Die Lüge von der Zahnfee schadet nicht

Warum es manchmal richtig ist, Kindern die Unwahrheit zu sagen – Magazin Reader’s Digest beschreibt die „Überlebenstrickkiste für Eltern“

Sollten Eltern ihren Kindern immer die Wahrheit erzählen oder ist es manchmal hilfreich, ja sogar notwendig, die Unwahrheit zu sagen? Das Magazin Reader’s Digest geht in seiner September-Ausgabe dieser Frage nach und gibt Ratschläge, warum sich Lügen manchmal lohnt.

Wer kennt sie nicht: die Geschichten vom Osterhasen, vom Weihnachtsmann oder von der Zahnfee, von der man sich etwas wünschen darf, wenn der ausgefallene Milchzahn beim Gute-Nacht-Sagen unters Kopfkissen gelegt wird? Diese Episoden schaden keinem Kind, sondern regen die Fantasie an. Viele Kinder machen aus Neugier das Spiel mit, auch wenn sie die Lüge längst erkannt haben. Vor allem bei Anlässen wie Weihnachten nehmen die Einflussmöglichkeiten der Eltern auf ihre Kinder zu, weil der Nachwuchs aus Sorge, es könnte keine Geschenke geben, vieles glaubt und mitmacht.

Anders verhält es sich bei Lügen, die helfen sollen, die kindliche Unschuld zu schützen. Das gilt für negative Aspekte im täglichen Leben, aber auch für peinliche Situationen im privaten Umfeld. Wer seinen Kindern zum Beispiel beim Thema Sex wiederholt Märchen erzählt, statt eine vernünftige Erklärung zu geben, darf sich nicht wundern, wenn er eines Tages von unerwarteten Fragen überrascht wird.

Lügen können aber auch nützlich sein – zum Beispiel im Dienst der gesunden Ernährung. Hier gilt: Es darf fröhlich drauflos geflunkert werden, damit die Kinder sich ausgewogen ernähren und somit eine Basis für die Gesundheit im Erwachsenenalter gelegt wird. Wenn Kinder keine Möhren mögen, könnte dieser Spruch helfen: „Wenn Du als Kind Möhren isst, wirst Du später durch Wände sehen können – wie Supermann.“ Oder, ein anderes Beispiel, das bei Jungs Wirkung zeigt: „Wenn Du Brokkoli isst, musst Du öfter pupsen.“

Im Übrigen können Lügen auch helfen, das Fehlverhalten von Kindern zu korrigieren. So berichtet Reader’s Digest von einer Mutter, die mit ihrem Auto anhält, sobald sich eines der Kinder während der Fahrt abschnallt. „Hat jemand seinen Gurt aufgemacht?“, fragt die Mutter, um sogleich hinzuzufügen: „Das Auto funktioniert erst dann wieder, wenn alle ihre Gurte angelegt haben.“

In einem anderen Fall erzählte eine Frau dem Nachwuchs, der Arzt habe ihre Ohren neu eingestellt, damit sie das Quengeln nicht mehr hören könne. Erst wenn die Kinder sie wieder in normalem Tonfall ansprechen würden, könne sie etwas hören. Eine Lüge, die erfolgreich war.

Sende
Benutzer-Bewertung
5 (2 Stimmen)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.