Das Essen der Anderen

Florian Henckel von Donnersmarck hat für sein Spielfilmdebüt „Das Leben der Anderen“ gleich einen Oscar bekommen. Vielleicht kein Zufall, wie ein Blick auf das Essen verrät.

Er blickt gerne auf seinen Teller, oder auf die Leinwand. Verabredungen gibt es bei ihm zum Essen oder aber zum Kino. Da er nicht kochen kann, schaut er gerne auf Details im Topf und auf dem Teller. Florian Henckel von Donnersmarck ist ein Sinnenmensch. Verblüffender Weise merkt man das auch seinem Film „Das Leben der Anderen“ an. Verblüffend, da sein Film fast jede Spur von Sinnlichkeit zu tilgen versucht. „Das Leben der Anderen“ ist im Künstlermilieu der DDR in den achtziger Jahren situiert. Der Dramatiker Georg Dreyman (Sebastian Koch) wird durch den Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) überwacht. Nicht nur Dreymans Freundin wird zur Informellen Mitarbeiterin (IM) der Staatssicherheit, seine gesamte Wohnung ist zudem verwanzt. So ist Wiesler in der Lage, jedes Geräusch aus der Wohnung Dreymans abzuhören.

Zu diesem Zeitpunkt fragt man sich schon längst, wie Menschen so etwas tun können, der Film liefert eine Antwort: Eine der eindrücklichsten Szenen des Films zeigt den Wort- und Gefühlskargen Wiesler allein in seiner Ostberliner Plattenbauwohnung. Er steht alleine vor seinem Plattenherd und kocht sich ein Mahl, das den letzten Hauch Sinnlichkeit vom leeren Teller verbannt. Nach ausreichender Kochzeit, presst er den Reis aus der Tüte und gibt ein wenig Tomatenmark dazu. Fertig. Jetzt kann er sich wieder der Beobachtung vermeintlicher Feinde des Staates widmen. Kein Wunder, dass die Leute, die ihre Nahrungsaufnahme auf diese Weise regelmäßig bewerkstelligen, alle so schlechtgelaunt durch den Film wandern.

Hier kann man durchaus Parallelen zum jüngsten Deutschen Oscarpreisträger ziehen: nichts deprimiert ihn mehr, als schlechtes Essen. Auch in dieser Hinsicht ist der Film für ihn ein wahres Abbild des Grauens. Kein Wunder also, dass er dieses so eindringlich und detailfreudig abgebildet hat. Der gebürtige Kölner schwärmt für komplizierte Gerichte genauso, wie für abwechslungsreiche Menus. Darüber hinaus liebt Florian Henckel von Donnersmarck Weißwein über alle Maßen.
Santé! (mer / Gastrosophie)

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