Restaurantkritik Restaurant Zur Krone, Höchst im Odenwald

Beispielhafte Gastronomie auf dem Lande.
Das verschlafene Örtchen heißt Hetschbach, liegt im Odenwald bei Höchst und hat außer schöner Landschaft und viel Ruhe eigentlich weiternicht viel zu bieten. Wäre da nicht das Hotel Restaurant Zur Krone.
Normalerweise habe ich eher ein – meist begründetes – Vorurteil gegen Hotels “die auch ein Restaurant haben”. Aber hier ist alles anders. Grundsolide und aufregend Kreativ! Man spürt dies schon, wenn man vorfährt, eigene Parkplätze, angenehmes Äußeres des Hauses und ein warmes Entree. Überall wirbelt die Familie Wölfelschneider, sei es die Senior Chefin oder Senior Chef, der Chef der Küche Karl Ludwig Wölfelschneider, Schwester…ein gut funktionierender Familienbetrieb, natürlich mit weiteren Angestellten.
Um es vorweg zu nehmen, Sie reservieren am besten, denn das Gourmet Restaurant ist meist ausgebucht und im normalen Restaurant sind mitunter ebenfalls keine Tische mehr frei. Zusätzlich – bei schönem Wetter – noch ein angenehmes Garten Restaurant.
Bereits an der kleinen Rezeption sieht der kundige Besucher Selbstgemachtes aus der Küche, wie zum Beispiel wundervolle Konfitüren.

Sie haben nunmehr die Wahl zwischen “Normal” und Top.
Normal kann man das Restaurant mit seinem rustikalen Anstrich nicht nennen, hier wird verfeinerte Landküche, teils Odenwälder Art, geboten. Die Qualität ist Basis der Küche, das schmeckt man. Man kann sich an das tägliche, kleine Menu halten, drei Gänge für 21 Euro, die absolut preis – wert sind. Oder man entscheidet sich anhand der übersichtlichen Karte zur Selbstauswahl.
Als herausragend ist der Sauerbraten aus der Rinderbacke zu nennen, einfach köstlich. Oder die Meerbrassenfilets auf Zucchini Gemüse – die Tomatensauce war allerdings überhaupt nicht mein Ding, da fehlte besagte Kreativität. Als Vorspeise wurde ein gratinierter, frischer Ziegenkäse geboten – für acht Euro – serviert wurden gleich zwei der köstlichen – regionalen Käse, zuviel als Vorspeise. Einzige Kritik daran, die fantasielosen Tomatenscheiben als Spiegel. Es fehlte das Aroma und auch die Korrespondenz zum köstlich, warmen Käse. Hier wäre eine Tapenade aus schwarzen Oliven mit Limette fein gewesen.
Die gut sortierte Weinkarte mit nahezu 400 Kredenzen läßt den fachkundigen Sommelier spüren. Wir entschieden uns für einen Roero Arneis aus dem Piemont von Casa Vinicola Alfredo Prunotto, Alba, Italien – Piemont. Hellgolden mit Grünreflexen, intensives blumiges Bukett mit tropischen Fruchtanklängen und einer eleganten Struktur mit harmonischer Säurebalance, langes Fruchtfinish. Achtzehn Euro, dagegen läßt sich nichts sagen.

Als Rotwein wählten wir einen australischen Shiraz aus dem berühmten Hunters Valley. Ebenfalls im gleichen Preissegment, ein hervorragender, relativ leichter Rotwein, welcher zur Meerbrasse ausgezeichnet mundete. Es hat sich ja schon längst herumgesprochen, daß mitunter ein Rotwein entscheidend besser zu Fisch sein kann als ein Weißwein, gerade wenn mediterrane Zubereitung mit Kräutern und Olivenöl eine Hauptrolle spielen.
Dieser Shiraz hatte einen mittleren, fast kräftigen Körper. Geniale Aromen von reifen dunklen Beeren. Ein Touch von Zwetschgenmus und Brombeeren, Süßholz und Zimtnoten . Schmeckte man genauer hin, fand man Cassis, aber auch frisch gemahlenen Pfeffer. Die Tannine süßlich und sehr dezent. Der Abgang ist lang und warm, er hinterließ einen leichten Eindruck von Fruchtsüße.
Das alles können Sie die Dame des Hauses -als ausgezeichneter Sommelier – beruhigt fragen. Dazu sei herauszuheben, daß die weibliche Auszubildende im zweiten Lehrjahr, ebenfalls bestens Bescheid wußte. Kein Wunder, sie beteiligt sich engagiert und mit spürbarer Freude und Stolz an einem gesamtdeutschen Meisterschafts – Wettbewerb des besten Servicepersonals und liegt bereits unter den Bestplazierten.

Das spiegelt insgesamt auch das Bemühen des Hauses um Qualität wider.
Die kreativen Desserts lassen das Herz eines jeden Gourmets höher schlagen, die gesamte Patisserie des Hauses kann mit Fug und Recht als außergewöhnlich be-zeichnet werden.
Ich entschied mich für eine Käseauswahl. Leider war kein Schafskäse – mein absoluter Favorit ein sardischer Pecorino – im Hause, dafür bekam ich gleich eine feine Auswahl acht verschiedener Ziegenkäse. Und das Schönste daran war, daß der Service – oder Küche – aufgepaßt hatte, der Frischkäse wurde nicht noch einmal serviert! Sehr aufmerksam.
Desserts und auch Käse verlangten nach einem Dessertwein, wir wählten einen zarten, da noch jung, 2005er Rieussec. Einer der großen Weine aus dem Sauternes. Übrigens ausschließlich Weißweine in dieser Region Bordeaux. Die bevorzugte Lage – nah am Meer – ist eine Kessellage und hat dadurch ein einzigartiges Microklima, welches an den edlen Rebsorten einen Butritis Befall erzeugt. Den Trauben wird einfach gesagt, durch diesen Vorgang das Wasser entzogen und der hierdurch entstehende, edle Wein ist fast wie eine Reduktion. Die einzelnen Reben werden von Hand gelesen, niemals die ganze Traube. Das macht diese Weine auch teurer als andere Weine. Ein Sauternes ist in etwa mit einer deutschen Beerenauslese oder einem Eiswein zu vergleichen. Beim Eiswein übernimmt der Frost die Aufgabe der Reduktion – ein anderes Verfahren. Edelsüße Weine sollte man schrittchenweise kennenlernen, leicht gekühlt sind sie der ideale Begleiter zum Beispiel zu edlem Käse oder einem fruchtigen Dessert. Dieser Sauternes, viel Rasse zeigend, offenbarte Töne von Aprikosen, Honig, sanft blumige, fast parfümierte Noten darin, Orangenblüten. Im Gaumen reich und elegant zugleich, viel Fett im Extrakt, eine gebundene Süße, ein Maximum an Komplexität. Einziger direkt an den großartigen 1990er erinnernder Sauternes. Meine Empfehlung: Lagern! Der Wein wird teuer.

Insgesamt ein mehr als erfreuliches Restaurant – Erlebnis. Sie werden sich bereits gefragt haben, in welchem der Restaurants wir denn nun waren. Nein, gar nicht einmal im Gourmet Restaurant. Wir saßen im Garten und hatten die Karte des “normalen” Restaurants!
Richtig, dies läßt darauf schließen, daß in der Gourmetstube es noch um Klassen gesteigert zugeht.
Ich hatte das Vergnügen hier bereits des Öfteren zu speisen und in der Tat, hier zeigt Küchenchef Karl Ludwig Wölfelschneider, daß er ein Sternekoch ist!
Und zwar einer von den Großen. Klare, eigene Linie, eine vernünftige Basis, den Mut zur kulinarischen Gaumen – Spielerei, ohne dabei zu vergessen, daß es der Gast ist, welchem das Gericht munden soll.
Will man versuchen, seine Kreationen einzuordnen, bin ich selbst geneigt von der gekonnten Vereinigung verschiedener Küchenstile zu reden. Basis ist dabei die klassische französische Küche mit dem Esprit der – toscanisch – Mediterranen, gewürzt mit einem Hauch japanischer hoher Kunst und Philosophie. Eine eigenständige Entwicklung, die durchaus noch zu weiteren, positiven Höhenflügen in der Lage ist.
Für mich – von der Küchenleistung – eine Zwei Sterne Küche!
Es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, bis er diese längst fällige Auszeichnung erhalten wird. Von mir vorab schon einmal eine Krone für die Krone!

(W. A. di Bolgherese)

Zur Krone
Internet: www.krone-hetschbach.de

Die Krone liegt auf Platz 238 der Haiku Liste, die 2000 besten Restaurants in Deutschland:
www.haiku-liste.de/beste-restaurants/205/zur-krone.html

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