Molekular-Küche oder Tradition aus Südtirol

Auf der 2. Slow Food Messe in Stuttgart werden verschiedene Konzepte des guten Geschmacks und des anhaltenden Genusses vorgestellt

Die zweite Slow-Food-Messe “Markt des guten Geschmacks” öffnet in gut einer Woche in Halle 3 der Neuen Messe Stuttgart die Tore. Auf einem Hektar Fläche werden sich nach den derzeitigen Anmeldungen und Prognosen rund 300 Aussteller präsentieren. Dazu gibt es wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm. Die Messe vom 3. bis 6. April 2008 dauert mit vier Tagen einen Tag länger als im Vorjahr. Und sie wird erneut mit Ausstellern und deren Produkte aufwarten, die es nicht überall zu kaufen gibt. Hinzu kommen interessante Vorträge, die nicht nur Slow-Food-Anhänger begeistern werden.

Tomas Vilgis vom Max-Planck-Institut Mainz ist nicht nur einer der namhaften Polymerforscher, sondern auch ein Genießer. Und aus dieser Kombination heraus ist der Physik-Professor zum deutschen Experten für die von Ferran Adria entwickelte “Molekularküche” geworden. Man muss sich nicht entscheiden, ob man für oder gegen “Espumas” und andere Schaumschlägereien in der Küche ist – bei Vilgis erfährt man etwas über die physikalischen Hintergründe des Alltags am Küchenherd. Ein Steak brät in einer Pfanne. Wir legen das Fleisch ins heiße Fett und verschwenden keinen Gedanken daran, dass da gerade spannende Dinge in der Pfanne passieren. Das Fleisch wechselt seine Farbe von rot zu braun, fängt an, wunderbar zu riechen und wird gar. Was passiert da? Vilgis weiß es. Und das Mitglied der Deutschen Akademie für Kulinaristik, Autor des Slow Food Magazins und Mit-Herausgeber des “journal culinaire” will ganz persönlich wissen, warum es mal schmeckt und das andere Mal nicht. Im Vortragsprogramm der Slow Food Messe kann man ihn am Freitag, 4. April, um 18.30 Uhr erleben. Sein Thema ganz schlicht: “Molekulares mit Geschmack”.

Finesse und Eleganz – Weine des Rioja
“Rioja für den Matador” ist der Titel eines der erfolgreichen Wein-Krimis von Paul Grote. Der Weltenbummler, Slow-Food-Mitglied in Berlin, hat bei den Recherchen für sein Buch die berühmte spanische Weinregion und ihren Wein kennen gelernt und wird sie auf dem “Markt des guten Geschmacks” vorstellen. Natürlich inklusive Verkostung. Denn Paul Grote musste erfahren: Jeder kennt “Rioja”, doch kaum jemand weiß genau, wo es liegt: La Rioja – eine spanische Provinz und als Denominatión de Origen Calificada (D.O.Ca) eines der bekanntesten Weinbaugebiete Europas. Und eines der besten. Das Rebland am Rio Ebro steht für spanischen Qualitäts-Weinbau schlechthin. Die Mittellage zwischen Atlantik und Mittelmeer, unterschiedliche Bodentypen sowie engagierte Winzer sind die Gründe dafür. Die wichtigste Rebsorte in Spanien und in der D.O.Ca Rioja ist die Tempranillo-Traube. Sie bringt kräftige, ausdrucksstarke und vielschichtige Weine hervor, in jeder Region andere. In ihrer Jugend sind sie fruchtig, im Alter eher würzig und erdig. Dazu kommen die typische Finesse und Eleganz, die einen guten Rioja auszeichnen. Manche Önologen verstehen sich als Künstler, manche als Techniker, andere wiederum sind reine Handwerker – oder aber Visionäre. Ein klassischer Rioja altert zwischen einem und mindestens zwei Jahren im Barrique. So entstehen im Wein die Aromen von Vanille, Nelke und Karamell.

“Moderner Traditionalist” aus Südtirol
“Der Südtiroler Herbert Hintner ist ein Kämpfer für den guten Geschmack”, schrieb die Allgemeine Hotel- und Gastronomiezeitung. Und die Deutsche Bahn verpflichtete ihn gleich für den Dezember 2008 und Januar 2009. Dann wird man nach seinen Rezepten in den Bordrestaurants speisen können. Hintner hat wie kaum ein anderer kulinarische Brücken zwischen Deutschland und Südtirol und darüber hinaus zur italienischen Küche geschlagen. Er ist nicht ohne Grund einer der Protagonisten der Deutschen Akademie für Kulinaristik, die mit Slow Food kooperiert. Sein Restaurant “Zur Rose” in Eppan-St. Michael an der Weinstraße, nur wenige Kilometer von Bozen entfernt, ist eines der besten im Genießerparadies Südtirol. Der Sternekoch verwendet konsequent Produkte der Region und der Saison. Im Winter gibt es keine Tomaten bei ihm – basta. Dafür aber Wurzelgemüse, Nüsse und Feigen. Er kümmert sich um die kulinarischen Traditionen seiner Heimat und verbindet sie zugleich mit denen Italiens. Kartoffeln und Oliven, Risotto und Pasta aber auch Knödel – alles hat für ihn den gleichen Stellenwert. Molekularküche ist nicht sein Ding, statt dessen sagt er: “Ein guter Sauerbraten ist ein Stück unserer Kultur. Wir haben die Chance, Südtirol mit der nächsten Köchegeneration zu einem zweiten Elsass zu machen.” Hintner ist heute Ehrenpräsident der Jeunes Restauraeurs d’Europe und Eckart Witzigmann hat ihn mit dem Begriff “Ein moderner Traditionalist”geadelt. Deshalb lohnt es sich nicht nur, in der “Rose” von Appiano-Eppan zu speisen, sondern auch zu hören, was dieser große Küchenchef zu sagen hat. Am Sonntag, 6. April, um 16.30 Uhr auf der Slow Food Messe. Sein Thema: “Produkte, Rezepte, Kochtraditionen – Esskultur und Nachhaltigkeit”.

Die Slow Food 2008 beginnt am Donnerstag, 3. April, und endet am Sonntag, 6. April 2008. Die Öffnungszeiten: Donnerstag von 10 bis 22 Uhr, Freitag und Samstag von 10 bis 20 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Eintrittspreise: Die Tageskarte kostet 12 € (inkl. VVS), Kinder bis 6 Jahre (in Begleitung Erwachsener) bezahlen keinen Eintritt, wenn sie älter sind, bezahlen sie 5 €. Die Familienkarte (zwei Erwachsene mit Kindern unter 16 Jahren) gibt es für 25 € (inkl. VVS). Ermäßigte Tickets (für Schüler, Studenten, Erwerbslose und Umschüler vom Arbeitsamt, Wehr- und Zivildienstleistende, Rentner und Schwerbeschädigte) kosten 8 €. Bei Gruppen bezahlt jeder ebenfalls 8 €. Die Dauerkarte ist für 30 € zu haben, Schulklassen in Begleitung eines Lehrers kommen am Donnerstag und Freitag gratis auf die Messe. Während der Happy Hour ab 16 Uhr (außer Donnerstag) kostet der Eintritt 6 €. Die Karten berechtigen zum Besuch der Parallelveranstaltungen “Garten” und “Antiquitäten.Design.Raum”

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