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Veröffentlicht am von Gourmet Report
Studie Umweltfreundlichkeit regionaler Lebensmittel
Studie: Umweltfreundlichkeit heimischer Lebensmittel wird systematisch überschätzt – Was wirklich zählt, zeigt diese neue Studie. Der Guide Michelin sollte seine Kriterien für die Grünen Sterne neue überdenken!
Luma Rindfleisch aus Schweiz
Studie Umweltfreundlichkeit regionaler Lebensmittel
Viele Verbraucher kaufen im Supermarkt bevorzugt „regionale“ Produkte – im festen Glauben, der Umwelt damit automatisch etwas Gutes zu tun. Eine aktuelle Umfrage der Universität Göttingen rückt dieses Bild ins rechte Licht: Die tatsächliche Ökobilanz kann von der reinen Herkunftsangabe deutlich abweichen. Die Studie, veröffentlicht in Food Quality and Preference, analysiert Verbrauchereinschätzungen zu Paprika, Äpfeln und Rindfleisch – und zeigt: Woher ein Produkt stammt, sagt oft weniger über seine Umweltfreundlichkeit aus als viele denken.
Zentrale Ergebnisse der Göttinger Studie
Rund 1.000 Befragte in Deutschland schätzten die Umweltfreundlichkeit von Paprika, Äpfeln und Rindfleisch unterschiedlich ein, je nachdem, ob sie aus Deutschland, der EU oder Nicht-EU-Ländern stammen.
Klares Muster: Lebensmittel aus Deutschland wurden besonders umweltschonend bewertet, vor allem im Vergleich zu Importen („Upgrading“ der heimischen, „Downgrading“ der importierten Ware).
Paprika aus Spanien (oft aus unbeheizten Gewächshäusern) können tatsächlich eine bessere CO₂- und Energie-Bilanz aufweisen als deutsche Paprika, wenn diese energetisch aufwendig unter Glas gezogen werden.
Importierte Produkte – insbesondere aus Nicht-EU-Ländern – gelten in der öffentlichen Wahrnehmung als umweltschädlich. Oft wird der Transport (z.B. LKW oder Flugzeug) überschätzt und nicht gegen den gesamten Produktionszyklus aufgerechnet.
Umweltvorteile heimischer Ware fallen nicht immer ins Gewicht – die Produktionsbedingungen, wie Energieverbrauch oder Anbauweise, sind entscheidender.
„Es kann viele Vorteile haben, heimische Produkte zu bevorzugen. Umweltfreundlichkeit zählt aber nicht immer dazu. Hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen.“ — Dorothea Meyer, Universität Göttingen, Studienautorin
Deshalb wäre eine Weiterentwicklung der MICHELIN Green Star-Kriterien sinnvoll
Berücksichtigung von nachvollziehbaren Klimabilanzen für wesentliche Zutaten (und nicht nur auf Lokalbezug).
Mehr Fokus auf Umwelt- oder Klimalabel-Dokumentation statt auf bloße Herkunft.
Transparenz: Kommunikation, wie tatsächliche Nachhaltigkeit gemessen oder überprüft wird.
Die aktuelle Auslegung eines „Green Star“ ist ein wichtiger Schritt, aber die Gefahr besteht, dass das Label – ebenso wie die Herkunftsangabe im Supermarkt – zu Fehleinschätzungen führen kann („Greenwashing“-Effekt). Um dem Anspruch an ökologische Führung gerecht zu werden, sollte der Guide Michelin prüfen, ob neben pädagogischer und sozialer Verantwortung künftig auch wissenschaftlich fundierte Ökobilanzen in die Bewertung einfließen. Das Ziel: Verbraucher und Gäste könnten dann noch bewusster tatsächlich nachhaltige Angebote erkennen und wählen.
Herkunftsangaben auf dem Produkt reichen laut Studie nicht aus, um nachhaltigen Konsum zu fördern.
Prof. Dr. Achim Spiller betont, dass Umwelt- bzw. Klimalabel nötig sind, die reale Auswirkungen ausweisen. Nur so lassen sich Fehlentscheidungen und Greenwashing-Effekte vermeiden.
Konsumenten sollten sich nicht auf „Regional = umweltfreundlich“ verlassen, sondern gezielt auf Produktions- & Umweltlabels achten.
„Die Herkunftsangabe allein reicht nicht, um nachhaltige Entscheidungen zu fördern. Stattdessen braucht es Informationen, die reale Auswirkungen sichtbar machen, etwa durch Klima- oder Umweltlabel.“ — Prof. Dr. Achim Spiller, Universität Göttingen
Hintergründe und wissenschaftlicher Kontext der Studie Umweltfreundlichkeit regionaler Lebensmittel
Die Studie erweitert frühere Forschungsarbeiten, die zeigen, dass Konsumenten zum „Kontextualisieren“ und „Aufwerten“ regionaler Lebensmittel neigen – teils unabhängig von realen Ökobilanzen.
Das Konsumverhalten spiegelt Wunschbilder wider: Kurze Transportwege gelten als umweltfreundlich. Doch diese machen an vielen Beispielen (z.B. Paprika, Tomaten) oft nur einen Bruchteil des CO₂-Fußabdrucks aus.
Auch Saisonalität ist ein Faktor: Deutsche Äpfel außerhalb der Saison stammen oft aus energieintensiven Lagern, während Importäpfel aus EU-Nachbarländern frisch und mit günstigerer Energiebilanz verfügbar sein können.
Alle Fakten, Zitate und Ergebnisse beruhen auf der Studie „Perceived environmental impact of food: Upgrading of domestic products and downgrading of imported products“, Meyer, Spiller, Iweala, Food Quality and Preference 2025 (DOI-Link).
Studie Umweltfreundlichkeit regionaler Lebensmittel
Zusammenfassung
Studie: Umweltfreundlichkeit heimischer Lebensmittel wird systematisch überschätzt – Was wirklich zählt, zeigt diese neue Studie. Der Guide Michelin sollte seine Kriterien für die Grünen Sterne neue überdenken!