Die Champagnerkorken knallen nicht mehr

Die Champagnerkorken knallen nicht mehr

Voraussichtlich kein Wachstum des Champagnerumsatzes für 2010, so Dr. Stephen Charters, Leiter des einzigen Lehrstuhls für Champagner-Management

Dass es in diesem Krisenjahr nicht viel zu feiern gab, beweisen die Zahlen für den Champagnerkonsum eindrucksvoll: So ist nach Informationen des CIVC (Comité interprofessionnel du vin de Champagne) der Umsatz innerhalb der ersten sechs Monate des Jahres weltweit um 42% im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Für 2010 ist keine Besserung in Sicht: „Der Champagnerexport wird nicht wachsen – sondern voraussichtlich stagnieren,“ so Stephen Charters, Leiter des weltweit einzigen Lehrstuhls für Champagner-Management an der Reims Management School. Dr. Stephen Charters lehrt Champagner-Management und Marketing innerhalb der verschiedenen Studienprogramme der Hochschule und beschäftigt sich z.B. mit dem Branding von Luxusprodukten am Beispiel von Champagnermarken.

Champagnerumsatz als Indikator für Aktivität und Selbstbewusstsein der Wirtschaft

„Die diesjährigen Zahlen bestätigen, was wir schon immer gesagt haben: Dass der Champagnerumsatz ein Indikator für Aktivität und Selbstbewusstsein der allgemeinen Wirtschaftslage ist,“ so Charters. Zur aktuellen Krisenstrategie der Champagnerhäuser erklärt er: „Um mehr Champagner zu verkaufen, reduzieren die Häuser ihre Preise stark. In einem Supermarkt in England können Sie Marken wie Lanson und Bollinger zum Teil wesentlich günstiger erstehen, als in Frankreich selbst. Einige Champagnermarken sind in Australien billiger als hier direkt beim Produzenten – und das ist 17 000 Kilometer entfernt.“

Zu hoher Preisnachlass bedroht das exklusive Image von Champagner

Für die ersten neun Monate des Jahres 2009 ging die Verschiffung nach Übersee von Champagner um 19,8% im Vergleich zum Vorjahr zurück. Der größte Verlust außerhalb der EU wurde in den USA und in Japan gemacht. Zu den weiteren Ländern, in denen Verkäufe um über 19.8% gefallen sind, gehören Australien, Deutschland, Spanien und die Schweiz (Quelle CIVC).

Dazu Charters: „Leider konzentrieren sich die Champagner-Häuser in ihrer Marketingstrategie zu sehr auf die Preise. Ich halte das für geradezu gefährlich, da damit die falschen Signale ausgesendet werden, was Qualität und Ruf des Champagners angeht. Es verringert die Exklusivität von Champagner und bedroht seine Positionierung als Sehnsuchtsprodukt. Anstatt billig zu verkaufen, wäre es wichtig, neue Langzeit-Marketingmethoden zu entwickeln, die die hohe Qualität und Authentizität in den Vordergrund stellen – gerade auch im Hinblick auf die junge Konkurrenz bei den Schaumweinen.“

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