Das Funkturm-Restaurant, Berlin

Restaurants mit Ausblick über die Stadt? Davon gibt es inzwischen einige. Das “Hugos” im “Interconti” bietet exklusive Gourmet-Abende, das “Solar” in Kreuzberg die Club-lounge-Variante – beides relativ junge Lokalitäten, die seit Jahren den Horizont erweitern.

Eine Adresse ist dabei etwas in Vergessenheit geraten, obwohl sie noch viel höher als die genannten liegt: das “Funkturm-Restaurant”, ganz im Westen Berlins auf gut 50 Meter Höhe im untersten Sockel des Funkturms gelegen. Ein Turm, der für Berlinliebhaber eine besondere Faszination ausübt. Es ist das Wahrzeichen Westberlins, wer über die Avus in die Stadt fährt, blickt auf den “langen Lulatsch” und fühlt sich sofort zu Hause.

Die geteilten Zeiten sind vorbei, aber die Emotionalität ist geblieben. Das nutzt auch gern ein cleverer Messe-Manager, der seine Kunden dort oben zur Mittagszeit einlädt. Die Reaktion darauf sei immer die gleiche, sagt er: “Ach, das ist eine gute Idee, da oben war ich schon lange nicht mehr.”

Wenn die schweren, eisernen Türen des Lifts zugefallen sind, schwebt der Gast wie auf einer gläsernen Plattform zügig nach oben. Wer nicht ganz schwindelfrei ist, schaut an die Decke. Glücklicherweise geht es nicht ganz nach oben, das Restaurant befindet sich “schon” in 52 Meter Höhe. Oben hat sich in den vergangenen Jahren bis auf das Mobiliar nichts verändert, die helle Holzverkleidung mit den beschwingten Intarsien und die weißen Rundungen über den Fenstern liefern eine 50er-Jahre-Atmosphäre mit nostalgischem Charme.

Auch Marlene Dietrich genoss die Aussicht im Restaurant, das 1950 wieder eröffnete, nachdem es in den Jahrzehnten zuvor bereits zweimal ausbrannte. Immer wieder schweift der Blick über die Stadt, ruht ab und zu auf bekannten Gebäuden und schweift weiter …

Das Essen ist internationaler Standard, eine gelungene Mischung aus schneller und touristengerechter Familienküche. Mittags sind À-la-carte-Bestellungen möglich, abends gibt es ausschließlich ein großes Büffet. Der gemischte Salat mit gebratenen Hähnchenstreifen (6,20 Euro) ist frisch und knackig, leider kommt als Dressing eine Sweet-Chili-Sauce aus dem Asia-Shop als Vinaigrette-Variation, das wirkt wie aufgedreht und reingeschüttet und passt nicht mehr in die Zeit – und schon gar nicht auf Salat.

Die Kartoffelsuppe mit Speck und Gemüse (3,50 Euro) ist deftig und reichhaltig: “da kann man nicht meckern”, so beschreibt es der Berliner. Die Rinderstreifen mit gegrilltem Gemüse und Reis (12,50 Euro) sind eine große Portion. Das Lammcarré liegt auf einem zu süßlichen mediterranen Tomaten-Sugo (13,50 Euro), dazu gibt es Gnocchi. Das großzügig bemessene Carré ist perfekt gebraten, innen noch rosa. Alle Gerichte werden zu akzeptablen Preisen gereicht. Die Kleinen sind mit Currywurst oder Schnitzel (jeweils 4 Euro) bestens bedient.

Funkturm-Restaurant
Hammarskjöldplatz an der Masurenallee, Ecke Messedamm,
Tel.30 38-29 00, www.funkturmrestaurant.de
Öffnungszeiten: Mi-So von 11.30 bis 23 Uhr, Di ab 18 Uhr
Fazit: Das Funkturm-Restaurant ist weder Touristenfalle noch Gourmet-Lokal, sondern eine außergewöhnliche Lokalität für Familienfeiern. À la carte ist nur mittags möglich, Dienstag bis Sonntag ab 18 Uhr gibt es ein reichhaltiges Büffet (pro Person 22,50 Euro, Kinder zahlen pro Lebensjahr einen Euro).

Niko Rechenberg schreibt auch das Weblog “Nikos Weinwelten”:
http://debatte.welt.de/weblogs/153/nikos+weinwelten

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