Bernhard Steinmann im Bonvivant Cocktail Bistro*, Berlin

Berlin ist eine wunderbare Stadt. Alles hier ist schöner, größer, besser als sonst wo. Sie verstehen doch Ironie, oder? Zu all dem kommt jetzt auch noch die Tatsache, dass Berlin die Gourmethauptstadt Deutschlands ist.

Krapfen von Mario Crème Patissiere / Blaubeere

Bernhard Steinmann im Bonvivant Cocktail Bistro*

Um zu dieser Erkenntnis zu kommen muss man nur die Michelinsterne zusammen addieren und schon kommt man auf 28 Sterne. Hamburg hat nur 23, ebenso wie München. Dem Berliner ist dabei jeder Vergleich recht, Hauptsache er liegt vorne.

Vorne liegt damit geradezu zwangsläufig auch das Schöneberger Bonvivant Cocktail Bistro, das uns und natürlich auch allen anderen Gästen einen besonderen Leckerbissen bot. Nikodemus Berger (Bonvivant Cocktail Bistro) und Marion Klammer (Horváth, Wanda) kreierten an diesem Abend acht raffinierte Gerichte zum Teilen. Beide stehen für eine neue Generation pflanzenbasierter Küche, die ohne Dogma und ohne Verzicht auskommt – dafür mit Aromen, Texturen und überraschenden Kombinationen.

Das Bistro war sehr gut besucht, das Ambiente eher rustikal gehalten. Die Holzstühle hinterließen bei mir einen widerstandsfähigen Eindruck, was mein Rücken noch Stunden später nachhaltig bestätigte.

Beim nachfolgenden Menü tauchen die Namen Marion und Nikodemus im Wechsel auf. Dies bedeutet, dass das jeweilige Gericht entweder von Marion Klammer oder Nikodemus Berger kreiert wurde.

Die Küche grüßte zunächst mit

eingelegtes Radieschen mit Liebstöckelmayonaisse und gepufftem Buchweizen – (c) Steinmann

eingelegtem Radieschen mit Liebstöckelmayonaisse und gepufftem Buchweizen.

Drillinge von Marion, Hefe / Schnittlauch

Die Crème war eher geschmacksneutral, die Kartoffeln aromatisch.

Gurke von Nikodemus Holunder / Rauchmandel

Die Dominanz der Gewürzgurke drückte dem Gericht den Stempel auf.

Blumenkohl von Marion. Ananas / Koji

Blumenkohl von Marion. Ananas / Koji

Aubergine von Nikodemus Wildkräuter / Miso

Das Nachtschattengewächs, welches kulinarisch zwar Gemüse, botanisch allerdings eine Beere ist, lässt sich gut kombinieren und begleiten. 

Leider war die Aubergine etwas matschig und nahezu geschmacksneutral, das Gericht insgesamt für mein Empfinden etwas zu salzscharf. 

Mais von Marion Chili / Tofu

Ein sehr gelungenes Gericht, welches ich wegen der Verwendung von Tofu zunächst sehr kritisch betrachtete. Das Produkt, das aus Sojabohnen hergestellt wird, ist reich an Proteinen und Eisen. Es enthält kein Cholesterin und wenig gesättigte Fettsäuren. So weit so gut.

Im vor uns liegenden Teller überzeugte der scharf angebratene Tofu mit hervorragenden Röstaromen und ansprechender Textur. Das mit einem deutlichen Schärfegrad konzipierte Gericht  war hervorragend gelungen. So würde ich es jederzeit wieder bestellen.

Kartoffel von Nikodemus Bärlauch / Trüffel

Ebenfalls überzeugend und gut. Hervorragende Produktqualität. 

Allerdings kam hier Bärlauch (Allium ursinum) zur Verwendung.

Der wilde Knoblauch aus den Wäldern drängte sich etwas rüpelhaft in den Vordergrund und war nur mit Mühe zu bändigen. Dennoch zählte auch dieses Gericht zu den Höhepunkten des Menüs.

Krapfen von Mario Crème Patissiere / Blaubeere

Meine Frau meinte ich solle schreiben, dass es nett, also recht gefällig war. Nun wissen wir ja, wie das zu deuten ist. Ich selbst fand die Krapfen – komischer Name – großartig. So geht es manchmal.

Birne von Nikodemus Tagetes / Ingwer

Ein überaus gelungener Abschluss.

Da ich persönlich weder auf vegetarische noch vegane Kost umgestellt habe treibt mich schon die Frage um, warum leben Menschen vegan? Ohne tiefer in die Problematik einzusteigen wird einem schnell bewusst, dass es ethische Gründe dafür gibt, rund um das Töten/Schlachten von Tieren und deren industrielle Haltung. Aber auch Bio-Haltung endet in der Lebensverkürzung der Tiere. Das Tierwohl ist wohl ein wichtiger Grund.

Des Weiteren kann man die Welternährung anführen, die Gesundheit oder den Umweltschutz. Es gibt viele offensichtliche Gründe für eine vegane Ernährung. 

Wie steht es um den Genuss?

Hier kann ich alle beruhigen. Sachkundige Genießer feiner Speisen kommen, so sie denn wollen, ganz bestimmt auf ihre Kosten. Ich nenne stellvertretend das Lafleur in Frankfurt/M. mit Andreas Krolik oder das Berliner Restaurant Tim Raue mit einem hervorragenden veganen Menü. 

Doch zurück zum Bonvivant.

Die Idee mit den acht Gängen zum Teilen war insoweit hervorragend, da man einen guten Einblick in die vegane Geschmackswelt erhielt und auf die Leistungsfähigkeit von Nikodemus Berger und Marion Klammer schauen konnte.

Das vollbesetzte Restaurant taugte wohl schon als Ausweis von Qualität und Geschmack. Auffallend viele jungen Leute waren zu bestaunen, ganz anders als in den ansonsten üblichen Spitzenrestaurant, in denen meine Altersklasse  den Ton angibt.

Die Kreationen waren trotz manchmal durchscheinender Kritik 

durchdacht, geschmacklich fein austariert und aromatisch. 

Es hat viel Spaß gemacht, einen Abend mit veganen Kreationen zu erleben ohne eine vermeintlich zwanghafte Selbstbeschränkung im Hinterkopf zu haben.

Ein weiteres gemeinsames Dinner-Event ist bereits für den 28. September vorgesehen.

https://bonvivant.berlin

Bonvivant Cocktail Bistro

Zusammenfassung

Bonvivant Cocktail Bistro: Die Idee mit den acht Gängen zum Teilen war insoweit hervorragend, da man einen guten Einblick in die vegane Geschmackswelt erhielt und auf die Leistungsfähigkeit von Nikodemus Berger und Marion Klammer schauen konnte.

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