Bernhard Steinmann interviewt Gerhard Pohl

Das Hotel Sonne Frankenberg gehört zur Hotelvereinigung der FEINEN PRIVATHOTELS. Einer der Geschäftsführer ist Gerhard Pohl, der seit einiger Zeit damit beschäftigt ist, die Abläufe im Hotel neu zu ordnen und umzustrukturieren. Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt, abgeschlossen ist der Prozess aber noch lange nicht.

Bei unserem Aufenthalt im Hotel bot sich uns die Gelegenheit, mit ihm das nachfolgende Interview zu führen:

Bernhard Steinmann (B.St.): Die Sonne Frankenberg hat sich dem Hotelverbund FEINE PRIVATHOTELS angeschlossen. Wann und aus welchen Gründen erfolgte dieser Schritt?

Gerhard Pohl (G.P.): Der Schritt erfolgte im Jahr 2013. 

Ich habe ja schon bei einer früheren Tätigkeit in einem Haus der FEINEN PRIVATHOTELS gearbeitet. Uns war schnell klar, dass die Sonne Frankenberg mit einem ähnlichen Gästekreis perfekt dazu passt. Deshalb haben wir uns um eine Aufnahme bemüht.

B.St.: Das andere Haus war das Fährhaus Sylt.

G.P.: Genau. In beiden Häusern, dem Fährhaus auf Sylt und in der Sonne Frankenberg gibt es einen starken Investor der Interesse an einem Hotelbetrieb hat. Das passt auch sehr gut zu mir, da ich mich als Bindeglied zwischen einem industriellen Investor und einem Hotelbetrieb sehe.

Man muss die Investoren verstehen, die in ihrem Kernbereich oftmals andere Schwerpunkte setzen und vermitteln, dass ein Hotelbetrieb ganz bestimmte Anforderungen stellt, die sich von anderen Bereichen, beispielsweise in der Industrie, erheblich unterscheiden. 

B.St.: Die FEINEN PRIVATHOTELS würde ich jetzt als Hotelkooperation, also ein Zusammenschluss ohne Gesamtleitung, einstufen. Sind sie damit also eine reine Marketingorganisation oder worin liegt die Gemeinsamkeit? 

G.P.: Ja, eine Marketingorganisation ist der Grundgedanke. Letztlich ist es auch ein Freundeskreis, der untereinander Gäste weiterempfiehlt. Obwohl die Hotels sehr unterschiedlich sind, sprechen wir doch den gleichen Gästekreis an. 

HBB-Geschäftsführer Gerhard Pohl (© Bernhard Steinmann)

B.St.: Schon bei der Gründung der FEINEN PRIVATHOTELS konnte man doch absehen, welche Häuser infrage kommen und konnte erahnen, dass der Kreis eher klein ist?

G.P.: Gefragt waren ursprünglich Investoren, Unternehmer, die bereits Hotels besaßen. Unternehmer, die gleiche Interessen teilen.

B.St.: Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass man sich weiteren Hotelverbänden anschließt?

G.P.: Bei uns ist es gestattet, weiteren Verbänden anzugehören. Es gibt aber auch Hotelverbände die weitere Mitgliedschaften ausschließen. Das wird sehr unterschiedlich gehandhabt.

B.St.: Die Hauptleistung eines Hotels liegt, um es mal etwas salopp auszudrücken, in der Beherbergung und der Verpflegung. Immer wichtiger werden die sogenannten Nebenleistungen: Parkplätze, Tagungsangebote, und besonders der schnell wachsende Spabereich. Ist der Spabereich tatsächlich der am schnellsten wachsende Bereich der Hotellerie.

G.P.: Ich kann das nur für unser Haus beurteilen. Wir sind sehr stark kulinarisch ausgerichtet. Wir haben drei Restaurants im Hotel. Zusätzlich haben wir den Spabereich. Für unseren Kunden- und Gästekreis wären Spa und Wellness alleine allerdings zu wenig. 

Restaurants, Spabereich, die tolle Umgebung, das ist ein großartiger Mix für unsere Gäste.

B.St.: Sie sind dabei, den Hotelbetrieb durch Umstrukturierungen modern und zukunftsfest zu gestalten. Reicht es nicht, wenn der Gast ein sauberes Zimmer, freundliches Personal und einige interessante Nebenleistungen vorfindet?

G.P.: Nun, alles verändert sich. Wenn ich an meine Ausbildung zurückdenke und was ich damals gelernt habe, dann ist das heute nicht mehr zeitgemäß. Das reicht nicht mehr aus um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen, die für zufriedene Gäste sorgen.

Wir haben uns daher mit diesen Themen sehr stark auseinandergesetzt. Angefangen bei einer anonymen Mitarbeiterbefragung. Die jungen Leute von heute kommen mit überholten Hierarchien nicht mehr zurecht. Mit Floskeln wie „Das wird so und so gemacht. Bitte keine Rückfragen,“ kommt man nicht sehr weit. Diese Zeiten sind vorbei. 

Auch das war ein Ergebnis der Mitarbeiterbefragung. Deshalb haben wir beschlossen einen anderen Weg zu gehen. Wir haben das Gasterlebnis in den Vordergrund gestellt und uns gefragt welcher Führungsstil und welches Arbeitsklima führt zum besten Erfolg.

B.St.: Sie gingen also nicht vom Problem aus sondern vom gewünschten Ergebnis. „Reverse Thinking“ nennt das der Fachmann. Für einen Hotelbetrieb finde ich das schon außergewöhnlich.

G.P.: Die Mitarbeiter sind nicht mehr nur die ausführenden Personen von Aufgaben und Aufträgen, sondern arbeiten in eigener Verantwortung, treffen eigene Entscheidungen. Das ist die Zukunft aus unserer Sicht, darauf arbeiten wir hin.

B.St.: „Create & Celebrate Sonne Spirit“ ein, wie ich finde etwas sperriger Begriff soll das Verhältnis von Gästen zum Team – früher Personal genannt – und den Führungsstil im Unternehmen neu definieren. Ist dieser Punkt bereits abgeschlossen?

G.P.: Abgeschlossen ist diese Umstellung noch lange nicht. Das ist ein Prozess der sicherlich noch einige Jahre andauert. Wir sind jetzt bei ungefähr 30 %. Wir haben uns alle zusammengesetzt, alle Abteilungen, um die Ziele zu definieren und den Weg aufzuzeigen, den wir gemeinsam in eine gute Zukunft gehen wollen.

B.St.: Wie viele Mitarbeiter sind bei Ihnen beschäftigt?

G.P.: Wir haben ja nicht nur das Hotel sondern auch noch andere Betriebe. Wir führen eine Hotelbetriebsgesellschaft mit insgesamt vier Betrieben. Damit beschäftigen wir etwas mehr als 200 Mitarbeiter. Im Hotel sind es etwa 80 Mitarbeiter.

B.St.: Sie kommunizieren untereinander per App habe ich in Erfahrung gebracht.

G.P.: Wir müssen natürlich vermeiden, dass wichtige Informationen im Off verschwinden.  Daher kommunizieren wir mit einem Tool, das die jungen Leute eher anspricht. Natürlich haben wir noch unsere Meetings. Eine persönliche Ansprache ist noch immer sehr wertvoll. 

Die Dienstplangestaltung, die Urlaubsgestaltung, Nachrichten an alle Mitarbeiter, das funktioniert mit der App außerordentlich gut. Wir haben uns in diesem Bereich deutlich verbessert.

B.St.: Vom „Schlummer Atlas Top50 Hoteliers“, wurden Sie mehrfach als einer der besten Hoteliers Deutschlands ausgezeichnet. Wie schafft man sowas?

G.P.. (Lacht). Dazu gehört vor allem Beständigkeit. Beständig auf hohem Niveau zu arbeiten und ein Netzwerk aufzubauen und zu pflegen, das gehört auf jeden Fall dazu. 

B.St.: Mit dem „Philipp Soldan“ hat das Haus ein Gourmetrestaurant mit einem Michelinstern. Wie groß ist die Bedeutung des Restaurants für das Hotel?

G.P.: Das hat eine enorm große Bedeutung. Das ist natürlich schon ein USP (Unique Selling Proposition). Unser Gästekreiseinzugsgebiet geht bis zu einer Entfernung von zwei bis drei Stunden, bis in das Rhein-Main-Gebiet.

B.St.: Erik Arnecke hat schon in Restaurants gearbeitet die höher besternt und beurteilt waren als das Philipp Soldan. Ist das Ziel formuliert, in dieser Richtung weiterzukommen?

G.P.: Klar, wenn ein weiterer Stern dazukommt, nehmen wir ihn gerne. Das wäre für das gesamte Nordhessen ein toller Erfolg. Allerdings gehen wir das sehr unverkrampft an. In erster Linie geht es darum, unsere Gäste zufriedenzustellen.

B.St.: Vielen Dank, lieber Herr Pohl, für dieses Gespräch.

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