Karpfen ist Brandenburger Fisch des Jahres 2009

Karpfen ist Brandenburger Fisch des Jahres 2009

Der Karpfen ist der Brandenburger Fisch des Jahres 2009. Dieses Prädikat hat
die Märkische Fischstrasse Brandenburg/Berlin e.V. am 9. Dezember in Storkow
verliehen. Alljährlich stellen Brandenburgs Fischer Fischarten in den Mittelpunkt,
die der besonderen Aufmerksamkeit bedürfen.
Der Karpfen (Cyprinus carpio) ist eine Fischart aus der Familie der Karpfenfische. Er
stammt ursprünglich aus Asien und wurde von den Römern nach Europa gebracht.
Seit dem Mittelalter werden Karpfen zunehmend in Teichen gehalten, so zum Beispiel
auch seit dem 16. Jahrhundert um das südbrandenburgische Peitz herum. Der Besatz
von Teichen mit Karpfen war früher eine Nebennutzung, weil die Teiche vor allem der
Wasserrückhaltung dienten, um Mühlen oder wie in Peitz ein Hammerwerk
anzutreiben. Wegen der umfangreichen christlichen Speisegebote, die an bis zu 150
Fastentagen keinen Verzehr von Fleisch erlaubten, entwickelte sich aber auch eine
gezielte Teichwirtschaft, um Süßwasserfische für die Fastenzeit heranzuziehen.
Die Märkische Fischstrasse macht mit ihrem Beschluss auf die schwierige Lage der
brandenburgischen Karpfen-Teichwirtschaft aufmerksam. In Brandenburg gibt es 35
Teichwirtschaften mit etwa 4 330 ha, die etwa 1.000 t Karpfen pro Jahr erzeugen.
Durch die Pflege und Erhaltung der Teichlandschaften (z.B. Pflege der Dämme, Schilfmahd,
Arbeiten gegen die Verlandung) als natürliche Wasserreservoire leisten sie
wichtige Beiträge für die Erhaltung einer natürlichen Kulturlandschaft. Die Teichlandschaften
sind bedeutende Feuchtgebiete und damit das Zuhause vieler, zum Teil
bestandsbedrohter Tier- und Pflanzenarten. Nicht umsonst liegen etwa 60 % der
Teichflächen des Landes in Schutzgebieten. Die naturnahe und extensive Bewirtschaftung
dieser Teiche durch Brandenburgs Fischer sichert also nicht nur den weihnachtlichen
Festtagsschmaus, sondern spielt auch für den Naturschutz eine wichtige
Rolle. Bis Ende 2007 wurden die brandenburgischen Teichwirte für diese Arbeiten aus
dem Kulturlandschaftsprogramm honoriert. Diese Förderung ist seit Jahresbeginn entfallen
und stellt viele Unternehmen vor die Existenzfrage. Gespräche mit dem Landwirtschaftsministerium
haben bislang noch nicht zu einem befriedigenden Ergebnis
geführt. Eine Beeinträchtigung der Naturschutz-, FFH- und Vogelschutzgebiete ist
damit nicht ausgeschlossen.

Eine weitere Bedrohung der Karpfen-Teichwirtschaften ist die in Deutschland
grassierende Koiherpes-Infektion. Dabei handelt es sich um ein höchst infektiöses
Virus, das nur bei Karpfen und Koi-Karpfen auftritt. Kommt es zum Ausbruch dieser
Seuche, sterben die Fische innerhalb von einigen Stunden bis wenigen Tagen. Das
Virus ist erst seit Ende der 90er Jahre bekannt. Es ist nicht auf den Menschen übertragbar.
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Verbreitung des Virus mit
dem vermehrten Import von Koi-Karpfen aus Japan, Polen und Israel in deutsche Zierfischteiche
zusammenhängen könnte. In der sächsischen Teichwirtschaft der Oberlausitz
ist das Virus ausgebrochen, in Brandenburg wurde es bisher nicht nachgewiesen.

Da der wirtschaftliche Schaden durch dieses Virus immens ist, fordern Brandenburgs
Fischer die beschleunigte Entwicklung von wirksamen Impfstoffen. Sie appellieren an
das Verantwortungsbewusstsein der Gartenteichbesitzer, nur noch Kois aus einwandfreien
Zuchtbeständen und nur nachgewiesen seuchenfreie Fische zu kaufen und
keinesfalls Kois oder auch andere Gartenteichfische in natürliche Gewässer
auszusetzen.
Karpfen werden in warmen, flachen Süßwasserteichen oder auch in Kühlwasserteichen
der lausitzer Kraftwerke zum Heranwachsen gesetzt. Nach einem Jahr werden
sie in normale Teiche umgesetzt. Als Friedfisch ernährt sich der Karpfen neben der
Zufütterung mit Getreide als Jungfisch von Zooplankton, später hauptsächlich von am
Boden lebenden Kleinlebewesen wie Insektenlarven, Schnecken und Würmern. Nach
drei Sommern ist der Karpfen schlachtreif und wird aus den Teichen abgefischt. Vor
der Schlachtung wird er noch etwa 14 Tage in sauberem Frischwasser gehalten.
Dieses „Hältern“ führt dazu, dass die Fische den manchmal erdigen Beigeschmack
verlieren und einen angenehmes nussiges Aroma annehmen.

Fangfrische Karpfen und bei Bedarf auch das passende Rezept für die Zubereitung zu
Hause sind bei Brandenburgs Fischern vor Ort erhältlich. Die Fischgastronomen der
Märkischen Fischstrasse bieten ihren Gästen auf der Speisekarte vielfältige
Variationen vom Karpfen an.

Die Märkische Fischstrasse Brandenburg/Berlin e.V. verbindet als „blaues Band“ durch
Brandenburg Fischer, Angler, Fischgastronomie, Fischhandel und die Anbieter von
Urlaub auf dem Fischerhof und führt sie mit Naturwächtern, Förstern und Bauern
zusammen. Ihr Ziel ist es, den gesamten Fischereibereich und das Angeln in der
wasserreichsten Region Deutschlands bekannter zu machen und neue Wege zu
Kunden und Gästen zu erschließen. Dazu zählen touristische Angebote rund um Fisch
und Wasser ebenso wie Koch- und Angelkurse. Jährlich wird der Brandenburger Fisch
des Jahres gekürt. 2008 war es der Aal, im Jahr zuvor der Saibling.
In Brandenburg gibt es nach Angaben des Landesfischereiverbandes ca. 160
Fischereibetriebe im Haupterwerb und 120 Fischer im Neben- oder Zuerwerb. Im Jahr
2007 wurden lt. Agrarbericht der Landesregierung etwa 1 900 t Speisefisch in der
Seen- und Flussfischerei sowie in der Teichwirtschaft gefangen bzw. erzeugt. Mehr als
100 000 Angler sind in etwa 1 500 regionalen Anglervereinen in Brandenburg und
Berlin registriert. Geschätzt sind etwa 1 000 Personen im gesamten Bereich der
Erwerbs- und Angelfischerei tätig.

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