Dubai in der Krise

Dumpingpreise – Platzt die Blase Dubai?

In Dubai hat eine Diskussion über die Zukunft der Destination eingesetzt. Wird man in der globalen Wirtschaftskrise untergehen, oder vielmehr lediglich zu einem „normalen“ Reiseziel werden?

Die Vereinigten Arabischen Emirate und vor allem Dubai sind Länder, in denen man die Auswirkungen der globalen Finanzkrise wohl mit am härtesten spürt: Investoren beginnen, den glänzenden, prächtigen und luxuriösen Fassaden den Rücken zu kehren. Dazu fallen die Preise in allen touristischen Branchen mit atemberaubender Geschwindigkeit.

Nun formulieren dort manche bereits Schreckensszenarien für das ende der Krise, andere hingegen sehen die Lage positiver. Sie werden die Krise als eine Chance, zu einer „normalen“ Destination zu werden.

Während noch vor einigen Tagen anläßlich der offiziellen Eröffnung des Hotels The Palm Jumeirah die letzten Mengen Sand zur Fertigstellung der gigantischen „Sandpalme“ aufgeschüttet wurden, hat sich die Farbe des Sandes unter dem Einfluß der Krise bereits verdunkelt.

Diejenigen, die die Verfärbung des Sandes bemerkt hatten, waren zur Eröffnung nicht eingeladen worden, denn einige Tage zuvor waren Hunderte von Angestellten entlassen worden. In Dubai hat die Krise den Immobilienmarkt, die Finanzwelt und den Tourismus mitten ins Herz getroffen. Denn nun müssen sich auch internationale Investoren, reiche Urlauber und Luxusreiseveranstalter ernste Sorgen machen.

Diejenigen, die Dubai bisher als eine „von Armen bereinigte Ferienregion für Superreiche“ ansahen, geben nun Kritikern Recht, die Dubai mit „einer übermäßig aufgeblähten Blase“ verglichen hatten, und sehen die Krise als eine Chance an, zur Normalität zurückzukehren.

Unter den Bedingungen der freien Marktwirtschaft werden die Preise bekanntermaßen von Angebot und Nachfrage bestimmt. Das gilt auch für Dubai. Das Image, das Ansehen und die Kreditwürdigkeit können durch künstliche Maßnahmen nur für eine kurze Zeit geschützt werden. Am Ende wird sich doch das Spiel von Angebot und Nachfrage durchsetzen, und das könnte dazu führen, daß sogar in Siebensternen-Palästen, die Königen würdig wären, bald Touristen in zerrissenen Shorts am all-inclusive-Buffet schlangestehen.

Die Krise ist dauerhaft…

Diese Feststellung stammt aus berufenem Munde, vom Dubai-Verantwortlichen der Düsseldorfer WestLB, Rainer Tamschick. Tamschick klagt laut Internetportal Derwesten.de darüber, daß Banken nunmehr kaum Hypothekenkredite vergeben, und daß infolgedessen die Preise für Wohnungen und Büros um 40 % gefallen sind. Tamschick zufolge, der bereits seit 8 Jahren in Dubai lebt und aus höchster Nähe mitverfolgt hat, welche gigantische Schritte dort unternommen wurden, ist sich sicher: „Die Unternehmen können ihre Immobilien nicht verkaufen.“

Tamschick versucht die Kettenreaktion folgendermaßen zu beschreiben: Die dritte „Palmen-„anlage im Meer wurde um mindestens ein Jahr verschoben, der Bau der Aluminiumfabrik im Industriegebiet wurde gestoppt, und auch der Bau von Raffinerien wurde eingestellt… Die Liste ließe sich beliebig verlängern.

Diese Entwicklung hat vor allem Dubai getroffen. Mit lediglich 10 % der Erdölreserven ist Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten das schwächste Glied – Abu Dhabi dagegen besitzt 80 % aller in den VAE vorhandenen Erdölreserven. Deshalb hatte sich Dubai auch früher als die anderen sechs VAE-Nachbarn auf Einkünfte außerhalb dieses Sektors konzentriert. Es hatte mit Hilfe von flexiblen Steuern und Kontrollmechanismen versucht, einen eigenen Banken- und Finanzmarkt und an den Stränden touristische Anlagen und Immobilieninvestitionen anzuziehen.

Nun stützen sich die Sektoren Finanzen, Immobilien und Tourismus in gewissem Umfang gegenseitig. Doch das kann sich auch in sein Gegenteil verkehren, in einen Teufelskreis, wie Tamschick den Prozeß bezeichnet, der nun eingesetzt hat. Um weitere Pleiten zu verhindern baut man im Baugewerbe eifrig weiter. Doch um alle diese Gebäude zu füllen, müßten jährlich 300.000 Menschen nach Dubai umziehen, meint Tamschick. Angesichts einer Gesamtbevölkerung von gerade einmal 1,6 Millionen ist diese Erwartung Tamschick zufolge natürlich reiner Unsinn.

Erste Pleiten…

Wenn die Medien auch gerne lieber über „Konsolidationen“ und „Merger“ berichten, steckt hinter diesen Meldungen doch oft genug schlicht und einfach ein Konkurs. Als neuestes Beispiel in dieser Hinsicht ließe sich das Zusammenschmelzen der Gruppen Amlak und Tamweel, die örtlichem islamischen Kapital angehören, und ihre Tätigkeit unter der Kontrolle der staatlichen Real Estate Bank Dubai aufführen.

Auch die Auslandsschulden Dubais in Höhe von zweistelligen Dollarmilliardenbeträgen, die Schwierigkeit, sich neue Kredite zu verschaffen und die Gefahr, daß frühere Kreditvergeber diese nun zurückziehen könnten, liegen wie ein drohender Schatten über der glänzenden Welt Dubais.

Zur Zeit hat Dubai wohl nurmehr eine einzige große Kreditquelle: Das erdölreiche benachbarte Emirat Abu Dhabi. Man ist sich sicher, daß Abu Dhabi Dubai Kredite zur Verfügung stellen wird, doch dem Dubai-Direktor der deutschen AHK zufolge wird die gesamte Region belastet, weil Finanzratingagenturen Dubai als risikoreich einschätzen. Kredite aus Abu Dhabi werden Dubai auch deshalb nicht aus der Patsche helfen können, weil auch Abu Dhabi Kredite nicht ohne Gegenleistungen vergeben wird, die die Verhältnisse in Dubai ändern werden.

„Chance zur Normalisierung“

Freilich gibt es auch optimistische Stimmen. Sie verweisen darauf, daß die Bewohner Dubais noch vor zwei Jahrzehnten in Zelten lebten und weder über Strom noch Trinkwasserleitungen verfügten. Die Einheimischen, die mit Lichtgeschwindigkeit in die Moderne katapultiert wurden, haben sich nur an eines nicht gewöhnen können: Hier ist alles übertrieben teuer.

Doch jetzt haben die Hotels in Dubai bereits begonnen, ihre Preise zu senken und Gäste mittlerer Einkommensgruppen aus Europa zu empfangen. Um deren Bedürfnisse zu befriedigen zu können, wurden nun auch die Preise für manche Produkte in und außerhalb der Hotels gesenkt. Deshalb und aufgrund des Nachlassens der Immobilienpreise glauben viele daran, daß auch die Lebenshaltungskosten der Bevölkerung sinken werden.

Im Verein mit diesen Entwicklungen wird Dubai in Zukunft wohl auf Superlative verzichten und zu einer Stadt werden müssen, in der die Vernunft herrscht.

Dabei hätte man sich dies noch vor kurzer Zeit in Dubai nicht vorstellen können:
Wir wissen nicht, was der Immobilieninvestor Nakheel und Hoteldirektor Kerzner denken, die bei der Eröffnung ihres Hotels innerhalb von 15 Minuten Feuerwerkskörper für 20 Millionen USD in die Luft jagten, doch wir wissen: Robert de Niro, Boris Becker, Janet Jackson, Michael Jordan und Kylie Minogue lediglich 4 Millionen für ihr Erscheinen dort erhalten.

Man weiß aber auch:
Der Zeitung Gulf News zufolge hat das Hotel Atlantis seine Preise in Rekordzeit deutlich gesenkt. Der Meldung, die die Preissenkung als „dramatisch“ bezeichnete, zufolge, fielen auch die Aktienkurse des Hotels so schnell wie die Belegungsraten seiner Zimmer.

Die den Veranstaltern übermittelten Preise für das Standard-DZ lagen noch am 17. November bei 231 US-Dollar, am 18. November wurde für das selbe Zimmer 104 Dollar verlangt und am 21. November nur 42 Dollar!

Welcher dieser Preise ist nun der „Normalpreis“, fragt die Zeitung. Und das war ja auch unser Thema: „Normalisierung“. Mehmet Perçin

Gourmet Report Tipp für die Region Persischer Golf: Das Königreich Bahrain. Hier ist alles ursprünglicher, weniger hektisch und viel preiswerter.

Benutzer-Bewertung
5 (3 Stimmen)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.