Naschgarten

Eine Fachfrau für Süßigkeiten

Der Obstgarten ist vielleicht out. Aber einfach mal am Wegesrand naschen, ohne Arbeit, ohne Pflege? Das können sich auch viele Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer vorstellen. Damit die süße Überraschung nicht dem Zufall überlassen bleibt, hilft Gartenberaterin Daniela Kuptz mit fachlicher Unterstützung nach.

„So schwer ist es gar nicht, aus Nutzpflanzen Zierpflanzen zu machen und damit den Garten anzureichern“, sagt Daniela Kuptz. Die freischaffende Landschaftsarchitektin hat in Hannover studiert und arbeitet nun in Köln als Gartenberaterin. In dieser Eigenschaft hilft sie privaten Gartenbesitzern bei den ersten Schritten zum Rückzugsraum auf dem eigenen Grundstück. Die „Kräuterspirale“ und ähnliche Möglichkeiten, im Garten Geschmackserlebnisse zu sammeln, stehen dabei immer noch ganz oben auf der Wunschliste. Nur Arbeit soll es eben nicht machen.

Die Fachfrau empfiehlt deshalb, die kulinarischen Erfahrungen direkt bei der Gartenplanung in die Pflanzauswahl mit einzubeziehen. „Schon bei der Gartenberatung gebe ich den Leuten Tipps, welche Pflanzen in Frage kommen und wie sie sich in das Konzept integrieren lassen“, erklärt die 35jährige ihr Vorgehen. Jetzt im Juli zeigen sich im wahrsten Sinne des Wortes die ersten Früchte ihrer Arbeit. Die Felsenbirne (Amelanchier lamarckii), die in erster Linie der schönen weißen Blüten im April und der roten Herbstfärbung im September wegen gepflanzt wurde, hängt voller süßer, schwarzroter Früchte. „Die wurden früher getrocknet als Ersatz für Korinthen verwendet“, weiß die Gartenberaterin zu erzählen.

Auch die wilden Himbeeren (Rubus idaeus), die sie als Füllsträucher in halbschattigen Ecken verwendet hat, tragen reichlich. Noch mehr Schatten halten die Wildformen von Stachelbeere (Ribes uva-crispa) und Johannisbeere (Ribes nigrum/Ribes rubrum) aus. Sie sind im Spezialversand zu beziehen und eignen sich ebenfalls als „Lückenbüßer“. Auf Böden, die keinen Kalk, aber dafür viel Humus enthalten, sind Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Preiselbeere (Vaccinium vitis-idea, z.B. Sorte ‚Koralle’) tolle Bodendecker. Walderdbeeren (Fragaria vesca) stellen weniger Ansprüche an den Standort, erfüllen aber denselben Zweck.

An der Grundstücksgrenze hat Daniela Kuptz ein Spalier aus Japanischer Weinbeere (Rubus phoenicolasius) gepflanzt. Das mit Himbeere und Brombeere verwandte Gehölz aus der Familie der Rosengewächse hat leuchtend rote, schmackhafte Früchte. „Die werden Ende des Monats reif“, sagt die Fachfrau für gesundes Naschwerk.

„Letztlich lässt sich für das gesamte Jahr etwas für die Geschmacksnerven im Garten tun“, sagt die attraktive Gartenberaterin mit einem Lächeln. „Am Anfang des Jahres sind es mehr die Kräuter, in der Jahresmitte kommen die Beerenfrüchte sowie Kern- und Steinobst und zum Ende des Jahres folgen die Nüsse“.

Doch der kulinarische Nutzen beschränkt sich nicht auf das, was direkt von der Hand in den Mund wandert. Viele der eingeplanten Pflanzen von Aronia bis Cido liefern Zutaten für die Kräuterküche, Marmeladen, Schnäpse und vieles mehr. Ernten muss keiner. Aber wer Lust auf Vitamine aus dem eigenen Garten hat, kann die versteckten Vorräte voll ausschöpfen. Ansonsten freuen sich Vögel und Igel über die weitsichtige Gartenplanung.

Viel Spaß mit Ihrem Naschgarten.

www.gartenberatung.info

Auch Slowfood setzt sich für den Naschgarten ein:
Schmecken muss gelernt sein, und Geschmack muss gelernt werden – in jedem Alter. Auf dem internationalen Slow-Food-Kongreß 2003 beschlossen die mehr als 600 Delegierten, dass jedes Convivium einen Schulgarten im Form eines Naschgarten anlegen sollte (SlowFood-Fibel 2005). (Der Naschgarten in Holzminden gehört nicht zum Slowfood Projekt)

Slow-Food Bremen hat die Anregung aufgegriffen und unterstützt das Projekt “Gärten zum Naschen, Spielen und Lernen“, das in diesem Falle nicht an einer Schule, sondern in der Kindertagesstätte Carl-Friedrich-Gauß-Str. in Bremen angesiedelt ist.
Nach den Wünschen von Erzieher/innen , Eltern und Kindern wird aus dem bestehenden Außenbereich ein vielfältig anregendes Gelände gestaltet, das die Erzieher/innen in ihrer täglichen pädagogischen Arbeit nutzen können.
Der Schwerpunkt der gärtnerischen Anlage liegt auf dem Begriff „Naschen“. Durch eine Vielfalt von Sorten und Arten „naschbarer“ Pflanzen möchte das Projekt den Kindern abwechslungsreiche Duft- und Geschmackserlebnisse bieten.

Projektleiter und Slow-Food-Mitglied Jörg Krüger:
„Schönheit, Duft und Geschmack von Pflanzen sollen zu einem selbstverständlichen Bestandteil des täglichen kindlichen Lebens werden“.

Weitere Infos zum Naschgarten: www.slowfood.de

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