3. Kongress für Schulverpflegung auf der Leipziger GÄSTE

3. Kongress für Schulverpflegung auf der Leipziger GÄSTE

Immer mehr Kinder und Jugendliche werden ganztägig in der Schule betreut – Mittagsmahlzeiten inklusive. Auch wenn Ernährungserziehung primär eine Aufgabe der Eltern ist, übernehmen die Schulen mit dieser Entwicklung den neuen Bildungsauftrag, Kinder zu gesundem Essen anzuleiten. Zugleich hilft eine qualitativ hochwertige Schulverpflegung, dass Kinder und Jugendliche die Einnahme von Mahlzeiten als Genuss erleben.

Verbindliche Vorgaben für das Schulessen sucht man in den meisten Schulgesetzen jedoch vergeblich. Wie Schulen qualitativ hochwertiges Essen anbieten und Kinder zu einer bewussten Ernährung erziehen können, diskutieren Fachleute aus Pädagogik und Nahrungsmittelindustrie, aus Verbänden und Politik am 7. November 2007 auf dem 3. Kongress zur Schulverpflegung im Rahmen der Leipziger Fachmesse GÄSTE (4. bis 7. November). "Schulmahlzeit und Ernährungsbildung – Basis für die Tischgäste von Morgen!" lautet der Titel des Kongresses, der sich gleichermaßen an Schulträger, Lehrer, Eltern- und Schülervertreter, den Fachgroßhandel und die Gastronomie richtet.

Essen kommt bei Schülern nicht an

Dass es höchste Zeit zum Handeln ist, zeigt die Göttinger Studie zur Mittagsverpflegung an Ganztagsschulen ("Regionale Verpflegung in Ganztagsschulen", Georg-August-Universität Göttingen, November 2006). Schüler billigten den Schulmensen auf einer Skala von 1 bis 5 nur die Note 3,19 zu. Rund 57 Prozent der Befragten gaben an, lieber "woanders" essen zu wollen. Angebot, Geschmack, Frische und Würze der Schulverpflegung wurden eher negativ bewertet.

Für Thomas Isenberg, Leiter des Fachbereichs Gesundheit/Ernährung beim Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (VZBV) und Eröffnungsredner des 3. Kongresses zur Schulverpflegung, ist deshalb eindeutig: "Die Länder sind aufgefordert, die Qualität des Essens und die Ernährungsbildung in Schulen zum Top-Thema zu machen." Der Ernährungskrise bei Kindern und Jugendlichen müsse entgegengesteuert werden. Laut Isenberg soll aber auch gezeigt werden, dass die Schulverpflegung in Deutschland vielerorts besser ist als ihr Ruf. "Zahlreiche gute Beispiele müssen jetzt in ganz Deutschland Schule machen", so der Fachbereichsleiter.

Mehr Essensqualität und Ernährungsbildung

Um die Qualität des Essens und die Ernährungsbildung in den Ländern voranzubringen, mahnt der VZBV in einem Sechs-Punkte-Programm gezielte Schritte an. "Theorie im Unterricht und Praxis am Esstisch müssen wieder stärker ineinander greifen", umreißt Isenberg den Forderungskatalog. So solle in den Schulgesetzen zum Beispiel die Verpflichtung der Schulträger festgeschrieben werden, für eine gesundheitsförderliche Ernährung zu sorgen. Softdrinks und ungesunde Snacks sollen aus Automaten in Schulen verbannt, der Werbung für problematische Lebensmittel innerhalb der Schulen enge Grenzen gesetzt werden. Ungeachtet des Engagements der Schulen sehen die Verbraucherschützer auch die Eltern in der Pflicht. "Wer sein Kind ohne Frühstück in die Schule schickt, statt eines Butterbrotes ein Pausengeld oder statt Obst einen Schokoriegel mitgibt, darf nicht auf die Verantwortung der Schulen zeigen", erklärt Isenberg.

Schulessen darf Spaß machen

"Schulessen kann und darf Spaß machen" – dies könnte das Motto der Schulverpflegung im Hochtaunuskreis sein. Von dort wird der Projektleiter des Landratsamtes in Bad Homburg,Ludwig Maiworm, zum Leipziger Kongress erwartet. Er berichtet über das Projekt "Wir kochen selbst. Cook & Chill für Kitas und Schulen des Landkreises".

Im Hochtaunuskreis werden über eine Beteiligungsgesellschaft des Landkreises fast fertig gegarte (cook) und schnell heruntergekühlte (chill) Speisen an die Schulen geliefert. Unmittelbar vor der Ausgabe wird das Essen in kurzer Zeit fertig gegart. Frisches Obst, Salate und Gemüse ergänzen die Mahlzeiten. Das Unternehmen sieht sich gegenüber seinen jungen Abnehmern in der Pflicht und widmet den Lieblingsspeisen der Jugendlichen – also auch Pizza, Hamburger, Pommes, Döner & Co – spezielle Aktionen. Damit komme man den Wünschen der Kinder und Jugendlichen entgegen und präsentiere dennoch einen optimalen Mix in der Lebensmittelauswahl, der den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung weitestgehend entspricht, erklärt Projektleiter Maiworm.

Breites Themenspektrum

Berichte aus der Praxis stehen auch im Mittelpunkt weiterer Referate des 3. Kongresses für Schulverpflegung. So behandelt Sternekoch und Ernährungsbuchautor Johann Lafer das Thema "Ernährungsaufklärung kann gelingen". Über "Schulische Ernährungserziehung" spricht Dr. Johanna Kahlert, Leiterin der Max-Born-Realschule Dortmund-Asseln. Anja Erhart vom Ökologischen Großküchen Service (ÖGS) berichtet in ihrem Beitrag "Quo vadis Bio-Essen" über ökologische und nachhaltige Ernährung. "Nachhaltige Schulverpflegung – Natur erleben, besser essen und sich mehr bewegen" ist das Referat von Martin Braun vom Unternehmen Blanco überschrieben. Holger Pfefferle von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung präsentiert "Die neuen Qualitätsstandards für die Schulverpflegung", und Prof. Dr. Margot Steinel von der Hochschule Anhalt unterstreicht: "Qualitätskriterien müssen vor allem kontrollierbar sein". Darüber hinaus stellen Politiker der im Bundestag vertretenen Parteien ihre jeweiligen Konzepte zur Ernährungserziehung vor.

Schüler(köche) in Aktion

Parallel zum Kongress werden Sterne- und Spitzenköche gemeinsam mit Schülern aus Leipzig und Umgebung Töpfe und Pfannen schwingen. Die jungen Nachwuchsköchinnen und -köche haben beim Wettbewerb um den "Erdgaspokal der Schülerköche" unter Beweis gestellt, dass sie mit feinen Zutaten meisterlich umzugehen verstehen. Am Herd sollen ihnen nach derzeitiger Planung Sarah Wiener, Johann Lafer, René Bobzin, Eckart Witzigmann, Ronny Pietzner und Ernst-Ulrich Schassberger Tipps geben und Kniffe zeigen. Begleitet wird der Kongress zudem von einer Ausstellung mit Produkten und Dienstleistungen rund um das Thema Schul- und Kitaverpflegung.

3. Kongress für Schulverpflegung
"Schulmahlzeit und Ernährungsbildung –
Basis für die Tischgäste von Morgen!"

Mittwoch, 7. November 2007, 10.00 bis 16.30 Uhr
Neues Messegelände Leipzig, Halle 3, Kongress-Areal

Sende
Benutzer-Bewertung
0 (0 Stimmen)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.