Wenn die Schokolade nicht mehr schmeckt

Wenn ein Kind in Deutschland in seine Weihnachtsschokolade beißt, hat vielleicht auf einem anderen Teil der Erde ein anderes Kind geschuftet, um den Kakao hierfür zu ernten. Denn elf Prozent aller Mädchen und Jungen auf der Welt sind Opfer von Kinderarbeit. Das sind 168 Millionen Kinder.

Subsahara-Afrika ist von Kinderarbeit besonders betroffen. Gleichzeitig ist diese Region der größte Kakaoproduzent der Erde. Das Nachhaltigkeitsprogramm UTZ hat dort mehr als 285.000 Kakao-Farmen zertifiziert und versucht, seiner Verantwortung in Bezug auf Kinderarbeit so gut wie möglich gerecht zu werden. Das Verbot ist selbstverständlicher Bestandteil des sogenannten Code of Conduct. Dieser legt die ökonomischen, sozialen und ökologischen Kriterien für eine UTZ-Zertifizierung fest. Trotzdem: Kinderarbeit kommt vor.

Die Hauptursache von Kinderarbeit ist Armut. Dagegen kann ein einzelner Akteur nichts ausrichten. UTZ als NGO will selbst noch mehr tun, braucht aber Unterstützung. Von der Weltgemeinschaft, den einzelnen Staaten und der Industrie.

Gerade zu Weihnachten, wenn Schokoladenprodukte unsere Supermarktregale sprengen, verdient diese Problematik erhöhte Aufmerksamkeit. Deutschland zählt sowohl beim Verbrauch von reinem Kakao als auch von kakaohaltigen Süßigkeiten im Weltvergleich zu den Spitzenreitern. Wir würden uns freuen, wenn Sie die Diskussion rund um die Eindämmung von Kinderarbeit weiter voranbringen und das Thema Kinderarbeit in Ihre vorweihnachtliche Agenda aufnehmen könnten.

Weitere Details zu UTZ Certified und seine Bemühungen zur Abschaffung von Kinderarbeit können Sie der hier folgenden Hintergrundinformation entnehmen.

UTZ CERTIFIED GEGEN KINDERARBEIT
Der Code of Conduct: Null-Toleranz gegenüber Kinderarbeit
Das Verbot von Kinderarbeit ist analog den Richtlinien der ILO (Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen) im Code of Conduct von UTZ Certified niedergeschrieben. Dieser Kriterienkatalog formuliert die ökonomischen, sozialen und ökologischen Anforderungen, die Kaffee-, Tee- und Kakao- Farmer erfüllen müssen, um die UTZ-Zertifizierung zu erhalten. Die Einhaltung des Code of Conduct hat für UTZ höchste Priorität. Die zertifizierten Farmer werden regelmäßig sowohl durch ein UTZ-eigenes Kontrollsystem als auch von unabhängigen Auditoren überprüft.

Prävention: Schulungen und Aufklärung
Im Mittelpunkt des UTZ-Programmes stehen jedoch nicht Kontrollen, sondern Trainings und Schulungen. Die meisten von ihnen drehen sich um die Frage „Wie geht gute Agrarpraxis?“. UTZ zeigt den Farmern Anbaumethoden, die ihren Ertrag und letztlich auch ihr Einkommen erhöhen helfen. Denn nur dadurch kann UTZ sein Hauptziel erreichen: Die Lebensumstände der zertifizierten Farmer maßgeblich zu verbessern. Damit würde der Einsatz von Kindern als Arbeitskräfte auf lange Sicht unnötig.

Darüber hinaus betreibt UTZ Aufklärungsarbeit. Trainer vor Ort erklären den Farmern die negativen Folgen von Kinderarbeit und vermitteln, wie Bildung für alle Mitglieder einer Gesellschaft zu mehr Wohlstand führen kann. UTZ möchte mit diesen Maßnahmen einen positiven Kreislauf anstoßen und ein Umdenken fördern. Denn am Anfang eines jeden Kinderlebens soll der Schulbesuch stehen und nicht der Einsatz als vollwertige Arbeitskraft auf den Kakaofeldern.

Der Fall der Fälle: Maßnahmen
Trotz des klar formulierten Verbots im Code of Conduct, den regelmäßigen Kontrollen der Farmer und den Schulungen vor Ort: Es gab und es gibt Fälle von Kinderarbeit auf UTZ-zertifizierten Farmen.
Aus diesem Grund setzt UTZ mit der neuesten Auflage des Code of Conduct auf ein noch engmaschigeres Kontrollnetz.

Mehrere zertifizierte Farmer finden sich als Gruppe zusammen und benennen einen Verantwortlichen für das Thema Kinderarbeit. Diese Person dokumentiert alle Fälle. Außerdem entwickeln die Farmer gemeinsam einen Aktionsplan, um die Kinderarbeit auf ihren Farmen zu minimieren. Neben einer Ausweitung von präventiven Schulungen eignen sich hierfür auch folgende Maßnahmen: Die Erstellung von Geburtsurkunden für jedes auf der Farm geborene Kind hilft zum Beispiel langfristig bei der Identifikation von Kinderarbeit. Auch die Schaffung von Arbeitsstellen für Frauen sorgt dafür, dass ausreichend Arbeitskräfte vorhanden sind und die Farmer nicht auf die Mitarbeit von Kindern ausweichen müssen. Der Aktionsplan hält die Farmer also an, ihren Alltag gemäß den UTZ-Richtlinien eigenverantwortlich zu gestalten bzw. die Richtlinien besser umzusetzen.

Besonders zum Tragen kommt das neu geschaffene System des Kinderarbeits-Beauftragten aber vor allem, wenn akute Fälle von Kinderarbeit auftreten. Die Gruppe kann dann schnell eingreifen und eine Lösung aktiv vorantreiben. Dabei werden die Farmer von staatlichen und nicht-staatlichen Einrichtungen vor Ort unterstützt. UTZ Certified baut sein Netzwerk an Kooperationspartnern und Experten kontinuierlich aus, damit jeder Fall von Kinderarbeit gesondert geprüft und besonnen gehandhabt wird. So wird unter Einbindung aller Beteiligten und von Fall zu Fall entschieden, mit welcher (Zwischen)Lösung dem jeweiligen Kind am besten geholfen ist.
Bei den regelmäßigen Überprüfungen der zertifizierten Farmen wird demnach mittlerweile nicht nur kontrolliert, ob akute Fälle von Kinderarbeit vorliegen, sondern auch, wie mit vorangegangenen Fällen umgegangen wurde und ob die gewählten Maßnahmen wirksam sind.

Das UTZ-Netzwerk: Unterstützung vor Ort
Bei der Unterstützung vor Ort setzt UTZ auf die Zusammenarbeit mit Organisationen, die die Gepflogenheiten des jeweiligen Landes oder der Region am besten kennen.

In Afrika kooperiert UTZ Certified zum Beispiel mit der ICI (International Cocoa Initiative). Die ICI wurde 2002 gegründet und ist die führende Organisation für den Schutz von Kindern in den Kakao-Anbauländern. Sie versucht die Kakao-Industrie, die Zivilgesellschaft und die Regierungen vor Ort einzubinden, um Kindern eine bessere Zukunft – ohne Kinderarbeit – zu ermöglichen.

Auch Hivos ist eine Partnerorganisation von UTZ Certified. Hivos leistet Entwicklungshilfe in über 26 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Mit dem Ziel einer freien, fairen und nachhaltigen Welt arbeitet die Organisation daran, dass alle Menschen die gleichen Rechte genießen und gleichen Möglichkeiten bekommen, um ihr Leben selbst gestalten können. Eines ihrer zahlreichen Tätigkeitsfelder ist der Kampf gegen Kinderarbeit. Die Hivos-Sektion in Südafrika beispielsweise wird am Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2014 an zahlreichen Aktionen in verschiedenen afrikanischen Ländern rund um dieses Thema mitwirken.

Dem Thema Armut widmet sich eine weitere Partnerorganisation von UTZ Certified: Oxfam. Oxfam ist eine internationale Entwicklungsorganisation, die weltweit Menschen mobilisiert, um Armut aus eigener Kraft zu überwinden. Der Name Oxfam steht für Oxford Committee for Famine Relief. Die Organisation wurde 1942 in Großbritannien gegründet. Oxfam leistet Nothilfe bei Krisen, Konflikten, Klima- und Naturkatastrophen und fördert langfristige Projekte, die Menschen in armen Ländern stärken und unterstützen.
Darüber hinaus ist UTZ Mitglied beim Forum Nachhaltiger Kakao. Das Forum Nachhaltiger Kakao wurde im Juni 2012 ins Leben gerufen, um die Situation der Kakaobauern in den Anbauländern zu verbessern und einen nachhaltigen Anbau der Kakaobohnen zu fördern. Es handelt sich um einen Zusammenschluss der deutschen Bundesregierung, der deutschen Süßwarenindustrie, dem deutschen Lebensmittelhandel, NGOs und standardsetzenden Organisationen (Fairtrade, Rainforest Alliance und UTZ Certified).

Der Zusammenhang zwischen Kinderarbeit und der Produktion von Kakao ist augenfällig: In der Region Subsahara-Afrika tragen Kinder das größte Risiko, Opfer von Kinderarbeit zu werden. Und genau aus dieser Region stammt der Großteil des Kakaos auf dem Weltmarkt, allen voran von der Elfenbeinküste sowie aus Ghana und Nigeria. Auch UTZ-Certified ist in diesen Ländern aktiv. Sie gehören neben den ebenfalls subsaharischen Staaten Sierra Leone und Uganda sowie Indonesien zu den Top-Erzeugerländern von UTZ-zertifiziertem Kakao.
Die Hauptursache von Kinderarbeit ist Armut. Viele Familien können es sich schlicht nicht leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Ein einzelner Akteur wird dieses Problem niemals lösen können. UTZ alleine wird nie dafür sorgen können, dass Kinder nirgendwo auf der Welt mehr als Arbeitskräfte eingesetzt werden oder den heute betroffenen Kindern besser geholfen wird.

Daher müssen alle an einem Strang ziehen und ihre Bemühungen verstärken: Die Weltgemeinschaft mit der ILO genauso wie die einzelnen Regierungen und die internationalen Organisationen, die vor Ort sind oder mit den betroffenen Ländern Beziehungen unterhalten. Aber auch die Partner aus der Industrie. Sie können sich verpflichten, noch größere Mengen an nachhaltig angebautem Kakao zu verwenden und Organisationen wie UTZ Certified so unterstützen.

Eine umfassende Stellungnahme von UTZ Certified zum Thema Kinderarbeit inklusive der einzelnen im Code of Conduct aufgeführten Maßnahmen ist hier abrufbar (in englischer Sprache): https://www.utzcertified.org/attachments/article/2174/Final_UTZ Certified Position Paper on Child Labor.pdf?template=gk_corporateinnerfooter

UTZ Certified
UTZ Certified ist ein Programm und Gütesiegel für den nachhaltigen Anbau von Kaffee, Kakao und Tee. Mit dem UTZ- Programm erlernen die Farmer geeignete Anbaumethoden und erhalten Anreize für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und den verantwortungsbewussten Umgang mit Mensch und Umwelt. Dadurch trägt UTZ Certified dazu bei, dass sich der Ertrag, das Einkommen und die Lebensbedingungen der Farmer verbessern und die natürlichen Ressourcen geschont werden. Die Kriterien und Richtlinien der UTZ-Zertifizierung sind im Code of Conduct festgeschrieben. UTZ Certified hat sich zum Ziel gesetzt, den nachhaltigen Anbau von Kaffee, Kakao und Tee zur natürlichsten Sache der Welt zu machen. Bis 2020 sollen durch gemeinsame Anstrengungen mehrerer Nachhaltigkeitsprogramme 50 Prozent der gesamten Kaffee-, Kakao- und Teeproduktion nachhaltig sein.

utzcertified.org

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