Anwendung landwirtschaftlicher Gentechnik

Anwendung landwirtschaftlicher Gentechnik

Verbraucherkommission Baden-Württemberg fordert, dass die Landesregierung Wahlfreiheit der Verbraucher sicher stellen muss – Anbau kann daher nicht empfohlen werden.

Die Verbraucherkommission Baden-Württemberg gibt der Landesregierung Empfehlungen für den Umgang mit der landwirtschaftlichen Gentechnik

“Die Anwendung der landwirtschaftlichen Gentechnik darf der Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht entgegenstehen. Es muss auch in Zukunft für alle möglich sein, Lebensmittel einzukaufen, die ohne den Einsatz der landwirtschaftlichen Gentechnik erzeugt wurden”, sagte die Vorsitzende der Verbraucherkommission des Landes Baden-Württemberg, Lucia Reisch am Montag (9. März) anlässlich der Sitzung des Gremiums in Stuttgart. Das Fazit der Kommission: Derzeit könne weder der Anbau noch die Vermarktung von Erzeugnissen empfohlen werden, die mit Hilfe der landwirtschaftlichen Gentechnik hergestellt sind.

Die Wahlfreiheit der Verbraucher beruhe auf zwei Grundsätzen. Erstens müssten Erzeugnisse mit der Eigenschaft „gentechnikfrei“ prinzipiell und ausreichend angeboten werden können. Und zweitens müssten die Verbraucher diese Erzeugnisse klar erkennen können. Jedoch gilt: “Zum heutigen Zeitpunkt ist die Bezeichnung ‘gentechnikfrei’ bereits eine Mogelpackung”, betonte Jürgen Stellpflug, Mitglied der Verbraucherkommission und Chefredakteur von ÖKO-TEST. “Mit 0,9% Anteil gentechnisch veränderter Organismen (GVO) darf ein Produkt noch als ‘gentechnikfrei’ bezeichnet werden. Dass dieser Grenzwert in Zukunft nicht noch höher wird, dafür muss sich die Landesregierung einsetzen.“

Baden-Württemberg hat eine kleinräumige Landwirtschaftsstruktur.
Deshalb ist zu erwarten, dass gentechnisch veränderte Organismen konventionell bzw. ökologisch erzeugte Rohstoffe verunreinigen könnten – auch wenn dies bisher noch im gesetzlich tolerierten Umfang verbleibt.

Die Verbraucherkommission gibt zu bedenken: “Der Nutzen der landwirtschaftlichen Gentechnik ist für die baden-württembergischen Bürger nicht erkennbar, folgerichtig lehnt der weitaus größte Teil der Bevölkerung Anwendungen der Gentechnik bei der Agrarproduktion ab”, so Ortwin Renn, Mitglied der Verbraucherkommission und Wissenschaftler an der Universität Stuttgart. “Wir empfehlen deshalb der Landesregierung, den Verbrauchern mit einer offensiveren und gezielteren Informationspolitik eine stärkere Orientierung zu geben.” Baden-Württemberg solle es als Marktchance sehen, gentechnikfreie Produkte auf den Markt zu bringen.

Die Verbraucherkommission Baden-Württemberg berät die Landesregierung als unabhängiges Expertengremium in grundsätzlichen Fragen der Verbraucherpolitik. Ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist die Vertiefung des Verständnisses zwischen den Verbrauchern, der Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Sie entwickelt Handlungsempfehlungen für eine Verbraucherpolitik, die sowohl auf den Verbraucher als mündigen Konsumenten als auch auf die nötigen Rahmenbedingungen in Politik und Gesellschaft abzielt.

Die Verbraucherkommission Baden-Württemberg besteht aus Vertreterinnen und Vertretern aus Verbraucherorganisationen, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien, die sich ehrenamtlich für das Gremium engagieren. Sie wurde im Dezember 2005 auf Initiative von Ministerpräsident Günther H. Oettinger gegründet.

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