Biokost wird Massenphänomen

Dialego-Umfrage zu Bioprodukten zeigt Discounter und Supermärkte im Aufwind – Reformhäuser: vertrauenswürdige Verlierer

BSE, Vogelpest und Gammelfleisch haben ihre Spuren hinterlassen: Der Absatz von Bio-Produkten wächst seit Jahren. Vorbei die Zeiten, da Bio mit „Müsli“ gleichgesetzt wurde – heute ist Bio schick. Selbst Discounter und Supermärkte bieten inzwischen reichlich unbelastete Ware feil. Mancherorts kann aufgrund der hohen Nachfrage mit der Lieferung nicht Schritt gehalten werden. Im Dezember 2007 befragte das Aachener Marktforschungsunternehmen Dialego zum dritten Mal 1.000 Bundesbürger in einer Tracking-Studie zum Thema Bioprodukte.

Bis vor wenigen Jahren fanden Verbraucher Bioprodukte fast nur in Bioläden, Reformhäusern oder direkt beim Erzeuger. Mittlerweile jedoch haben sie sich auch bei „herkömmlichen“ Anbietern einen festen Platz im Regal erobert. Zudem bieten neben einer wachsenden Zahl von Biosupermärkten auch Discounter und herkömmliche Supermärkte ökologisch produzierte Ware an. Hinter dieser Entwicklung steht das gesteigerte Interesse, das durch die aktuelle Umfrage erneut bestätigt wurde: Hatten 2005 noch 3 Prozent der Verbraucher „ständig“ Bioprodukte gekauft, so waren es 2006 bereits 4 Prozent und in der jüngsten Umfrage sogar 6 Prozent.

Noch allerdings kommen Bioprodukte eher unregelmäßig in den Einkaufswagen: So kaufen insgesamt rund drei Viertel (73 Prozent) „nur einige ganz bestimmte“ oder „gelegentlich“ Bioprodukte. Andera Gadeib, Gründerin und CEO von Dialego: „Bioprodukte sind derzeit noch das I-Tüpfelchen im Einkaufswagen. Angesichts des insgesamt knappen Angebots frischer Bioware auf dem Markt ist das auch besser so, denn die Nachfrage könnte sonst gar nicht befriedigt werden. Insgesamt wird der Marktanteil auch in Zukunft wachsen.“ In dieses Bild passt ebenfalls der Umstand, dass lediglich ein Prozent aller Befragten ausschließlich ökologisch produzierte Lebensmittel kauft.

Der Markt befindet sich noch in der frühen Wachstumsphase – auch in Sachen Marke. Bezeichnend dafür ist die Tatsache, dass im Gegensatz zum herkömmlichen Lebensmittelsektor bei Bioware Marke noch kein Thema für den Konsumenten ist. So gab knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten an, bei Bioprodukten keinen Wert auf Markenartikel zu legen. Gadeib: „In einem so markengeprägten Umfeld wie dem Lebensmitteleinzelhandel ist dies äußerst bemerkenswert. Hier sind in Zukunft große Veränderungen zu erwarten.“

Reformhäuser: Verlierer des Booms

Während der Absatz von Bioprodukten bei Discountern und Supermärkten von Jahr zu Jahr zulegt, bleiben die Reformhäuser hinter dieser Entwicklung zurück. So sank die Anzahl der Verbraucher, die dort Bioprodukte einkaufen von rund einem Viertel (26 Prozent) in 2005 auf 23 Prozent in 2006 und auf 22 Prozent im Jahr 2007. Im selben Zeitraum haben herkömmliche Supermärkte als Einkaufstätten für Bioprodukte von 68 Prozent in 2005 auf 76 Prozent zugelegt, die Discounter sogar von 40 Prozent (2005) auf 54 Prozent. Gadeib: „Offensichtlich findet in der Wahl der Einkaufsstätten für Bioprodukte ein tief greifender Wandel statt“

Doch selbst wenn die Verbraucher Bioprodukte nun vermehrt in Supermärkten und Discountern einkaufen, zeigen sie sich dennoch skeptisch, was die Qualität der dort eingekauften Bioprodukte angeht. Dies wird deutlich bei der Frage, in welchen Kaufstätten der Verbraucher am ehesten glaubt, dass „auch wirklich Bio“ drin ist. Hier zeigt sich, dass die Bioläden bzw. Biosupermärkte (60 Prozent) und die Reformhäuser (38 Prozent) bei den Verbrauchern das größte Vertrauen genießen. Weniger vertrauenswürdig erscheinen dem Verbraucher Supermärkten (17 Prozent) und Discountern (10 Prozent), dies sind allerdings genau die Einkaufstätten, die sich zugleich über die stärksten Zuwächse freuen können.

Biosiegel laut EU-Verordnung

Für die Qualität von Bioprodukten bürgt zur Zeit eine Vielzahl von Siegeln. Zu den bekanntesten zählt das Biosiegel laut EU-Verordnung, daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer wie das Demeter-Siegel, Bioland etc., die wesentlich strengeren Auflagen unterliegen. Die meisten Verbraucher scheinen das inzwischen zu wissen: So glaubt mehr als die Hälfte (54 Prozent), dass es Qualitätsunterschiede zwischen den verschiedenen Biosiegeln geben kann.

Dabei steht das bekannte Biosiegel nach EG-Öko-Verordnung längst nicht mehr so hoch im Kurs wie noch vor einigen Jahren: So gaben 2005, 15 Prozent der Verbraucher an, „ausschließlich“ Bio-Produkte zu kaufen, die dieses Siegel tragen. In 2006 stieg dieser Wert auf 22 Prozent und fiel im Dezember 2007 wieder auf 15 Prozent zurück. Möglicherweise haben die Diskussionen in der deutschen Presse um das EG-Biosiegel hier ihre Spuren hinterlassen. Denn im gleichen Zeitraum hat sich der Anteil der Verbraucher, die ausschließlich Produkte mit „ganz bestimmten“ Siegeln kaufen, von einem Viertel (2005/2006) auf 29 Prozent erhöht, was die Vermutung nahe legt, dass Siegel mit strengeren Auflagen hoch in der Verbrauchergunst stehen. Beständig gesunken hingegen ist die Zahl der Verbraucher, denen es völlig gleich ist, welches Biosiegel die Produkte haben: Der Anteil fiel von 60 Prozent (2005) über 53 Prozent (2006) auf 42 Prozent (2008). Gadeib: „Wir vermuten, dass sich der Markt künftig in ein Mehrklassenpreissystem aufteilen wird. Hinter den unterschiedlichen Preisen steht dann auch bei Bioware unterschiedliche Qualität. Wir sind gespannt ob die vierte Befragungswelle Anfang 2009 dies bestätigen wird.“

Dialego führt in Deutschland zwei Mal pro Monat Omnibus-Umfragen zu verschiedensten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen durch. Die Gesamtübersicht über das Angebot an Studien finden Sie im Internet unter www.dialego.de unter der Rubrik „Studien“.

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