Beim Bier macht die Hefe den Unterschied

In der hohen Kunst des Bierbrauens spielt die Hefe eine
wichtige Rolle. Sie wandelt den in der Würze gelösten Malzzucker in
Kohlensäure und Alkohol um. Dabei kommen unterschiedliche Hefen zum
Einsatz. Sie bestimmen das Gärverfahren. Ganz grob werden drei Sorten
von Hefe unterschieden – die obergärigen, die untergärigen Hefen
und die spontangärigen Hefen.

Obergärige Hefen benötigen für die Umwandlung des Malzzuckers in
Alkohol Temperaturen von 15 bis 20 Grad. Während des Gärprozesses
steigt die Hefe an die Oberfläche. Dort bildet sie zusammenhängende
Kolonien und kann abgeschöpft werden. Solange es noch keine
technischen Kühlverfahren gab, wurden Biere fast überall in
Deutschland mit obergärigen Hefen hergestellt.

Untergärige Hefe braucht Temperaturen zwischen 4 und 9 Grad und
sinkt nach der Gärung an den Boden des Kessels. Der Gärprozess
dauert deutlich länger als bei obergärigem Bier. Dafür sind
untergärige Biere besonders lange genießbar.

Zu den obergärigen Bieren zählen Kölsch, Alt und Weißbier. Heute
sind rund 85 Prozent aller deutschen Biere untergärig – darunter
Pils, Export oder auch Bockbier.

Spontangärige Biere spielen eine vergleichsweise untergeordnete
Rolle auf dem Markt. Sie enthalten keine Hefe. Stattdessen regen in
der Luft enthaltene Hefesporen den Gärprozess im offen gelassenen
Bottich an. Diese klassische Methode nutzen die ersten Bierbrauer, als
sie Hefe noch nicht kannten. Die bekanntesten spontangärigen Biere
sind Kriek, Gueuze, Lambic oder Jopenbier.

Bis zur Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde in den
1870er Jahren konnte untergäriges Bier nur im Winter gebraut werden.
In Regionen mit strengem Frost – in Bayern und Württemberg –
hackten die Bierbrauer im Januar Eis von den Gewässern und kühlten
damit in tiefen Kellern oder Höhlen die Gärbottiche. Die Vorräte
aus den langen Wintern reichten bis zur nächsten kalten Jahreszeit.
Während in diesen Regionen schon ab dem 16. Jahrhundert vorrangig
untergärig gebraut wurde, entwickelten die Rheinländer mit ihrem
milden Klima besonders ausgefeilte obergärige Techniken.

Eva Neumann, www.aid.de

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