Rezension – Meer ohne Fische: Ein Buch über Profit und Welternährung

R E Z E N S I O N – Weltweit stehen nicht
nur die verschiedensten Fischarten vor dem Aussterben, sondern die
Zukunft mit dem gesamten maritimen Leben steht auf dem Spiel. Das Buch
“Meer ohne Fische? Profit und Welternährung”, das im Campus Verlag
http://www.campus.de erschienen ist, ist ein leidenschaftliches Plädoyer
für den Erhalt der Weltmeere und ihrer Bewohner. Dabei legen die
Herausgeber nicht nur Wert auf die aktuelle Sachlage, sondern bieten
auch Einblicke in die Geschichte des Fischfanges.

News wie jene des taiwanesischen Tunfisch-Trawlers “Sheng Yi Hsing
No.16”, der am 15. August 2007 in den Hoheitsgewässern der
mikronesischen Inselgruppe Palau aufgehalten wurde, keine Besonderheit.
An Bord des Schiffes konnten die Behörden des Palau Bureau of Marine
Resources 650 Haifischflossen, zehn Haiköpfe und rund 94 Haifischkörper
und eine Reihe von Fischen wie Marlin, Mahi-Mahi, Wahoo und Barrakudas
sicherstellen. Keiner der Fische war in den offiziellen Logbüchern des
Fischkutters eingetragen. Noch dazu ist das Fangen von Haien nach den
lokalen Gesetzen Palaus verboten. Experten wissen längst, dass dies nur
ein Beispiel in einer Reihe ähnlich gearteter Fälle ist. In den Weiten
des Pazifiks ist eine lückenlose Fangkontrolle kaum möglich. Dieser Fall
wurde auch nur aufgrund eines Abkommens zwischen der US-Navy, den
Vereinigten Staaten Mikronesiens und Palau bekannt geworden.

Und es ist nicht nur die illegale Fischerei, die den Weltmeeren zusetzt,
sondern ganz besonders auch der legale Fischfang, dessen hoch
technisierten Fangflotten die Meere auf der Suche nach den großen
Fischschwärmen mit modernster Technologie durchpflügen. Und das ist kein
Wunder. Der Handel mit Fischprodukten wird jährlich auf einen Wert von
70 Mrd. Dollar geschätzt. Und am größten Fischmarkt der Welt, dem
Tsukiji in Tokio, wird Fisch bereits heute mit Gold aufgewogen. Pro Tag
werden hier 2.400 bis 4.000 Tonnen Fisch verkauft. Dass ein einzelner
Tunfisch bis zu 10.000 Dollar kostet, ist keine Seltenheit. Bei den
Auktionen am Tsukiji-Fischmarkt werden in nur eineinhalb Stunden Fische
und Meeresfrüchte im Wert von 25 Mio. Dollar versteigert.

Auf der Strecke könnten auf der Suche nach dem Nahrungsmittel Fisch
allerdings schon bald jene Länder bleiben, die nicht über die
Hochtechnologie und die Fangmethoden verfügen, um die verbliebenen
Fische aufzuspüren. Nach Berechnungen der FAO ernähren sich 3,5 Mrd.
Menschen von Fisch. Im Vergleich zur nachhaltigen Befischung, die in
sehr vielen Entwicklungsländern immer noch zum täglichen Brot gehört,
holen die Hightech-Trawler wie etwa die irische “Atlantic Dawn” am Tag
bis zu 400 Tonnen Fisch aus dem Meer. Um diese Menge zu fangen, bräuchte
ein lokaler Kleinfischer zehn Jahre. Doch das allein ist nicht das
Problem: Denn die Methoden, mit denen die Fische gefangen werden,
zerstören den Meeresboden und sorgen für gigantische Mengen an Beifang.
Jeder dritte gefangene Fisch kann von den hochspezialisierten
schwimmenden Fischfabriken nicht verarbeitet werden und landet als
Abfall – zumeist verendet – im Meer.

Es sind sehr viele Aspekte, die in dem Buch “Meer ohne Fische”
beleuchtet werden. Viele Informationen mögen zwar nicht neu sein,
blieben aber bis dato von den meisten Menschen unbeachtet – und das
obwohl Ökologen und Biologen vor dem drohenden Overkill warnen. Wer
Genaueres über den Status-quo der Weltmeere erfahren und eventuell auch
Schritte dagegen unternehmen will, sollte zu diesem Buch greifen. (Wolfgang Weitlaner)

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