Transsilvanien, Rumänien: Draculas Weine haben eine deutsche Seele

Die schroffen Gipfel der Karpaten, verträumte Bauerndörfer des transsilvanischen Hügellandes, ausgedehnte Wälder sowie Seen, Lagunen und Schilfinseln – all das zeichnet die unberührte Natur Rumäniens aus. Inmitten dieser ökologischen Oase wird ausgezeichneter Wein angebaut. Hierzulande ist dies jedoch nur wenigen bekannt. Dabei waren es gerade Deutsche, die die mehr als 6.000-jährige Entwicklung des Weinbaus im Karpatenland geprägt haben.

Rumänische Weine unter deutschem Einfluss

Bereits im 12. Jahrhundert zog es tausende Siedler von Rhein und Mosel nach Transsilvanien(Siebenbürgen). Rund 600 Jahre später folgten rheinhessische und pfälzische Siedler, die sich in der benachbarten Region Banat niederließen. Beide Gruppen prägten den rumänischen Weinbau und sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Weinbauindustrie heute einer der wichtigen Eckpfeiler in der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes ist. „Mehr als eine Million der rund 22 Millionen Rumänen arbeiten derzeit im Anbau oder der Vermarktung von Wein“, erklärt Danila Avdiu, Projektleiterin der internationalen Leitmesse für Weine und Spirituosen ProWein in Düsseldorf.

Draculas Lieblingsgetränk ist „weiß“ – nicht „rot“

Transsilvanien wird abseits der Weinwelt stets mit dem tyrannischen Herrscher Vlad Dracula III assoziiert. Dracula, der angeblich das Blut seiner Opfer trank, inspirierte Bram Stoker im Jahr 1897 zu seinem Roman „Dracula“. Heutzutage ist das bevorzugte Getränk der Bewohner Siebenbürgens jedoch nicht rot, sondern weiß. „Die ‚Mosel Rumäniens’, wie Siebenbürgen häufig genannt wird, steht vor allem für seine körperreichen und fruchtigen weißen Qualitätsweine. Das kühle Klima des von den Karpaten eingeschlossenen Siebenbürgener Hochlands bietet den Reben ideale Wachstumsbedingungen“, so Avdiu. Dazu zählen vor allem Weine, die aus den ortsansässige Feteasca Alba (weiße Mädchentraube), Feteasca Regala (königliche Mädchentraube) oder auch Pinot Gris und Traminern gekeltert werden.

Rumänische Weine auf dem Vormarsch – mit deutscher Unterstützung

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wurde deutlich, dass in einigen Anbaugebieten kaum in Weinberge, Anlagen und Kellertechnik investiert wurde. Aufgrund der Privatisierung eines Großteils der staatlichen Weinbaubetriebe nahmen in- und ausländische Direktinvestitionen zu. „Heute befinden sich nur noch rund 15 Prozent der insgesamt 170 weinanbauenden Unternehmen in staatlicher Hand. Der Großteil wurde teilweise oder vollständig privatisiert beziehungsweise in Genossenschaften überführt“, erläutert Hermann Recknagel, internationaler Experte der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH und verantwortlich für die Beratung des rumänischen Weinbaus.

Auch wenn bereits erhebliche Investitionen getätigt worden seien, bestünde nach wie vor großer Investitionsbedarf. Positive Entwicklungen seien bereits auszumachen, so Recknagel: „Zwar sind die Exportmengen rumänischen Weines in Großgebinden rückläufig; dafür hat der Export von hochwertigen Qualitätsweinen deutlich zugenommen. Einhergehend mit der starken Inlandsnachfrage ist dies eine Entwicklung, die die rumänischen Winzer durchaus zufrieden stellt.“

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