Wundermittel Statine?

Glaubt man aktuell veröffentlichten Studien, so können Statine nicht nur die LDL-Werte im Blut senken, sondern darüber hinaus vor Krebs und Alzheimer schützen sowie für eine bessere Lungenfunktion und Erregbarkeit des Mannes sorgen.

Laut diesen Ergebnissen müssten die Statine ein allumfassendes Wundermedikament sein. Doch ist dem wirklich so? Richtig ist, dass Statine bei erhöhten Cholesterinwerten zur Standardtherapie gehören und so vor Herz- und Gefäßerkrankungen schützen. Sollten Ernährungs- und Bewegungstherapie nicht im Stande sein die LDL-Werte der betroffenen Patienten zu senken, ist derzeit der Griff zum Medikament unausweichlich. Doch Arzneimittel bedeuten immer einen Eingriff in den Organismus, der durchaus mit Nebenwirkungen verbunden sein kann. Unter anderem kann der Wirkstoff Statin Abdominalschmerzen, Atemwegsinfektionen, Brechreiz und Blähungen um nur die häufigsten Folgen der Medikamenteneinnahme zu nennen, auslösen. Oftmals besitzen entsprechende Untersuchungen nur eine einseitige Darstellungsweise.

In neueren Studien konnten US-Wissenschaftler bereits Schutzwirkungen bei Krebs und Alzheimer identifizieren: “Diese Effekte dürften auf den antientzündlichen und antioxidativen Wirkstoffcharakter der Statinengruppe beruhen“, so die Wissenschaftler. Zusätzlich entdeckten die Forscher eine Verbesserung der männlichen Potenz. Zwei weitere Studien zeigten nun ebenfalls positive Effekte auf die Lungenfunktion von älteren Menschen sowie eine positive Langzeitwirkung auf das Herz bei Risikopatienten.

Stacey E. Alexeeff und seine Mitarbeiter von der Harvard School of Public Health in Boston wiesen in einer Langzeitstudie zwischen 1995 und 2005 die Verbesserung der Lungenfunktion bei 803 untersuchten älteren Männern nach. In diesem Zeitraum fand eine zweimalige Kontrolle der Lungenkapazität statt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Lungenfunktion und Atemkapazität von Probanden, die Statine als Cholesterinsenker einnahmen, sich im Vergleich zur Kontrollgruppe, um bis zu 50 Prozent verbesserte (1). Inwiefern eine zweimalige Messung der Lungenkapazität in diesem Zeitraum repräsentative Daten liefert, bleibt offen, da beispielsweise sportliche Aktivitäten der Probanden unberücksichtigt blieben.

In der zweiten Untersuchung von der Universität Glasgow unter der Leitung von Ian Ford zeigte sich selbst zehn Jahre nach Einnahme des Cholesterinsenkers einen bestehender Herzschutz. Vorraussetzung war eine fünfjährige Einnahme der Patienten. Hier sank die Rate von Infarkten oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant ab (2).

Literatur:
(1) Stacey E. Alexeeff, Augusto A. Litonjua, David Sparrow, Pantel S. Vokonas and Joel Schwartz. Statin Use Reduces Decline in Lung Function. American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine. October 2007. Vol 176: 742-747
(2) Ian Ford, Ph.D., Heather Murray, M.Sc., Chris J. Packard, D.Sc., James Shepherd, M.D., Peter W. Macfarlane, D.Sc. and Stuart M. Cobbe, M.D. Long-Term Follow-up of the West of Scotland Coronary Prevention Study. New England Journal of Medicine. October 2007. Volume 357:1477-1486

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