Sie gehören zu Budapest wie Pubs zu London und
Bistros zu Paris: Kaffeehäuser, Ungarisch „kávéház“. Zu Beginn des
20. Jahrhunderts gab es in der ungarischen Metropole mehr als 500
dieser prunkvollen Institutionen. Hier versammelten sich
Kunstliebende und -schaffende genauso wie Journalisten, Schachspieler
und Bohemiens. Sie kamen, um sich einem Kaffee und den süßen
Kreationen der Konditoren hinzugeben, aber vor allem um zu
diskutieren und zu schreiben. So schuf beispielsweise Sándor Petöfi,
Dichter und Nationalheld, im mittlerweile abgerissenen Café Pilvax
sein „Nationallied“.
Der Zweite Weltkrieg und die nachfolgenden historischen
Entwicklungen haben die ungarische Kaffeehauskultur zu großen Teilen
zerstört. Zwar gibt es in Budapest heute wieder 600 Cafés. Doch nur
wenige Originale aus dem 19. Jahrhundert haben den Wandel der Zeit
überstanden oder wurden nach jahrzehntelanger Pause wiederbelebt wie
beispielsweise das Café Centrál in der Károlyi Mihály utca. Nach wie
vor gehört ein Zwischenstopp in den Traditionshäuser zu den
Highlights eines Budapest-Besuchs.
Nummer eins unter den Konditoreien und Kaffeehäusern ist das
prachtvolle, 1858 gegründete Café Gerbeaud am Vörösmarty tér in Pest,
am nördlichen Ende der Fußgängerzone. Benannt ist die heutige
Kaffeehauslegende nach dem Schweizer Emil Gerbeaud, der es 1884
übernahm. Gäste lassen sich hier in schönstem Jugendstil-Ambiente und
unter mächtigen Kronleuchtern mit Kaffeespezialitäten und Patisserien
verwöhnen. Die Originalrezepte versetzen jeden Gerbeaud-Besucher, der
einen Platz ergattern kann, in vergangene Zeiten zurück und
garantieren großartigen Genuss.
Auch als „Kleines Gerbeaud“ ist das Café Müvész (zu Deutsch
„Künstlercafé“) an der Prunkmeile Andrássy út bekannt. Hier trifft
sich die Künstlerszene von der gegenüber liegenden Staatsoper, aber
auch betagtere Damen und Herren besuchen die spiegelgeschmückten
Räume des Kaffeehauses. Bei einem Stück Esterházy-Torte lässt sich
hier entspannt das Opernprogramm studieren oder das Treiben auf der
Andrássy út beobachten.
Nach mehrjähriger Umbau- und Renovierungsphase hat eine altbekannte
Budapester Adresse, das legendäre Café New York, im Erdgeschoss des
luxuriösen New York Palasts, wieder seine Pforten geöffnet. Hier traf
sich in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Budapests
intellektuelle Elite. Heute lässt sich hier wieder in stilvollem,
nach Originalplänen geschaffenen Ambiente ein Kaffee genießen.
Im Burgviertel lockt das winzige Café Ruszwurm Freunde süßer
Verführungen an. Nicht größer als ein geräumiges Wohnzimmer wartet
das denkmalgeschützte Kaffeehaus mit einer weniger prunkvollen, aber
durchaus historischen Biedermeier-Einrichtung auf, die noch aus den
Anfängen des Ruszwurm stammt. Seit 1827 pflegt man hier schon die
ungarische Konditortradition. Besonders zu empfehlen ist die
Spezialität des Hauses: Ruszwurm-Crème (mit einer Vanille-Masse
gefüllte Crèmeschnitte).
Informationen:
– Café Centrál – www.centralkavehaz.hu
– Café Gerbeaud – www.gerbeaud.hu
– Café New York – www.newyorkpalace.hu
– Café Müvész
– Café Ruszwurm – www.ruszwurm.hu
Haben das Kaffee New York besucht. Ein Traum und ein muß auch wenn man ne Halbe Stunde anstehen muß. Die Preise sind hoch aber es lohnt sich.