Studie: Kein Abnehmen durch Intervallfasten?

ChronoFast-Studie: Intervallfasten ohne Kalorienreduktion verschiebt die innere Uhr, bringt aber keine Stoffwechselvorteile

Currywurst mit Pommes rot weiß

Intervallfasten

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und die Charité – Universitätsmedizin Berlin veröffentlichen neue Erkenntnisse über das beliebte Intervallfasten (Time-Restricted Eating, TRE): Ein isokalorisches, also ohne reduzierte Kalorien durchgeführtes Intervallfasten bringt keine messbaren Vorteile für Stoffwechsel und Herz-Kreislauf-System bei Frauen mit Übergewicht. Die innere Uhr wird zwar deutlich verschoben, wichtige kardiometabolische Werte wie Insulinsensitivität, Blutzucker und Cholesterin bleiben jedoch unbeeinflusst. Die Ergebnisse der ChronoFast-Studie wurden in Science Translational Medicine publiziert.


Hintergrund: Was ist Intervallfasten bzw. Time-Restricted Eating?

Intervallfasten, besonders als „Time-Restricted Eating“ (TRE), sieht ein Essenszeitfenster von meist acht bis zehn Stunden vor. Üblich sind Varianten wie:

  • eTRE: frühes Essen (z.B. 8–16 Uhr)
  • lTRE: spätes Essen (z.B. 13–21 Uhr)

Die Fastenphase dauert mindestens 14 Stunden täglich. TRE wird oft als Methode zur Gewichtskontrolle und zur Verbesserung des Stoffwechsels propagiert. Studien an Nagetieren und Menschen zeigten bisher positive Effekte, darunter bessere Insulinwerte, geringeres Körpergewicht und weniger Fettgewebe.

Design und Ergebnisse der ChronoFast-Studie

Das Team um Prof. Olga Ramich untersuchte 31 Frauen mit Übergewicht oder Adipositas in einem strengen Crossover-Design:

  • Über je zwei Wochen ernährten sich die Probandinnen entweder im frühen oder späten Essensfenster.
  • Isokalorie: Kalorien- und Nährstoffzufuhr blieb konstant; die Tätigkeit und weitere Störgrößen wurden engmaschig überwacht.
  • Gemessen wurden Insulinsensitivität, Blutzucker, Blutfette und Entzündungsmarker (per Glukosetoleranztest, Blutanalyse und Bewegungssensor).
  • Die Auswirkungen auf die innere Uhr wurden im Blut mittels BodyTime-Test untersucht.

Kernergebnis:
Weder die Insulinsensitivität noch Blutzucker, Blutfettwerte oder systemische Entzündung wurden signifikant durch das TRE beeinflusst – solange die Kalorienzufuhr gleich bleibt. Klinisch relevante Verbesserungen traten nicht auf.


Einfluss auf die Schlaf- und Tagesrhythmen

Die Untersuchung der inneren Uhr zeigte jedoch, dass das Timing des Essens die zirkadianen Rhythmen und Schlafzeiten beeinflusst:

  • Nach später Ernährung (lTRE) war die innere Uhr durchschnittlich um 40 Minuten „nach hinten“ verschoben. Die Teilnehmerinnen gingen später ins Bett und wachten später auf.
  • Das Timing der Mahlzeiten ist also ein Zeitgeber für die Körperuhr – ähnlich wie Licht, aber ohne direkten gesundheitlichen Vorteil bei konstanter Kalorienbilanz.

Einordnung im Forschungsstand: Warum so wenig Effekt?

Frühere positive Ergebnisse zum Intervallfasten konnten oft nicht klar zwischen Essenszeit und Kalorienreduktion unterscheiden. Die ChronoFast-Studie zeigt, dass die Vorteile in vielen Untersuchungen vermutlich vor allem von unabsichtlicher Kalorienreduktion stammen, nicht von der reinen Verkürzung des Essenszeitraums.

Wer abnehmen oder den Stoffwechsel verbessern möchte, sollte daher auf die Energiebilanz achten – die Uhr allein reicht nicht aus. Prof. Ramich betont:

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass gesundheitliche Vorteile von intermittierendem Fasten vor allem durch unbeabsichtigte Kalorienreduktion entstehen, aber nicht durch das Verkürzen des Essenszeitfensters selbst.“


Ausblick: Weitere Faktoren wie Chronotyp und Genetik

Künftige Studien sollen zeigen, ob ein optimales Timing des Essens bei gleichzeitiger Kalorienreduktion zusätzliche Vorteile bringt. Individuelle Faktoren wie Chronotyp (Früh- oder Spättyp) und genetische Einflüsse könnten die Wirkung noch modifizieren.

Der innovative BodyTime-Test liefert neue Möglichkeiten zur objektiven Bestimmung der zirkadianen Rhythmen aus einer einzigen Blutprobe.

Wichtige Links


Die ChronoFast-Studie liefert neue Fakten: Intervallfasten verschiebt die innere Uhr, beeinflusst aber ohne Kalorienreduktion weder Stoffwechsel- noch Herz-Kreislauf-Gesundheit messbar. Entscheidend bleibt die Gesamt-Energiebilanz und ein individuell angepasstes Ernährungs- und Bewegungskonzept.

Andere Studien mit anderen Ergebnissen

Die Studienlage zum Thema Intervallfasten ist widersprüchlich – und die TU-Studie, vorgestellt von der Berliner Initiative BANA und auf Gourmet Report zusammengefasst, kommt zu anderen Ergebnissen als die jüngste ChronoFast-Studie.

Die wichtigsten Fakten aus der TU-Studie:

  • Teilnehmer: 74 ältere Menschen (Durchschnittsalter: 64,3 Jahre), sowohl normal- als auch übergewichtig.
  • Interventionsdauer: 4 Wochen „16:8-Intervallfasten“ (16h fasten, 8h Nahrungsaufnahme) unter Real-life-Bedingungen.
  • Resultate: Über die Hälfte nahm zwischen 1 und 6 Kilogramm ab. Auch der Bauchumfang reduzierte sich signifikant.
  • Messung weiterer Gesundheitswerte: Erfasst wurden etwa Blutdruck, Puls und Urinzusammensetzung. Details zu Blutzucker, Fettwerten o.ä. werden jedoch nicht angegeben.
  • Besondere Aspekte: Die Methode war niedrigschwellig, kostete nichts extra und ließ sich gut in den Alltag integrieren. Es erfolgte keine systematische Erfassung der aufgenommenen Kalorienmenge.

Was lässt sich daraus folgern?

  • Die TU-Studie (wie auch frühere US- und Tierstudien) bestätigt: Intervallfasten kann vor allem im echten Leben zu Gewichtsreduktion führen – und das gilt auch für Ältere.
  • Der Unterschied zur DIfE/Charité-Studie liegt vor allem in der Kontrolle der Gesamtkalorien: In ChronoFast blieb die zugeführte Energiemenge konstant, die TU-Teilnehmer reduzierten sie offenbar unbemerkt (wie es meistens beim Intervallfasten passiert).
  • Die positive Wirkung in der TU-Studie beruht daher vermutlich ebenfalls auf einer spontanen Kalorienreduktion im Alltag.

Fachliche Einordnung

Während kontrollierte Studien (isokalorisch) oft geringe Effekte zeigen, bestätigen Alltagsstudien praktisch relevante Erfolge, die aber vor allem in der tatsächlich sinkenden Energieaufnahme liegen.

Zusammenfassung:

  • Intervallfasten kann eine wirksame Strategie zur Gewichtsabnahme und Verbesserung des Bauchumfangs bei älteren Menschen sein, insbesondere weil es offenbar zu einer automatischen Kalorienreduktion führt.
  • Wer aber bei konstanter Kalorienzufuhr nur die Essenszeiten verschiebt, hat nach aktuellem Stand keinen klaren Stoffwechselvorteil zu erwarten (laut DIfE/Charité/ChronoFast).
  • Empfehlung: Intervallfasten kann helfen, wenn dadurch die Energiezufuhr tatsächlich sinkt und die Methode langfristig praktikabel, einfach und stressfrei im Alltag bleibt.
  • Also achten Sie stets darauf, nicht zu viele Kalorien zu sich zu nehmen!

Literatur & weitere Hintergründe:

Intervallfasten im Gourmet Report

Studie: Kein Abnehmen durch Intervallfasten?

Zusammenfassung

Frühere positive Ergebnisse zum Intervallfasten konnten oft nicht klar zwischen Essenszeit und Kalorienreduktion unterscheiden. Die ChronoFast-Studie zeigt, dass die Vorteile in vielen Untersuchungen vermutlich vor allem von unabsichtlicher Kalorienreduktion stammen, nicht von der reinen Verkürzung des Essenszeitraums.

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