Quarz – Eine Weinprobe von Bernhard Steinmann

Meine Berichte zu Restaurantbesuchen enthalten, meistens jedenfalls, Informationen zu den begleitenden Weinen. Mal werden interessante Weinreisen von erfahrenen Sommeliers geboten, mal wird ein Fläschchen „durchgetrunken“, wie es so schön heißt. Gerade in einer Zeit in der freie Reisemöglichkeiten nur noch für den Warenverkehr, nicht jedoch für Menschen möglich sind, Restaurantbesuche also ausfallen müssen, bietet gerade der Wein eine überaus abwechslungsreiche Möglichkeit Berichte zu schreiben und Leserinnen und Leser zu informieren. 

Bei einem Gläschen Wein lässt sich das Oma- und Opa-Verbot, das Abstandsgebot und das Kneipen- und Kinoverbot prima aushalten.

Heute möchte ich mich etwas dem Sauvignon Blanc im Allgemeinen und dem “Quarz” Alto Adige Terlano DOC 2018 der Kellerei Cantina Terlan im Besonderen zuwenden. Im Jahre 1893 gegründet, zählt die Kellerei Terlan heute zu den führenden Winzergenossenschaften in Südtirol.

In Frankreich zählt Savignon Blanc zur zweitwichtigsten Weißweinsorte nach dem Chardonnay. Es handelt sich dabei um eine Kreuzung aus den Rebsorten Traminer und Chenin Blanc. Sprachwissenschaftler führen Sauvignon auf das französische „sauvage“, auf deutsch „wild“, zurück.

Will man eine Flasche erwerben, kann man auf diversen Seiten im Internet erfahren, wie der Wein schmecken soll.

Vielleicht finden Sie die Geschmacksrichtungen Stachelbeeren und Ananas, dann können Sie sich sicher etwas darunter vorstellen. Bei „frisch gemähtem Gras“ drängt es mich eher dazu in den Rasen vor dem Haus zu beißen.

Doch Scherz beiseite. Je nachdem, wie man geschmacklich geschult ist, kann man unterschiedliche Geschmackrichtungen mal stärker, mal schwächer wahrnehmen. Es hilft nichts, man muss sich sein eigenes Bild machen.

Vor vielen Jahren hat mir eine Weinprinzessin einmal erklärt, dass es keine schlechten Weine gäbe. Es kommt auf den eigenen Geschmack und die eigenen Vorlieben an. Persönlich stehe ich dem Sauvignon Blanc eher neutral gegenüber. Offen bin ich dabei vor allem für die trockenen Varianten. Dabei möchte ich nicht verschweigen, dass die süßen Weine des Sauternes, die ich besonders schätze, Sauvignon Blanc als Eckpfeiler haben.

Der wohl berühmteste Sauvignon Blanc Italiens „Quarz“ ist benannt nach den Quarzeinsprenkelungen im vulkanischen Porphyrgestein Terlans. Er duftet zart, hat eine große Tiefe und einen deutlich mineralisch-salzigen Nachhall. Neun Monate Reife auf Feinhefe, teils im Holzfass, teils im Edelstahltank, führen zu einem sehr guten Ergebnis. 

Für mich persönlich ist die Säure eines Weines ein wichtiges Kriterium, da starke Säurenoten mich eher abschrecken. Ich bin ein Freund von Ausgewogenheit und Harmonie. Weder Säurenoten noch Süße sollten dominieren. Ersetzen wir das Wort Säure durch Frische, sind wir auf dem richtigen Weg. Allgemeingültigkeit kann man daraus aber nicht ableiten. Hier wird jeder seinen eigenen Weg durch das Geschmacksdickicht finden müssen. 

Begeistert hat mich vor allem, dass im Quarz die Säure „gebändigt“ wurde. Meiner Meinung nach kommt der Wein geschmacklich eher langsam und stufenweise, entfaltet seine außerordentlich guten Geschmacksnuancen, seine Feinheiten, bedächtig. Luft bekommt ihm gut. Vielleicht dekantiere ich die nächste Flasche. 

Der Wein ist von starker Ausdruckskraft und feiner Mineralität. An dieser Stelle kommt die Frage nach dem Essen, welches der Wein zu etwas Besonderem anhebt. Gegrillter Fisch, Austern oder Krustentiere, wäre typisch für eine Weißweinempfehlung und keinesfalls verkehrt.

Ich habe es gewagt die Flasche meiner Frau zu Spaghetti Carbonara zu empfehlen. Fazit: Es passt wunderbar zusammen. 

Beim Essen ergab es sich, dass meine Frau und ich eine angeregte Diskussion darüber führten, welche Geschmacksrichtungen, welche Obstsorten deutlich herauszuschmecken sind. Da wir nicht einer Meinung waren, obwohl wir nicht sehr weit auseinander lagen, einigten wir uns auf den Kompromiss „Spätsommerfrüchte“. Na dann, Prost.

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