Medien-Skandal statt Wein-Skandal

Trotz heftiger Kritik in den Medien und einer Richtigstellung der Landesuntersuchungsanstalt (LUA) von Rheinland-Pfalz weigert sich der TV-Sender SWR seine nicht der Wahrheit entsprechenden Behauptungen über gepanschte deutsche Weine zurückzunehmen. Am Dienstag teilte die Mainzer Pressestelle des Senders dem Weinreporter auf eine entsprechende Anfrage mit, dass man keinen Grund sähe von der eigenen Darstellung abzurücken, da der Autor der Sendung im Grossen und Ganzen bei seiner Darstellung bleibe. Allerdings ist laut Presserecht die Redaktion der Pressestelle für die inhaltliche Richtigkeit der von ihr verbreiteten Texte verantwortlich und nicht der Autor der jeweiligen Sendung.

Im Zusammenhang mit der Ausstrahlung der umstrittenen TV-Reportage „Die Tricks der Weinmacher“ des SWR-Chefreporters Thomas Leif hatte der Sender verbreitet rheinland-pfälzische Weinkontrolleure hätten bei jedem 5. Winzer Weinverfälschungen festgestellt. Diese Behauptung ist durch die Statistik nicht im Geringsten gedeckt. Vielmehr werden in der LUA Statistik für das Jahr 2005 lediglich 18,98 Prozent der untersuchten Proben beanstandet. Die Zahl der Proben entspricht aber nicht der Zahl der Ezeuger. Diese liegt erstens sehr viel niedriger und zweitens wurden nicht nur deutsche Weine sondern auch in einem erheblichen Masse Auslandsweine untersucht und beanstandet.

Auch die Behauptung des SWR „die Verwendung von Glycerin, die Aufzuckerung unter anderem mit Rübenzucker, der Einsatz von Aromastoffen, Farbstoffen und Wasser, die Überschreitung von Grenzwerten unter anderem bei schwefliger Säure oder Sorbin“ seien 2005 die häufigsten festgestellten Verstösse gegen das Weingesetz gewesen ist eine Falschmeldung. Laut der offiziellen LUA-Statistik ist genau das Gegenteil der Fall. Die häufigsten Verstösse waren bezeichnungsrechtlicher Natur. Die vom SWR genannten Verstösse tauchen dagegen in der Statistik auf den letzten Plätzen auf.

Auch bei den in den kommenden Wochen auf verschiedenen ARD-Kanälen vorgesehenen Ausstrahlungen der Reportage will der SWR mit diesen Unwahrheiten für die Sendung werben. Die Pressestelle des Senders sieht sich damit dem Vorwurf ausgesetzt sie verbreite wider besseres Wissen falsche Zahlen und verfälschte statistische Auswertungen, von denen eine erhebliche Rufschädigung der gesamten deutschen Weinwirtschaft ausgeht. Aus dem angeblichen Weinskandal, der keiner war, ist damit ein Medienskandal geworden. Und der könnte auch noch weitere Kreise ziehen.

Denn natürlich stellt sich jetzt auch die Frage, warum das Mainzer Wirtschaftsministerium, in dessen Zuständigkeitsbereich die Weinkrontrolle fällt, es bei einer eher weichen Richtigstellung einer untergeordneten Behörde bewenden lässt, statt juristisch gegen den Sender vorzugehen. Beide Behauptungen sind nicht nur gegendarstellungsfähig sondern angesichts der Sachlage auch geeignet für eine Unterlassungserklärung. Das Stillhalten des Ministeriums stösst inzwischen auch bei Weinbaupräsident Norbert Weber, beim Deutschen Weininstitut (DWI). der rheinlandpfälzischen Landwirtschaftskammer und dem deutschen Bauernverband auf Unverständnis und Kritik.

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