzeugen können.“

Der Prozess begann in Paris, wo die Filmemacher beim Essen in den berühmtesten Gourmet-Tempeln „recherchierten“, Proben von den schmackhaftesten Gerichten mitnahmen und über die Schulter der kreativsten Köche der Welt schauen durften. „Man hat sich schon Sorgen um uns gemacht, dass wir an zu gutem Essen in zu kurzer Zeit sterben könnten“, grinst Bird. „Aber wir haben in dieser Phase unendlich viel gelernt, was schließlich dem Film zugute kam.“

Nach seiner Rückkehr belegte das gesamte Team diverse Kochseminare, in denen die Computerkünstler, sonst eher mit Mausklicks und Tippen vertraut, lernten, wie die Profis zu schneiden und zu pochieren. Das verschaffte ihnen allen den notwendigen Einblick in kleine, aber wichtige Details: wie ein Koch sein Messer hält, eine Zwiebel schneidet, eine Suppe anrührt oder mit seinen Mitarbeitern in einer geschäftigen Küche umgeht. Die Kochkurse haben uns mit ordentlich kreativem Futter versorgt – und hatten darüber hinaus interessante Nebeneffekte. „Sie haben mich ruiniert“, lacht der leitende Animator Mark Walsh. „Ich war ein Dosenfraß- und Pizza-Service-Esser, und plötzlich habe ich gemerkt, wie viel Spaß es macht, etwas richtig Gutes zu kochen!“

In der Zwischenzeit reiste Brad Lewis ins kalifornische Napa Valley, wo er zwei Tage lang ein Praktikum in einem von Amerikas besten (und gefragtesten) Restaurants machte: im French Laundry, wo Küchenchef Thomas Keller, gepriesen als einer der innovativsten Köche weltweit, geliebte Klassiker der Küche beinahe jeden Abend mit neuen Kniffen und Twists verfeinert.

Als Keller von der Geschichte über Remy hörte, war er prompt begeistert von diesem ungewöhnlichen Helden: „Ich war nicht so geschockt von der Vorstellung, eine Ratte in einer Küche zu haben, wie man vielleicht denkt“, schmunzelt der Koch. „Ich glaube, Remy ist jemand, mit dem wir uns alle identifizieren können – ein Underdog, der am Ende triumphiert, und wenn wir so etwas sehen, verschafft es uns immer ein wunderbares Gefühl.“

Keller übernahm am Ende auch eine kleine Sprechrolle als Restaurantgast in dem Film, aber zunächst war er für Lewis ein Führer durch die Welt kulinarischer Abenteuer. „Brad wollte sehen, wie es in einer echten Küche aussieht und wie es sich dort anfühlt – die Energie, die Dynamik, wie die Menschen zusammenarbeiten und sich in der Küche bewegen. Eben ,den Tanz‘ erleben, wie wir das in unserem Restaurant nennen“, sagt Keller. „Brad und sein Team haben im French Laundry eine Menge Video-Aufnahmen gemacht, mit denen sie uns studieren konnten und die sie dann als Grundlage für ihre Animationen genommen haben.“

Lewis arbeitete am ersten Tag bis 1.30 Uhr nachts und stand am nächsten Morgen um 5.30 Uhr wieder in der Küche – und er schwört, dass sich die Mühe gelohnt hat, denn er lernte dabei etwas über die Leidenschaft für gutes Essen, die auch Remy antreibt. „Es gibt Millionen kleiner Details und geheimes Wissen, das in einer Küche wie der im French Laundry ans Tageslicht kommt“, erinnert er sich. „Aber für mich war das Wichtigste, dass jemand wie Thomas die gleiche emotionale Verbindung zu Lebensmitteln und zu seinen Gästen hat wie wir bei Pixar zu unseren Zuschauern. Wir haben uns auf vielfältige Weise verstanden, auch in der Frage, warum und wie sehr unsere Teams das lieben, was sie tun. Ich habe auch bemerkt, dass ich aus dem gleichen Grund so gern koche wie die meisten Küchenchefs: weil es Menschen zusammenbringt.“

Aber obwohl die Filmemacher in Paris, in ihren Kochkursen und im French Laundry die besten Gerichte gesehen und geschmeckt hatten, war es ihnen doch klar, dass es nicht ganz einfach werden würde, den feinen Geschmack eines Tellers mit leckerem Essen in computergenerierte Bilder zu übertragen. „Unsere Mission war es, die schönsten Gerichte zu kreieren, die man je gesehen hat“, bringt es Michael Fong auf den Punkt. „Wir wollten, dass die Zuschauer im Kino denken: ,Hm, jetzt würde ich gern auf die Leinwand springen und diesen Teller leer essen!‘“ Allerdings ist es schon schwer genug, solche Gerichte in der wahren Welt zu komponieren, ganz zu schweigen von CG-Bildern. Also mussten sich die Filmemacher einer ganzen Reihe von einzigartigen kreativen und technischen Prozessen unterziehen.

Schnell realisierte das technische Team, dass es unbedingt reale Modelle von den Gerichten brauchte, um sie ausgiebig zu studieren. „Wenn man ein Gericht, bei dem die Sauce blubbert und der Dampf noch emporsteigt, im Computer neu erschaffen möchte, muss man dieses Gericht tatsächlich kochen und es dann fotografieren“, sagt Fong.

Hier kam der kulinarische Inhouse-Berater von Pixar ins Spiel: Michael Warch. Er war professioneller Koch, bevor er ins Filmgeschäft wechselte und für RATATOUILLE als Manager in den Set- und Layout-Abteilungen arbeitete. „Ich war im Grunde immer auf dem Sprung“, erläutert Warch. „Die Effekt-Jungs riefen mich an und sagten: ‚Wir müssen diese Suppe machen, die Remy kocht‘. Also ging ich an den Herd und kochte ihnen die benötigte Suppe vor.“

Warch arbeitete während der gesamten Dreharbeiten mit, um eine Authentizität zu gewährleisten, die selbst den gewieftesten Gourmet überzeugt. Das war besonders wichtig für Gusteaus Küche. „Die Idee war es, stets etwas zu kreieren, was stilisiert ist und Spaß macht, aber gleichzeitig der original französischen Küche entspricht“, sagt er. „Wir haben die echten französischen Kupferpfannen, die echten französischen Sabatier Messer, die echten Arbeitsabläufe in einer französischen Küche, die die Mitarbeiter in ständiger Bewegung halten, sogar die authentische Platzierung der Zutaten auf den Tellern designt. Wir hatten den Ehrgeiz, dass jeder, der mal hinter die Kulissen einer Küche geschaut hat, sagt: ,Wow, die wissen wirklich, was sie da tun!‘“

Die CG-Darstellung der Gerichte stellte das Team allerdings vor große technische Herausforderungen. „Wir haben zum Beispiel bemerkt, dass die Simulations-Crew das Essen ein bisschen weicher darstellen musste, damit es auf dem Teller miteinander verschmilzt“, sagt Fong. „Dadurch sieht es noch ein wenig leckerer aus. Die Beleuchter und Schattierer setzten immer wieder Lichtakzente neu, die das Essen noch appetitlicher aussehen ließen. Und schließlich schuf das Effekt-Team Dampf und Hitzewellen, die das Essen verströmt. All dies zusammen ergab ein unglaublich appetitliches Bild.“

Bestimmte Lebensmittel brachten weitere unvorhergesehene Schwierigkeiten ins Spiel. Brot zum Beispiel scheint relativ simpel im Computer herstellbar zu sein, aber wenn man diesen So-authentisch-dass-man-es-fast-schmecken-kann-Look anstrebt, tritt eine ganze Reihe von Problemen hervor. „Brot ist schwierig, weil es so voluminös ist“, erläutert Fong. „Man kann nicht einfach eine flache Fläche bemalen und behaupten, dass das nun eine Scheibe Brot ist. Man muss Luftblasen einarbeiten, die beim Backen auftreten, damit es weich und luftig aussieht. Die Kruste muss flockig und gleichzeitig kross aussehen. Also brauchten wir ein paar richtig smarte Leute, die mit diesen Problemen fertig wurden.“

Un
d wenn wir schon von Problemen sprechen: Die Flüssigkeiten im Restaurant präsentierten weitere Probleme – angefangen bei den vielen speziellen Saucen bis hin zum Rotwein. „Objekte wie Mandarinen in einer Sauce zu simulieren ist sehr komplex und kann ein sehr aufreibender Prozess sein“, bemerkt Fong. „Die Simulation von Wasser ist ebenfalls schwer. Die Simulation einer zähen, sich langsam bewegenden Flüssigkeit wie Bratensaft oder Sauce grenzt schon fast ans Unmögliche, weil nur sehr wenige Simulatoren deren Physis darstellen können. Verdickende Elemente in diesen Flüssigkeiten vergrößern die Schwierigkeiten noch.“ Und er fährt fort: „Wir haben außerdem eine besondere Simulation gebraucht, die Flüssigkeit in einem Löffel darstellen kann – zum Beispiel für jene Szene, in der Remy die alles entscheidende Suppe rettet.“

Den Beweis dafür, dass das Team mit seinen Gerichten beinahe einen Eintrag im Guide Michelin verdient hätte, lieferte kein Geringerer als Thomas Keller, dessen Appetit geweckt wurde: „Einige der Gerichte im Film haben mich wirklich dazu gebracht, dass ich sie unbedingt kosten wollte“, sagt der Starkoch. „Die Art der Präsentation, die Saucen … die Jungs haben es geschafft, den wunderbaren Reiz guten Essens in ihrem Animationsprozess einzufangen.“

Alles über den lustigen Restaurant – Film Ratatouille:
https://gourmet-report.de/keyword/ratatouille/

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