Zu Tisch im … St. Petersburger Land

Die russische Küche ist von zwei Faktoren geprägt: zum einen von den langen kalten Wintern, zum andern von der russisch-orthodoxen Kirche, die regelmäßig längere Fastenzeiten vorschreibt. Eingelegtes, Eingemachtes und länger haltbares Gemüse stehen daher oft auf dem Speiseplan. Vor allem zu sowjetischen Zeiten war die Versorgung besonders schwer, damals mussten die Frauen aus den wenigen Lebensmitteln etwas für ihre Familien zaubern. Aber Not machte erfinderisch und hat den Frauen ihre gute Laune beim Kochen nicht nehmen können. Die Zeiten der Lebensmitteldefizite sind glücklicherweise vorbei, die individuellen Möglichkeiten richten sich heute eher nach dem Geldbeutel.

Kurz vor Beginn der Fastenzeit wird zum Frühjahrsanfang in Russland die Maslenitsa gefeiert. Früher war das eine ganze Woche lang buntes Treiben, in der Karnevalswoche wurde der kalte Winter ausgetrieben, und alle schlugen sich ordentlich die Bäuche voll. Wörtlich übersetzt bedeutet Maslenitsa ‘Butterwoche’. Bereits eine Woche vor Beginn der Fastenzeit musste man früher auf Fleisch verzichten, Milcherzeugnisse aber waren erlaubt. An die Fastenzeit halten sich heute nur noch wenige Leute, die Blinis – russische Pfannkuchen – werden aber nach wie vor noch gerne verzehrt. Nach einem langen Winter im Petersburger Land, der Region um die alte Zarenstadt, feiert das ganze Dorf Sablino im russischen Norden die Maslenitsa bei Minus zehn Grad. Auch die Familie Korablev backt dann die traditionellen Blinis. Heiß, rund und gelb symbolisieren sie die Sonne der kommenden warmen Jahreszeit. Für den Teig hat jede Familie ihr eigenes Rezept. Gegessen werden die Blinis entweder süß mit Honig, Quark und Früchten oder aber pikant mit Fleisch, gebratenen Zwiebeln oder Kaviar. Oma Nadeshda reicht dazu ‘Zucker zum Beißen’, ein Sahnekonfekt, das zum Tee aus dem Samowar geknabbert wird.

Die Familie Korablev hat die Wirren, die mit dem Ende der UdSSR einhergingen, gut überstanden: Dmitrij Korablev hat sich als Fotograf selbständig gemacht, seine Frau Ljubov betreibt eine kleine Kette von Souvenirgeschäften. Und die sind auch einige Tage später, während des Internationalen Frauentages, dem 8. März, rege besucht. Nur gut, dass an diesem nationalen Feiertag in Russland die Männer den Haushalt machen – Dmitrij bereitet eine Sülze aus Hühnerhälsen zu, die mit Brot und eingelegtem Gemüse gereicht wird.

arte, Sonntag, 02.12., 18:30 – 19:00 Uhr

Benutzer-Bewertung
0 (0 Stimmen)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.