Werder an der Havel ist eine Postkartenidylle, nur eine knappe Stunde von Berlin entfernt. Doch mitten auf dem historischen Marktplatz, wo einst ein schlichtes Hotel den Gästen ein Bett bot, haben Friedrich W. Niemann und sein Team etwas geschaffen, das mehr ist als eine Unterkunft. mein.werder und das dazugehörige Restaurant fritz am markt feiern in diesem Jahr ihr fünfjähriges Bestehen.

mein.werder & fritz am markt
Boutiquehotel mit Haltung
2020, kurz vor dem ersten Lockdown, öffnete das liebevoll sanierte Haus wieder seine Türen. Acht Zimmer, benannt nach Brandenburger Lieblingsorten wie Lychen, Charlottenhof oder dem Spreewald, bieten heute einen Rückzugsort für Städter:innen, Geschäftsreisende und Genussmenschen. Die Einrichtung: reduziert, durchdacht, stilvoll. Kein Design um des Designs willen, sondern ein bewusst gesetztes Zeichen für Klarheit und Regionalbezug. Im Kaminzimmer knistert das Feuer unter historischem Stuck, im kleinen Hofgarten flackern Kerzen unter alten Bäumen. Eng ist es hier.
mein.werder ist kein Hotel im klassischen Sinn, sondern eher ein kuratierter Lieblingsort. Alles hat hier einen Bezug zur Region – bis hin zur Saunabank, dem Frühstückstisch oder der Auswahl der Bücher im Lesezimmer. „Wir wollten einen Ort schaffen, der Wurzeln hat, aber offen ist“, erklärt Friedrich W. Niemann dem Gourmet Report. „Kein Konzept von der Stange, sondern eines mit Seele.“
Küche mit Kompass
Die eigentliche Überraschung findet aber wenige Schritte vom Empfang entfernt statt: im fritz am markt. 26 Plätze drinnen, etwa 36 im Sommer draußen – mehr braucht es nicht für das, was hier Abend für Abend serviert wird. Oder besser: geteilt. Denn klassische Menüfolgen sucht man auf der Karte vergeblich. Stattdessen gibt es Teller für die Mitte, Gerichte mit Pointen und Witz, Aromen mit Ansage unter der Regie von Christian Heymer.
Ein Rehragout kommt mit Rosmarinsorbet. Eine Pflaume wird zum Dessert-Döner. Was wie ein Big Mac aussieht, ist keiner – und heißt auch so: „Big Mac ohne Mac“. Die Küche denkt spielerisch, mutig und gleichzeitig tief verwurzelt. Alles, was hier gekocht wird, kommt aus einem Radius von 15 Kilometern. Gemüse vom Biohof, Fisch aus der Havel, Brot aus Potsdam. Zitrusfrüchte gibt es keine, dafür saisonale Melonen, selbstgepresste Säfte, eigenes Öl, eingekochte Vorräte. Wenn eine Zutat aufgebraucht ist, fliegt das Gericht raus. Improvisation ist hier kein Notfallplan – sondern Konzept.
Vom Paddel zur Pfanne
Heymers Weg in die Küche war kein geradliniger. Als Kanute trainierte er in Potsdam für Olympia, bis ein gebrochenes Paddel mit 17 die Karriere beendete. Danach: Medizin-Informatik, Abbruch, Kochlehre. Gelernt im Bayerischen Haus, geprägt in einer Kaderschmiede in Koblenz bei den Jeunes Restaurateurs d’Europe, wo sich Theorie und Praxis abwechselten wie die Jahreszeiten. Heute ist er Koch, Gastgeber, Ideengeber – und in gewisser Weise auch Kulturvermittler. Denn was im fritz auf dem Teller liegt, erzählt immer auch von Brandenburg: vom Wald, vom Wasser, von der Saison.
„Alle dachten, hier auf der Insel gibt’s nur Fischbrötchen“, sagt Heymer und lacht. „Dann haben wir halt eins gemacht – aber anders.“ Dieses „anders“ zieht sich durch alles: durch die Gerichte, das Ambiente, die Haltung. Christian ist überzeugt: „Jeder sollte wissen, wie seine Heimat schmeckt.“ Für diese Haltung hat er im gebürtigen Wittenberger Marc Hedt den idealen Partner gefunden. Dessen Weg ins „fritz“ war alles andere als geradlinig – und genau deshalb so wertvoll.
Ohne Marc kein Fritz
Betritt man das „fritz“, spürt man sofort: Hier geht es nicht nur ums Essen. Es geht um Persönlichkeit – und somit auch um Marc. Der gebürtige Wittenberger ist nicht einfach Gastgeber, er ist ein Ereignis. Gelernt hat er im „Rittmeister Kemnitz“, klassisch, Restaurantfachmann. Doch lange hielt es ihn nie an einem Ort – Marc reiste, probierte, servierte. Dann kam die Bewerbung im Fritz. „Ich wollte frei sein, mich entfalten“, sagt er. Heute ist klar: Das Fritz wäre nicht das Fritz ohne ihn.
Er ist kein gelernter Sommelier – aber wenn er Wein verkauft, klingt es, als gäbe es keine bessere Flasche. Und wehe, man glaubt ihm nicht: spätestens nach dem ersten Schluck tut man es. Mit feinem Humor, einer Prise Selbstironie und einer ordentlichen Portion Taktgefühl führt er durch den Abend. An guten Tagen bedient er allein bis zu 40 Gäste – flink, charmant, aufmerksam. Jeder wird gesehen, keiner vergessen.
Sein Umgang mit Gästen ist vertraut, fast freundschaftlich – und doch professionell. Keine falsche Nähe, aber echtes Interesse. Wer einmal von Marc durch den Abend begleitet wurde, kommt wieder. Wegen der Küche – ganz sicher aber auch wegen ihm. Marc kennt die Stammgäste: ihre Vorlieben, Geschichten – manchmal besser als deren Partner. Er weiß, wer welchen Lieblingswein trinkt – und man munkelt, auch manche EC-PIN. Das Vertrauen ist tief, das Band stark.

Marc ist ein Gastgeber alter Schule – mit der Lässigkeit von heute. Perfekt unperfekt. Mit Leib und Seele Restaurantfachmann. Und vor allem: einer, den man nicht vergisst. Seit fast fünf Jahren steht er an Christians Seite im „fritz“. Einer für die Bühne, einer für den Backstage-Bereich. Zwei Typen, ein Konzept – voller Leidenschaft.
Feste für die Lieblingsmenschen
Zum Jubiläum lädt mein.werder und Team nun ein – nicht mit Rabattaktionen, sondern mit drei sehr persönlichen Veranstaltungen.
Am 13. September steigt der große Birthday Bash mit Musik, Flying Dinner und Drinks unter freiem Himmel. Am 11. Oktober folgt „Christian & Friends“, ein Abend mit fünf Gängen, fünf Gästen und einer Tischkultur zwischen Fine Dining und Küchenparty. Und im Herbst wagt sich das fritz am markt sogar nach Berlin – mit „Bubbles & Beats“.
Fünf Jahre sind kein Alter – aber in der Welt der Gastronomie eine kleine Ewigkeit. Gerade, wenn man gegen den Strom paddelt. Oder ihn neu denkt. Wer also erleben will, wie Gastfreundschaft jenseits der Konvention funktioniert – auf einer Insel zwischen Havelarmen, Quittenbäumen und Lieblingsgeschichten – sollte sich auf den Weg machen. Werder ist nah. Und mein.werder ist offen.
Weitere Informationen: www.meinwerder-hotel.de

„mein.werder“: Stilvoll saniertes Altstadthaus auf der Insel Werder. Das Hotel verfügt über fünf moderne Gästezimmer, zwei Studios und ein Apartment – allesamt liebevoll benannt nach Lieblingsorten in Brandenburg wie Alt-Placht, Charlottenhof, Chorin, Lychen oder Spreewald. Natürlich darf Werder selbst in dieser Reihe nicht fehlen. Jedes Zimmer erzählt seine eigene kleine Geschichte und schafft dabei eine Verbindung zur Region, die sich auch in der Einrichtung widerspiegelt: reduziert, stilvoll und mit einem Blick fürs Wesentliche. Im historischen Kaminzimmer mit offenem Kamin aus dem Jahr 1821 können sich Gäste bei einem guten Buch und in wohliger Atmosphäre zurückziehen. Wer lieber draußen entspannen möchte, findet im kleine, ruhigen Hofgarten einen geschützten Platz unter freiem Himmel. Für trübe Tage bietet der kleine Wellnessbereich mit Sauna, Schwalldusche und Ruheraum eine willkommene Auszeit. Und natürlich ist hier auch das Restaurant „fritz am markt“ zu finden. Werder an der Havel liegt auf einer Insel zwischen Flussarmen und Seen, umgeben von Obst- und Gemüseplantagen, einem kleinen Weinanbaugebiet und Wasserwegen – ideal zum Radfahren, Spazieren, Paddeln oder einfach zum Entschleunigen. Die Havelstadt zählt zu den charmantesten Ausflugs- und Erholungszielen in Brandenburg.
Details zur Region unter www.werder-havel.de
Friedrich W. Niemann im Gourmet Report
mein.werder & fritz am markt
Zusammenfassung
mein.werder ist kein Hotel im klassischen Sinn, sondern eher ein kuratierter Lieblingsort. Alles hat hier einen Bezug zur Region – bis hin zur Saunabank, dem Frühstückstisch oder der Auswahl der Bücher im Lesezimmer.


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