“1. Original Chinesischen Gemüseschnitz-Wettbewerb” auf GÄSTE 2007

Rosenblüten aus Roter Bete, Dahlien aus Kohlrabi, Kakadus aus Rettich:
Geschnitzte Gemüse-Skulpturen sind DAS i-Tüpfelchen des kalten Büfetts. Im
Reich der Mitte zelebriert man die faszinierende Kunst seit der
Tang-Dynastie im siebten Jahrhundert – in Europa seit gut zehn Jahren. Der
chinesische Koch-Artist Xiang Wang, zweifacher Weltmeister im
Gemüseschnitzen, brachte das uralte fernöstliche Handwerk nach Deutschland
und damit einen ganz neuen Trend ins Rollen. In Sachsen gründete sich der
weltweit vermutlich einzige Gemüseschnitzer-Klub “Xiang-Wang-Dream-Team”,
der zur GÄSTE 2007 (4. bis 7. November) den “1. Original Chinesischen
Gemüseschnitz-Wettbewerb” mit rund 150 Teilnehmern organisiert.

Behutsam setzt Konstanze Töpel eine “Rosenblüte” auf den Teller und
besprüht sie mit Wasser. Was auf den ersten Blick wie eine echte Blume
aussieht, war nichts anderes als eine faustgroße rote Rübe – bis sie der
Gemüseschnitzerin in die geschickten Finger geriet. “Es ist wie eine Sucht.
Wer damit beginnt, kann nicht mehr aufhören”, gesteht die Verkaufstrainerin
und lässt, Scheibchen für Scheibchen, eine weiße Dahlie aus einer
Kohlrabiknolle erblühen.

Seit ihrer ersten Möhrentulpe (dem Ergebnis des Anfängerkurses vor zehn
Jahren) verfiel die Thüringer Unternehmerin dem uralten chinesischen
Kunsthandwerk des Obst- und Gemüseschnitzens. Mit missionarischem Eifer
sorgt die 48-Jährige für die Verbreitung traditionell bearbeiteter Garten-
und Feldprodukte auf Festtafeln und kalten Büfetts.

Schnitztraining im Erzgebirge

Hochburg der altasiatischen Kochartistik-Disziplin in Deutschland ist das
Urlaubsdorf Schönheide im Erzgebirge, wo sich die Klubmitglieder regelmäßig
zum gemeinsamen Training treffen. Denn bald geht es bei den vegetarischen
Kreationen um die Wurst: Während der Leipziger Messe GÄSTE 2007 findet der
“1. Original Chinesischen Gemüseschnitz-Wettbewerb” statt. “Im Pflichtteil
muss jeder drei chinesische Blüten aus Rettich, Kohlrabi und Roter Bete auf
Zeit schnitzen. In der fünfstündigen Kür wird ein frei wählbares
Arrangement gestaltet, wie etwa ein Blumenkorb, ein Schwanensee oder
Drachenboot”, erklärt Jutta Wunderlich, Wirtin der Stadtrandklause in
Zerbst/Anhalt.

Die Zerbsterin gehört zum “Xiang-Wang-Dream-Team”, benannt nach dem
Gemüseschnitz-Weltmeister Xiang Wang. Der heute in der Schweiz lebende
Chinese lernte die Kunst bei den wohl strengsten Lehrern, den Leibköchen
von Mao Tse-tung. Wie alle Herrscher des Reiches der Mitte beeindruckte
dieser seine Gäste gern mit opulenten Tafeldekorationen. Kleinste
ungewollte (Ver-)Schnitzer wurden drakonisch bestraft. Im Schönheider Hotel
Forstmeister muss aber keiner um sein Leben bangen. “Hier kann man sein
Können vervollkommnen und Neues ausprobieren”, sagt Jutta Wunderlich, die
ihre Erfahrungen vor allem bei Büfetts für Familienfeiern nutzt. “Absolute
Renner sind dabei Pinguine aus Auberginen”, erzählt sie, während sie mit
spitzen Messern und diversem Stechwerkzeug ein Stück Rettich in eine
herrliche Chrysanthemenblüte verwandelt.

Quer durchs Gemüsebeet

Quer durch den Gemüsegarten geht es bei der Materialauswahl. Insgesamt 32
Sorten umfasst die Liste schnitzfähiger Obst- und Gemüsesorten – neben
Möhren und Roter Bete auch Ananas, Papaya, Avocado, Fenchel oder Chinakohl.
Farbtupfer liefern seltene Exoten wie die blaue Trüffelkartoffel, mit der
Frank Börner eine zarte Orchideenblüte vervollkommnet. Als Inhaber eines
Menü- und Plattenservice weiß sich der Naumburger mit kreativen Ideen und
geübten Händen von Mitwettbewerbern zu unterscheiden. Innerhalb weniger
Minuten legt er aus einem 25 Zentimeter langen Rettich eine grazile
Kranichfigur frei – als hätte sie bereits fertig darin gesteckt. Nicht
weniger geschwind lassen die Schnitzer Enten und Kakadus aus dem Gemüse
schlüpfen und alle erdenklichen Blütenmotive sprießen.

Die gewichtigsten Teile wie lebensgroße Pfauen werden aus bis zu 450
Kilogramm schweren Kürbissen hergestellt. “Dafür die richtigen Exemplare zu
finden, ist eine Wissenschaft für sich”, meint Konstanze Töpel. Denn ebenso
wenig wie hölzerne Kohlrabis seien zu weiche oder Früchte mit Hohlräumen
geeignet. Unwichtig hingegen ist der Geschmack: “Schnitzereien aus Obst und
Gemüse sind nur etwas fürs Auge. Davon zu kosten, gilt zumindest in China
als Beleidigung.”

Dekorierwerkzeuge unter : www.kochmesser.de/chinadeko.html

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