Finnisch essen und trinken in Berlin

Gestern zum Italiener, heute zum Koreaner – wer in Berlin von morgen sein will, geht finnisch essen, trinken, snacken. Ein kleiner Streifzug mit vielen Einflüssen aus Helsinki.

SAVU [Rauch] Restaurant des finnischen Starkochs Sauli Kemppainen

Intohimo wäre auch ein passender Name für das Restaurant von Sauli Kemppainen: Herzblut. Viele Details machen den Besuch zum Erlebnis.

„Jede Speise wird individuell angerichtet, wieso sollte sie dann auf Standardporzellan landen?“ fragt Kemppainen. Er greift zu einem Teller im typisch finnischen Birkenmuster, zeigt eine blaubeerfarbene Schale. Alles Einzelstücke, gemeinsam gestaltet mit der Keramik-Designerin Anu Pentik. Als Weinhalter dienen gekühlte Blöcke aus Speckstein, extra für das Savu aus dem Boden Lapplands gebohrt. Eine Woche Arbeit steckt in jedem Stäbchenhalter, bis die Rentierknochen auskocht waren. Kein Wunder also, dass die Vorbereitung auf die Eröffnung im August 2018 über ein Jahr dauerte.

SAVU_Sauli Kemppainen_Vedad Hadziabdic – Foto: Florian Bolk

Sauli Kemppainen machte sich zuvor in Helsinki einen Namen (La Cocina, Savoy, Kämp und Grotesk), er gilt als Mitbegründer der „New Nordic Cuisine“. Weitere Stationen in Italien und Spanien beeinflussen die aktuelle Karte ebenso wie zwei Räucheröfen. Darin landen auch mal Erdbeeren, serviert mit Holzteerlikör – eines der vielen spannenden Produkte, die Sauli in Finnland aufspürte.
Kurfürstendamm 160, Berlin, Mo–Sa 18–23 Uhr
www.savu.berlin

VOIMA [Kraft] Cocktailbar mit Ursprung auf Eisbrecher in Helsinki

Dank Aki Kaurismäkis Proletarischer Trilogie hat Berlin-Schöneberg eine finnisch inspirierte Bar. Die Filme entfachten die Liebe des Betreiberpaares zu Finnland, und passenderweise spricht der Regisseur von „Erinnerungen an die finnische Wirklichkeit“: Das einzige Wandbild zeigt den Eisbrecher Voima, beheimatet in Helsinkis Stadtteil Katajanokka, wo sich Piri und Peter unter finnischer Flagge das Ja-Wort gaben. Die Cocktailkarte ist nautisch orientiert, von der leichten Kategorie Schiffsjunge über den Vollmatrosen bis hin zum Admiral. Manch Exil-Finne kommt zum Stillen des Heimwehs, mit landestypischem Minttu- und Salmiakki-Likör oder dem hausgemachten Longdrink „Lonkero“ – übrigens 1952 eigens erfunden für die Olympiagäste in Helsinki.
Winterfeldtstr. 22, Berlin, Mi–So 18–3 Uhr voima.de

KIOSKI [Kiosk] Imbiss mit Rezepten der Oma aus Finnland

Zimtschnecken und karelische Piroggen, Fischbrote und dazu der Espresso für 1 Euro – so gelingt in Kreuzberg der schnelle Ausflug nach Finnland. Am Kioski treffen sich Menschen in purer Designkultur der 1960er: Der quietschgelbe Würfel des System K67 steht auch im MoMa.

Ritterstr. 9, Berlin, Mo–Fr 9–16 Uhr
kioski.berlin

BRYGGERI [Brauerei] Hausbrauerei und Restaurant in Helsinki mit Filiale in Berlin

„Es wäre egoistisch, das gute Bier für uns zu behalten“ – wer mit einer Hausbrauerei von Finnland nach Deutschland expandieren möchte, der braucht Selbstbewusstsein und ein gutes Produkt. Das im Prenzlauer Berg gezapfte Craft Beer stammt aus der Bryggeri Helsinki zwischen Domplatz und Hafen. Vor über 250 Jahren stand dort „Stora Bryggeriet“, die große Brauerei, als noch niemand an austauschbare Konzernbiere dachte. Zwischen Kessel und Kühltanks trifft man heute den Braumeister, für ein fast schon philosophi- sches Gespräch über mineralische Noten und den Hibiskus im Rosé-Bier. Logisch, dass auch beim begleitenden Essen auf das Niveau geachtet wird.

Sofiankatu 2, Helsinki, Mo–Sa, 12–24 Uhr
Göhrenerstr. 5, Berlin, Di–So, 16–24 Uhr
bryggeri.fi · bryggeri.de

Finnland ist Partnerland der Grünen Woche (18. – ­27.1.2019)
„Grüße aus der Wildnis“ lautet die Parole für kulinarische Spezialitäten aus dem Norden. Über 50 finnische Unternehmen präsentieren in Halle 10.2 ihre Produkte. Zudem steht die finnische Natur im Mittelpunkt, um Reisen in ländliche Gebiete zu fördern. Ein Landesteam finnischer Köche (ctof.fi) umsorgt die Messegäste gemeinsam mit der Bryggeri Helsinki. Patrick Neumann

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