Diskriminierung wertvoller Grundnahrungsmittel durch neue EU-Regelung

Diskriminierung wertvoller Grundnahrungsmittel durch neue EU-Regelung

Zukünftig sollen Grundnahrungsmittel, wie zahlreiche Milchprodukte, keine oder nur eingeschränkt nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben (Claims) machen dürfen, wie aus einem aktuellen Entwurf der EU-Kommission für eine sog. Claims-Verordnung hervorgeht. Aus Sicht des Milchindustrie-Verbandes, Berlin (MIV) ist dies nicht hinnehmbar.
“Die Nährwertprofile in dieser Verordnung diskriminieren Grundnahrungsmittel, verunsichern die Verbraucher und gefährden die Produktvielfalt”, so Dr. Gisela Runge vom MIV.

“Gesunde Werbung für gesunde Produkte”
Einerseits wird der Verzehr von Milch und Milchprodukten von nationalen und europäischen ernährungswissenschaftlichen Institutionen ausdrücklich empfohlen. Andererseits dürften diese Produkte nach dem Wunsch der EU-Kommission nicht auf ihre Zusammensetzung und ihre besonderen gesundheitlichen Werte hinweisen.
Beispielsweise kann ein calciumreicher Hartkäse nicht den Hinweis auf der Verpackung haben “Calcium stärkt und fördert die Knochengesundheit”, obgleich die Calciumverfüg- barkeit aus Milchprodukten im Vergleich zu anderen Lebensmittel ausgesprochen hoch ist. Hinzu kommt, dass gerade die in Milchfett enthaltenen leicht verdaulichen Fettsäuren, konjugierte Linolsäure und fettlöslichen Vitamine ernährungsphysiologisch wertvoll sind.

Viele Milchprodukte diskriminiert
Nach Angaben des MIV dürften fast 100 % der in Deutschland produzierten Hart- oder Schnittkäse und ca. 85 % der Weichkäse dann nicht auf ihre positiven/essentiellen Inhaltsstoffe in Verbindung mit deren gesundheitlichen Wirkungen hinweisen. Insgesamt wären damit mindestens 60 % der deutschen Käseproduktion diskriminiert. Ebenfalls betroffen wären alle Sahne- und Sahneerzeugnisse sowie die Butter aus dem Kühlregal.

Gefahr für Vielfalt und Regionalität
Die aus den Nährwertprofilen der EU-Kommission resultierenden Beschränkungen für viele Molkereiprodukte könnten zum Verschwinden von klassischen, u. a. auch regionalen Produkten führen (z. B. Bergkäse oder Romadur). Dies widerspricht den Ansätzen der europäischen und nationalen Politik, gerade den Absatz von regionalen Produkten zu fördern. Kleineren spezialisierten Molkereien und Käsereien könnte so die Existenzgrundlage entzogen werden.

Verunsicherung des Verbrauchers
Zudem würde diese Regelung eine nicht zu akzeptierende Einschränkung der Wahlmöglichkeit der Verbraucher bedeuten, insbesondere vor dem Hintergrund des vor allem in Deutschland traditionell vielfältigen Angebots an Milch und Milchprodukten. “Aus unserer Sicht versucht Brüssel damit den Inhalt der deutschen Kühlschränke mitzubestimmen”, kritisiert Dr. Runge. Denn nach wissenschaftlichen Untersuchungen der Universität Kassel ist davon auszugehen, dass die Produkte, die dann eine gesundheits- oder nährwertbezogene Angabe auf dem Etikett tragen dürfen, scheinbar als gesund gelten und verstärkt verzehrt werden.

Die Unternehmen der Milchindustrie fordern deshalb die EU-Kommission auf, die Rolle und Bedeutung der Milcherzeugnisse und ihres wertvollen Beitrags für die Ernährung der Verbraucher endlich in vollem Umfang zu berücksichtigen. Der Verbraucher darf nicht irregeführt werden. Der MIV erwartet deshalb, dass vor diesem Hintergrund die Nährwertprofile in dieser Form entweder grundlegend überarbeitet oder aber vollständig abgelehnt werden. Deshalb ist der MIV dankbar für die angekündigte Unterstützung der Bundesregierung und fordert eine entsprechende Umsetzung auf EU-Ebene.

Anmerkung:
Die europäische Claims-Verordnung regelt die Verwendung von nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben bei Lebensmitteln. Ziel ist es, den Verbraucher vor Irreführung in der Kennzeichnung und Werbung zu schützen. Ein Instrument hierfür sind die sog. Nährwertprofile, die ein Lebensmittel erfüllen muss, um solche Angaben machen zu dürfen.

Der Milchindustrie-Verband e.V. (MIV) repräsentiert rund 100 leistungsstarke, mittelständische Unternehmen. Diese stellen mit einem Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro den größten Bereich der deutschen Ernährungsindustrie dar.

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